Mastbetrieb mit Puten © NDR Foto: Claus Halstrup

"Notruf": Erzeuger fordern mehr Geld für Geflügelfleisch

Stand: 28.03.2022 18:58 Uhr

Der Präsident des Zentralverbands der Deutschen Geflügelwirtschaft, Friedrich-Otto Ripke, warnt davor, dass Geflügelfleisch im Supermarkt knapp werden könnte - wenn Erzeuger nicht mehr Geld erhalten.

Die Preise für Futter hätten sich im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine verdoppelt, die für Gas fast verdreifacht, sagte Ripke dem NDR in Niedersachsen. Wenn die Erzeuger nicht höhere Preise erhielten, dann würden viele künftig ihre Ställe leer stehen lassen - und das würde sich dann in den Supermarktregalen bemerkbar machen. Zuerst hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung" (NOZ) über das Thema berichtet. Der Zeitung sagte Ripke: "Das ist kein Weckruf mehr, sondern eher ein Notruf der Erzeuger an Handel, Verbraucher und Politik."

Höherer Verbraucherpreis kommt kaum bei Erzeugern an

Zwar ist der Verbraucherpreisindex für frisches Geflügelfleisch in Deutschland seit Dezember 2020 fast kontinuierlich gestiegen - von 104,5 auf 119 im Februar dieses Jahres. Doch die gravierenden Anstiege der Kosten für Futter und Energie könnten dadurch nicht ausgeglichen werden, sagte Ripke. Die Verbraucherpreissteigerung decke das nicht ab - auch deshalb nicht, weil sie nicht direkt beim Erzeuger ankomme. Am Ende sei der Handel gefragt, der den Landwirten mehr zahlen müsse - und auch die Verbraucherinnen und Verbraucher, die etwas mehr Geld für Geflügelfleisch ausgeben müssten, sagte Ripke. Der NOZ sagte er, die Erzeugerinnen und Erzeuger müssten für ein Kilogramm Putenfleisch statt aktuell 1,50 Euro 2,10 Euro erhalten und für Hähnchen anstatt derzeit 1 Euro pro Kilogramm Fleisch 1,55 Euro.

Forderung nach "umfassendem Tierwohl-Paket"

Trotz der aktuellen Umstände seien die Betriebe bereit, den von der Bundesregierung angestrebten Umbau der Tierhaltung mitzugehen, sagte Ripke. Er rief Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) dazu auf, nicht nur die für dieses Jahr angekündigte Haltungskennzeichnung auf den Weg zu bringen. Auch die Herkunft müsse mit gekennzeichnet werden. Ripke fordert von Özdemir "ein umfassendes Tierwohl-Paket". Die Landwirte würden nur dann mitmachen, wenn sie von dem Gesamtkonzept überzeugt seien.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 28.03.2022 | 06:00 Uhr

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