Niedersachsens Gasspeicher: "Füllstände sind marktabhängig"
Mit den Sanktionen gegen Russland stellt sich auch die Frage nach der Versorgungssicherheit mit Erdgas. In Niedersachsen gibt es 107 Kavernenspeicher, deren Füllmengen nur einmal im Jahr kontrolliert werden.
Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie hat keine tagesaktuellen Daten über die jeweiligen Füllstände der unterirdischen Gasspeicher. Das System sei sehr komplex, erklärte ein Sprecher dem NDR in Niedersachsen am Freitag auf Anfrage. Schließlich gebe es permanente Zu- und Abgänge. Zudem würden die Speicher nicht von staatlicher Seite, sondern von verschiedenen Unternehmen betrieben. Und: Es gebe auch keine gesetzliche Verpflichtung des Landes, darüber einen Überblick zu haben. "Wie viel Gas in den Speichern vorhanden ist, hängt vom Markt ab", so der Sprecher. Allerdings gebe es im Jahresverlauf Kontrollen, ob die Füllmengen nicht unter- oder überschritten werden.
Bedeutende Speicher in Niedersachsen
- Rehden, Gesamtvolumen (Millionen Kubikmeter): 6.780
- Etzel-EGL 1 und 2, 1.628
- Etzel-EKB, 1.231
- Etzel-ESE, 2.607
- Jemgum-Astora, 1.015
- Nüttermoor, 1.778
Betreiber Astora gibt keine Auskunft zu gespeichertem Gas
Eine genaue Übersicht gibt es allerdings auf der Internetseite Aggregated Gas Storage Inventory von Gas Infrastructure Europe. Hier sind tagesaktuell die wesentlichen Daten für die einzelnen Gasspeicher angegeben. Zu erkennen ist, dass etwa der größte deutsche Speicher in Rehden im Landkreis Diepholz derzeit nur noch zu rund vier Prozent gefüllt ist. Betreiber ist Astora, ein Tochterunternehmen des russischen Konzerns Gazprom. "Ob der Speicher aus politischen Gründen 'geleert' wurde, kann von unserer Seite nicht beurteilt werden", hieß es vom niedersächsischen Wirtschaftsministerium dazu. Astora habe darauf hingewiesen, dass es den Speicher zwar betreibe, aber keinen Einfluss darauf habe, was die Kunden dort ein- oder auslagerten. Das Unternehmen selbst verwies auf Anfrage auf die Webseite der Gas Infrastructure Europe.
Erdgas-Speicher stark geleert
Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) geht nicht davon aus, dass es zu einem Engpass bei der Erdgas-Versorgung kommt. "Ich sehe im Moment, da sich der Winter dem Ende zuneigt, noch keine Gefahr für die privaten Haushalte", sagte er am Mittwoch in einem NDR Interview. Der Oldenburger Energieversorger EWE aber geht von deutlich höheren Gas- und Strompreisen aus. Niedersachsen ist mit elf Untertage-Speichern, die sich auf 107 Kavernen aufteilen, zwei Porenspeichern, wie der größte seiner Art in Rehden, und etwa 50 Speicherbetrieben laut Ministerium als Deutschlands Förder-, Import- und Transitregion maßgeblich an der Speicherung von Erdgas beteiligt. Absolut betrachtet besitze Deutschland das größte Speichervolumen in Europa. Anfang September 2021 betrug der durchschnittliche Füllstand noch knapp 60 Prozent, ein Jahr zuvor waren es gar 93 Prozent, hieß es aus dem Wirtschaftsministerium. Aktuell sind die Erdgas-Speicherkapazitäten in Deutschland demnach noch zu knapp 31 Prozent gefüllt.
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