Sendedatum: 25.03.2014 20:15 Uhr

Bänderriss: Oft muss nicht operiert werden

Ein Arzt hält den Fuß eines Patienten © NDR
Eine falsche Bewegung und die Bänder im Sprunggelenk können reißen.

Ein falscher Tritt, eine ungeschickte Bewegung oder auch ein Unfall - ein Bänderriss ist schnell passiert. Bei dieser Diagnose wird in vielen Fällen operiert und das gerissene Band wieder zusammengenäht oder gegebenenfalls ersetzt. Doch neuere Studien zeigen, dass das oft gar nicht nötig ist und manchmal sogar eher Nachteile für den Patienten mit sich bringt. Vielen Betroffenen hilft eine konservative Behandlung mindestens genauso gut.

 

Orthese stabilisiert Gelenk

Das gilt vor allem für das Sprunggelenk, das durch mehrere kurze Bänder stabilisiert und zusammengehalten wird. Knickt der Fuß nach innen um, wird das Außenband stark gedehnt und kann schlimmstenfalls komplett durchreißen. Inzwischen ist die konservative Behandlung bei Bänderrissen im Sprunggelenk die Standardtherapie, da das Außenband von allein gut wieder zusammenwächst, wenn das Gelenk ruhiggestellt wird. Dafür bekommt der Patient eine sogenannte Orthese angepasst, die den Knöchel Tag und Nacht stabilisiert und ein erneutes Umknicken nach innen oder außen verhindert. So kann das Außenband so straff wie möglich wieder zusammenheilen. Das ist wichtig, denn wenn das Band zu locker zusammenwächst, kann das Gelenk dauerhaft instabil bleiben.

Kreuzbandriss erhöht Arthrose-Risiko

Bei einem Kreuzbandriss im Kniegelenk galt die Operation lange als einzig sinnvolle Therapie. Doch auch hier hat bei den Medizinern ein Umdenken eingesetzt. Die beiden Kreuzbänder im Kniegelenk zurren Ober- und Unterschenkelknochen fest zusammen. Ohne sie wäre das Kniegelenk vor allem bei Beugebewegungen komplett instabil. Verdreht sich, zum Beispiel bei einem Sportunfall, der Unterschenkel im Gelenk, wird das vordere Kreuzband überdehnt und reißt. Für den Betroffenen fühlt sich ein Kreuzbandriss oft an wie ein Knall, der durchs Knie geht. Es fängt an zu vibrieren, zu zittern. Die gerissenen Kreuzbänder können das Knie nicht mehr stabilisieren, sodass Orthopäden die Diagnose schon mit einfachen Bewegungstests stellen können.

Risse des vorderen Kreuzbandes wurden bisher besonders oft operiert, weil die Ärzte so der Entwicklung einer Arthrose vorbeugen wollten. Bei dem Eingriff wird das kaputte Kreuzband durch ein Sehnentransplantat ersetzt und so das Knie wieder stabilisiert. Doch neuere Studien zeigen, dass ein Kreuzbandriss das Arthrose-Risiko generell erhöht - unabhängig davon, ob operiert wird oder nicht. Zwar wächst das Kreuzband nicht wieder wie vorher zusammen, aber zwischen den Bandenden bildet sich fast ebenso stabiles Narbengewebe. Bei einer nur leichten Instabilität im Knie kann eine konservative Behandlung mit Lymphdrainagen zur Entlastung, Krankengymnastik und gezielter muskelstärkender Bewegungstherapie daher völlig ausreichen.

Wann ist eine OP sinnvoll?

Bei sehr jungen Patienten und Leistungssportlern wird weiterhin meist eine Operation bevorzugt. Dabei ist zu beachten, dass es nach einer Kreuzbandoperation sechs bis acht Monate dauert, bis das Knie wieder voll belastet werden kann. Zudem ist die Operation auch nicht immer erfolgreich: Bei 10 bis 15 Prozent der Patienten wächst die Sehne nach dem Eingriff nicht richtig an, sodass das Knie nach der Operation instabiler sein kann als vorher. Deshalb plädieren Experten heute auch beim Kreuzbandriss für eine individuelle Entscheidung bei jedem Patienten.

Dieses Thema im Programm:

Visite | 25.03.2014 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bewegungsapparat

Mehr Gesundheitsthemen

Ein Arzt impft einer Person in den Oberarm. © colourbox Foto: -

Corona: Impfung mit neuem Booster möglich

Die Corona-Zahlen steigen wieder: Wer braucht jetzt eine Booster-Impfung - und wie wichtig ist die Grippeschutzimpfung? mehr

Vera Cordes moderiert in Visite einen Beitrag zu Pilzvergiftungen an. © Screenshot
59 Min
Die Ernährungs-Docs: Dr. Silja Schäfer,  Dr. Matthias Riedl und Dr. Viola Andresen © NDR Foto: Moritz Schwarz

Der E-Docs-Podcast in der ARD Audiothek

Die Docs zum Hören! Spannende Fälle, Ernährungswissen und Rezepte - jetzt abonnieren und keine Folge verpassen. extern

Eine Frau hält ein Tablet in der Hand und schaut sich den Auftritt der ARD Themenwelt Gesundheit an. © Getty Images/Farknot_Architect /Collage: ARD Foto: Getty Images/Farknot_Architect /Collage: ARD

Themenwelt Gesundheit in der ARD Mediathek

Spannende und informative Dokus, Serien und Magazine über die Gesundheit: Entdecken Sie unsere Themenwelt in der ARD Mediathek. extern