NABU warnt vor Weltkriegsmunition in Nord- und Ostsee

Stand: 16.03.2023 16:49 Uhr

Auf dem Meeresboden von Nord- und Ostsee liegen Hunderttausende Tonnen versenkter Weltkriegsmunition. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) warnt vor Gefahren durch giftige Stoffe für die Umwelt.

Behörden hatten einen Großteil der Munition nach dem Zweiten Weltkrieg in den Meeren versenkt, unter anderem vor Wilhelmshaven, in der Kolberger Heide bei Kiel und in der Nähe Helgolands. Weitere Munition war bei Gefechten und Havarien untergegangen. Mit der Zeit zersetzen sich die Hüllen oder rosten durch.

Dadurch gelangten krebserregende und erbgutverändernde Stoffe ins Meer - und in den Nahrungskreislauf, heißt es vonseiten des NABU. "Und so landen diese Gifte im schlimmsten Fall letztlich auf unseren Tellern", sagte Kim Detloff, Leiter Meeresschutz des NABU. Teilweise werde Munition auch an Stränden angespült oder lande in den Netzen von Fischern. Dabei sei es auch zu Unfällen gekommen. "Das ist zum Glück die Ausnahme, aber es passiert", sagte Detloff. Touristen hätten schwere Verletzungen erlitten, wenn sie Phosphor mit Bernstein verwechselt haben, der sich dann entzündet habe.

Explosion von Minen für Schweinswale über Kilometer tödlich

Die Giftstoffe bedrohen auch Flora und Fauna der Meere. "Wenn so eine Seemine mit 350 Kilogramm TNT detoniert, ist das die lauteste Punktschallquelle, die wir im Meer kennen. Im Umkreis bis zu vier Kilometern ist das tödlich für Schweinswale", sagt Detloff. Bei bis zu zehn Kilometern Entfernung zum Explosionsort seien ernsthafte Verletzungen bei Schweinswalen zu erwarten.

Bundestag: 100 Millionen Euro für Sofortprogramm

Die Umweltschützer kritisieren die Politik in der Munitions-Thematik heftig. Vor der Problematik sei über Jahrzehnte lang die Augen verschlossen worden, sagt Detloff. Eine spezielle Anlage soll jetzt in einem Pilotprojekt bei der Bergung von Bomben, Minen, Granaten und Torpedos helfen. Der Bundestag hatte in einem Sofortprogramm 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Wann die Bergungsanlage an den Start gehen kann, ist unklar. Laut Bundesumweltministerium war der Auftrag Anfang des Monats noch nicht vergeben.

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NDR 1 Niedersachsen | Niedersachsen 18.00 | 17.03.2023 | 18:00 Uhr

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