Ein Polizist sichert Hand eines Mannes mit Handschellen. © NDR Foto: Pavel Stoyan

Clankriminalität? Zwei Festnahmen im Landkreis Aurich

Stand: 08.05.2025 17:59 Uhr

Polizei und Staatsanwaltschaft melden einen Erfolg im Kampf gegen kriminelle sogenannte Clanstrukturen in Ostfriesland. Im Landkreis Aurich hat es am Donnerstagmorgen mehrere Durchsuchungen und Festnahmen gegeben.

Zwei Männer im Alter von 29 und 32 Jahren wurden laut Polizei und Staatsanwaltschaft bei den Durchsuchungen festgenommen. Sie werden dem kriminellen Clanmilieu zugerechnet, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Die Männer sollen den Angaben zufolge unter anderem im November 2024 einen Mann aus dem Landkreis Aurich mit Gewalt dazu gebracht haben, Vermögenswerte in fünfstelliger Höhe herauszugeben.

Waffen und Bargeld sichergestellt

Dem Einsatz vorangegangen waren monatelange Ermittlungen der Zentralstelle zur Bekämpfung krimineller Clanstrukturen der Staatsanwaltschaft Osnabrück und der Polizei. Sie hätten zum Erlass von zwei Haftbefehlen und mehreren Durchsuchungsbeschlüssen geführt, heißt es von den Ermittlern. Drei Wohnhäuser im Landkreis Aurich - unter anderem in Norden - wurden am Donnerstag durchsucht. Dabei haben die Beamten nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft Hieb-, Stich- und Schusswaffen sowie Bargeld sichergestellt. Dazu kommen demnach Vermögenswerte in Höhe von 70.000 Euro. Das Amtsgericht Osnabrück ordnete noch am Donnerstag Untersuchungshaft für die beiden Männer an. Die weiteren Ermittlungen dauern an.

Clankriminalität - ein umstrittener Begriff

Immer wieder berichtet die Polizei von Ermittlungen gegen sogenannte Clankriminalität. Nach der Definition des niedersächsischen Innenministeriums ist ein Clan eine durch verwandtschaftliche Beziehungen und eine gemeinsame ethnische Herkunft verbundene kriminelle Gruppe. Genau diese Definition ruft aber vielfach Kritik hervor. Thomas Müller etwa hat bei der Polizei Bremen im Bereich gegen Organisierte Kriminalität ermittelt und parallel Kriminologie studiert. Er bemängelt, dass die Polizei mit dem Begriff Clankriminalität eine Schablone für Menschen anlege, die sehr unterschiedlich sind. Sie würden als Einheit definiert, weil man sie einer Familienstruktur zuordnet und weil sie einen gewissen Nachnamen haben. "Man muss sich das mal vorstellen: Wenn man alle Müllers als potenziell kriminell ansieht und sie ständig überprüft, dann macht das etwas mit dem Bild, das Polizei und Gesellschaft von allen haben, die Müller heißen." Kritiker schlagen vor, stattdessen die Begriffe "organisierte Kriminalität" oder "kriminelle Bande" zu nutzen.

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