Windkraftbranche kritisiert Flaute beim Windenergie-Ausbau
Die Windkraftbranche in Niedersachen kritisisert den weiterhin schleppenden Ausbau der Windenergie. Demnach wurden im vergangenen Jahr landesweit zehnmal weniger neue Windenergieanlagen gebaut.
So entstanden 2020 insgesamt 48 neue Anlagen, drei Jahre zuvor waren es noch 485 gewesen. Gleichzeitig wurden 34 Anlagen zurückgebaut. Der Landesverband der Erneuerbaren Energien (LEE) bemängelt unter anderem, dass Genehmigungsverfahren für Windräder zu lange dauerten. Laut Verband lassen sich die Klimaschutz-Ziele mit den aktuellen politischen Vorgaben nicht erreichen. "Das Potenzial ist vorhanden, uns fehlen aber die Genehmigungen", so die LEE-Vorsitzende Bärbel Heidebroek.
Lies: Planungen dauern zu lange
Umweltminister Olaf Lies (SPD) gab zu, dass die Zahlen eine eindeutige Sprache sprechen würden: "Wir müssen beim Ausbau der Windenergie viel mehr Tempo machen, damit wir künftig den Energiebedarf tatsächlich komplett mit Erneuerbaren decken können", so Lies. Auch er räumte ein: Die Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen dauere schlicht zu lange - trotz der Überarbeitung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG).
Aufweichung der Regeln
Lies versicherte gleichzeitig eine Aufweichung der Regeln für den Anlagenbau. So sollen Windkraftanlagen im Wald ermöglicht werden, auch der Artenschutz-Leitfaden solle überarbeitet werden. Es müsse im EEG dringend klargestellt werden, dass die Nutzung erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung im öffentlichen Interesse liegt. "Das wäre auch für Ausnahmen nach dem Bundesnaturschutzgesetz hilfreich", so der SPD-Politiker. Gleichzeitig stellte er in Aussicht, dass künftig 2,1 Prozent der Landfläche Niedersachsens für Windenergie zu Verfügung stünden.
Grüne: Politik verursacht Dauerflaute
Die Grünen-Energiepolitikerin Imke Byl nahm die Landesregierung dabei in die Pflicht. Sie forderte verbindliche Ausbauziele im niedersächsischen Klimagesetz und mehr Personal für die Genehmigungsbehörden der Landkreise. "Die politische Blockade von SPD und CDU verursacht eine Dauerflaute", kritisierte Byl.
Niedersachsen führendes Windland
Der Ausbau der Windkraft liegt auch bundesweit weiter auf niedrigem Niveau, nachdem im Jahr 2019 der niedrigste Stand seit der Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000 verzeichnet worden war. Niedersachsen schneidet dabei im bundesweiten Vergleich noch relativ gut ab: Nur in Nordrhein-Westfalen (93 neue Anlagen) und in Brandenburg (70) wurden 2020 mehr Windkraftanlagen errichtet. Insgesamt ist Niedersachsen mit mehr als 6.200 Anlagen das mit Abstand führende Windland, gefolgt von Brandenburg mit rund 3.900 Anlagen.
