Nun doch: Landesregierung erwägt Gasförderung in der Nordsee
In der Debatte um die Energieversorgung angesichts des Ukraine-Krieges hält Niedersachsens Umweltminister eine Umkehr vom geplanten Verbot für Öl- und Gasbohrungen nahe des Wattenmeeres für möglich.
Direkt im Nationalpark werde es keine Gasförderung geben, aber der Bereich sei etwas größer, sagte der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) am Montag bei einer Pressekonferenz. "Deswegen macht es Sinn, sowohl die niederländische Seite anzusehen, wie auch zu sehen, was an anderen Stellen der Nordsee vielleicht möglich ist. Wir brauchen fossile Energie noch längere Zeit", sagte Lies. Die Situation sei nicht mehr dieselbe wie vor dem Krieg in der Ukraine.
Althusmann: Gespräche über Gasförderung vor Borkum
Die Landesregierung drückt dabei offenbar aufs Tempo: Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) kündigte an, mit den Niederlanden über eine mögliche Gasförderung in der Nordsee vor Borkum zu sprechen. Althusmann sagte dem NDR in Niedersachsen, man habe das Thema neu bewertet, um weniger abhängig von russischem Gas zu sein.
Minister deutet Kurswechsel bei Gasförderung an
Einem anderen Schritt in der Energiepolitik hat der Umweltminister dagegen eine Absage erteilt: Die Verlängerung von Atomkraftwerk-Laufzeiten kommt für Lies nicht in Frage. "Diese Debatte sollten wir zügig beenden", sagte Lies der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ). Es gebe keine Möglichkeiten, die Kernkraftwerke noch länger laufen zu lassen. Die Abschalt-Planungen seien viel zu weit fortgeschritten und es wären neue Genehmigungsverfahren notwendig. "Es ist ja nicht so, dass man ins Lager geht und mal eben einen neuen Brennstab holt", schilderte der Energie- und Umweltminister. Dieser Prozess würde Lies zufolge mindestens eineinhalb Jahre dauern.
Lies will massiven Ausbau von Windenergie
Der Sozialdemokrat setzt zudem auf einen massiven Ausbau der Windenergie und mehr Tempo bei der Realisierung von Flüssiggas-Terminals in Wilhelmshaven, Stade und Brunsbüttel. Lies hofft eigenen Worten zufolge auf weniger Proteste gegen neue Windenergie-Projekte: "Es müsste doch schon eine Akzeptanzsteigerung in der Gesellschaft dadurch geben, dass wir durch den Ukraine-Krieg gerade ganz deutlich vor Augen geführt gekommen, dass die Unabhängigkeit vom Energieimport die einzige Grundlage dafür ist, verlässlich, bezahlbar und eben autark Energie in Deutschland sicherzustellen."
FDP bringt Hochfahren abgeschalteter AKW ins Spiel
Zuletzt hatte die FDP angesichts der bedrohten Energieversorgung durch den Krieg sogar ein Wiederhochfahren stillgelegter Atomkraftwerke ins Spiel gebracht. "Es darf keine Tabus geben, alle Optionen gehören auf den Tisch", sagte Stefan Birkner, Fraktionschef im Niedersächsischen Landtag. In Niedersachsen war das Atomkraftwerk in Grohnde bei Hameln am Silvestertag vom Netz gegangen. PreussenElektra zufolge ist ein Wiederanfahren zumindest theoretisch uneingeschränkt möglich. Allerdings würden mittelfristig frische Brennelemente und Personal fehlen, weil die Stilllegung schon seit Jahren vorbereitet wurde, hieß es weiter vom Betreiber.
