Energiekrise: Wie Kommunen in Niedersachsen sparen wollen
Wegen der Energiekrise stellen sich viele Kommunen die Frage, an welchen Stellen sie Gas und Strom einsparen können. Oldenburg hat dazu einen 30-Punkte-Plan ausgearbeitet.
"Das sind natürlich zum Teil auch unangenehme Dinge, die wir uns dort überlegt haben", sagte Oberbürgermeister Jürgen Krogmann (SPD) dem NDR in Niedersachsen. Es gibt eine Liste mit unmittelbaren Maßnahmen. Demnach beheizt die Stadt öffentliche Gebäude nicht mehr so umfangreich wie bisher. Auch in Kindertagesstätten und Schulen geht man bis auf den gesetzlichen Mindestwert von 20 Grad. In Sporthallen werde in den Ferien das Warmwasser abgestellt. Klimaanlagen und Heizlüfter sind in Büros verboten. "Wir müssen uns natürlich damit auseinandersetzen, dass wir im Herbst einen Gas-Notstand haben, wenn das Schlimmste eintritt", sagte Krogmann. Die Einsparungen sollen im Winter als Reserven dienen. Krogmann hatte das Maßnahmenbündel am Montag im Stadtrat vorgestellt. Er kann sie ohne Beschluss des Rates umsetzen.
Straßenbeleuchtung reduzieren, Ampeln in der Nacht abschalten
Zu den den mittelfristigen Maßnahmen zählt unter anderem die Reduzierung der Erdgasbusse. Außerdem sollen in den kommenden Wochen in der Nacht Ampeln und Straßenbeleuchtungen abgeschaltet werden. Krogmann hofft, dass viele Bürgerinnen und Bürger privat mitmachen. "Es würde nichts bringen, wenn nur die Stadt sich müht und alle anderen würden so weiter leben wie bisher. Wir haben die Hoffnung, dass alle Menschen sich Gedanken machen", sagte Krogmann. Ihm zufolge gehen die Berechnungen davon aus, dass die Stadt mit diesen kurzfristigen Vorhaben zwischen 10 und 20 Prozent weniger Energie verbraucht.
Sparen, um die Versorgung im Winter zu sichern
Krogmann zufolge beträgt der Erdgasverbrauch der städtischen Liegenschaften rund 41 Millionen Kilowattstunden im Jahr, ihr Stromverbrauch liegt bei rund zwölf Millionen Kilowattstunden. Sowohl beim Gas- als auch beim Stromverbrauch rangierten die Schulen an erster Stelle, sie verbrauchten 67 Prozent des gesamten Erdgasbedarfs und 50 Prozent des Strombedarfs. Niemand solle frieren, sagte der OB. Aber er wolle die rechtlich zulässigen Mindestwerte ausnutzen. Denn ein Grad Raumtemperatur weniger könne sechs Prozent Energie einsparen.
Andere Städte und Kreise haben Temperatur in Bädern gesenkt
Auch in anderen Teilen Niedersachsens denken Stadt- und Kreisverwaltungen über Sparmöglichkeiten nach - und haben einige bereits umgesetzt. Im Landkreis Peine und in Wolfenbüttel ist das Wasser in den Schwimmbädern aktuell um eineinhalb bis zwei Grad kühler. Das spare etwa acht bis zehn Prozent Energie. Allerdings gibt es auch Bedenken, etwa gegen Maßnahmen wie Bäderschließungen: Die Menschen könnten dann auf private Pools ausweichen, sagte der Sprecher des Landkreises Goslar.
Braunschweig will dämmen
Die Stadt Braunschweig berät unterdessen mit dem Personalrat der Verwaltung, ob die Raumtemperatur in öffentlichen Gebäuden gesenkt werden kann. Mehr Einsparpotenzial liegt einem Sprecher zufolge aber darin, an Fassaden, Fenstern und Dächern der Gebäude nachzudämmen. Zudem plant die Stadt einen Krisenstab, der einen möglichen Gasmangel über alle Abteilungen der Verwaltung hinweg ständig beobachten und entsprechend handeln soll. Zudem ist für akute Fälle ein operativ-taktischer Stab unter der Leitung der Feuerwehr geplant. Damit den Braunschweigern nicht kalt wird, wird der örtliche Energie-Versorger BS Energy vor allem Ersatz für ausbleibendes Gas beschaffen, also Altholz, Kohle und Öl. Die höheren Preise werden die Stadtwerke trotzdem voll an die Kunden von BS Energy weitergeben. Deswegen unterstützt Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) eine Forderung des Städtetages, dass der Bund für alle Stadtwerke einen Rettungsschirm aufspannen soll - nach dem Vorbild des Bankenrettungsschirms in der Finanzkrise 2009.
Landkreis Gifhorn plant Austausch der Technik
Der Landkreis Gifhorn will in besonders alten Schulen, Kreishäusern und einer Asylbewerber-Unterkunft - je nach Bedarf - neue Heizungen, Wärmepumpen, Solaranlagen und LED-Leuchten einbauen lassen. Das alles solle noch vor dem Winter fertig sein, so eine Sprecherin.
Harburg versorgt sich mit Ökostrom, Lüneburg plant Konferenz
Der Landkreis Harburg ist vielen anderen Kreisen in puncto Energieversorgung einen Schritt voraus: Dort werden alle 134 öffentlichen Gebäude mit Ökostrom versorgt - sechs Prozent davon stammen aus Photovoltaik-Anlagen. Allerdings suchen die Fachleute auch dort nach weiteren Möglichkeiten, einzusparen. Die meisten Städte und Kommunen wollen ihre Notfallpläne nach den Sommerferien vorstellen. Lüneburg etwa plant für die letzte August-Woche eine Konferenz. Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch (Grüne) will dann mit Vertretern von Wirtschaft, Wohlfahrtsverbänden, Kirche, Energieversorgern, Banken, Kliniken, Schulen, Kitas und der Leuphana Universität mögliche Szenarien und Notfallpläne besprechen. Es gehe darum, "wie wir als Stadtgesellschaft zusammenhalten können".