Rückkehr des Bibers: Landwirte fordern Entschädigung
Der niedersächsische Bauernverband fordert ein Konzept für ein landesweites Biber-Management. Der Grund: Die Rückkehr des Bibers nach Niedersachsen führe in der Landwirtschaft zu Herausforderungen.
Unter anderem in Pattensen (Region Hannover) haben Biber mit ihren Dämmen Wasserläufe unterbrochen und Wasser angestaut. Ackerflächen seien überflutet und teilweise dauerhaft vernässt worden, sagt Landwirt Hans-Heinrich Schnehage aus Pattensen. Er konnte bestimmte Felder deshalb nicht mehr bewirtschaften. Prinzipiell habe er kein Problem mit dem Biber. "Der Biber tut ja keinem was, er reißt keine Schafe oder so", sagt Schnehage. Für den Landwirt und seine überfluteten Felder ist teilweise eine Lösung gefunden worden: Er bekam von der Region eine Tauschfläche.
Landvolk fordert finanzielle Entschädigungen
Das Landvolk Niedersachsen fordert indes ein Konzept für landesweites Biber-Management, das auch Regelungen zu Entschädigungszahlungen beinhalten soll. Biberschutz dürfe nicht auf Kosten der Landwirtschaft gehen. "Wir wünschen uns beim Thema Bibermanagement mehr Tempo", sagte eine Sprecherin des Bauernverbands.
NABU: "Biber hat unglaubliches ökologisches Potenzial"
Die positiven Effekte des Bibers hebt hingegen der NABU Niedersachsen hervor. "Der Biber hat ein unglaubliches ökologisches Potenzial", sagt Anja Baigger, Projektleitung Biberschutz beim NABU. Durch das Fällen und Fressen am Ufer werden demnach mosaikartige Strukturen in der Landschaft erschaffen - etwa Still- und Fließgewässer, Lichtungen und Auwälder. "Sie kreieren so vielfältige, kleine Lebensräume", sagt Baigger dem NDR Niedersachsen. Wichtig sei dabei jedoch: Dem Biber müsse der notwendige Gestaltungsspielraum gelassen werden. Konkret heißt das laut Baigger: Reichen Landwirtschaftsflächen direkt bis an die Ufer, fehlt dieser Spielraum.
Umweltminister Meyer will Konzept vorlegen
Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer (Grüne) hat derweil für das zweite Halbjahr 2025 ein Konzept für den Umgang mit dem Biber angekündigt. Es soll dem Minister zufolge auch auf Probleme und Konflikte eingehen. So sollen unter anderem landesweit Bibersachverständige aktiv werden. Auch Meyer betonte, dass die Rückkehr der Tiere Vorteile habe. Der Biber trage zu einer ökologischen Gewässerentwicklung bei, unterstütze den Wasserrückhalt in der Fläche und schaffe Biotope für viele bedrohte Fischarten, sagte er. Einen "Runden Tisch Biber" hat das Land Niedersachsen bereits eingerichtet.
NABU: Prävention statt Schadensbeseitigung

Einer gemeinsamen Strategie für den Umgang mit dem Biber steht auch der NABU Niedersachsen grundsätzlich positiv gegenüber. Wichtig sei dabei jedoch, dass nicht die Schadensbeseitigung im Fokus steht, betont NABU-Projektleiterin Baigger. Stattdessen müsse es um Prävention gehen, konkret etwa um die Landschaftsplanung. Es brauche Uferstreifen und sogenannte Gewässerentwicklungskorridore - also Bereiche rund um Fließgewässer, die allein der Entwicklung des Gewässers zur Verfügung stünden.
Hunte bei Oldenburg: Biber gefährden Deiche
Das geplante Biberkonzept muss mehrere Interessen in Einklang bringen - die des Artenschutzes, der Landwirte, aber auch die Anliegen der Wasserwirtschaft und des Hochwasserschutzes. Am Fluss Hunte bei Oldenburg gefährden Biber etwa die Deiche. Denn: Bei Hochwasser mit hoher Fließgeschwindigkeit können die unterirdischen Bauten der Nager ausgespült werden. Das gefährdet laut dem Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) die Standsicherheit des Deichs.
