Millionenbetrug: Hohe Hürden für Göttinger Cybercrime-Ermittler
Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt derzeit in einem internationalen Fall von Anlagebetrug im Internet mit einem Schaden in Millionenhöhe. Der Fall weist besondere Tücken auf.
Für die Ermittler ist es laut Staatsanwaltschaft schwierig, den Weg des Geldes nachzuverfolgen. Unter anderem müssen die Beamten Call-Center-Mitarbeitern auf die Schliche kommen. Bei diesen handele es sich allerdings nach bisherigen Erkenntnissen nicht um die Betreiber der Betrugsplattformen, sondern um kriminelle Dienstleister, die für verschiedene Auftraggeber arbeiten würden. Die Rufnummern seien oft nicht zurückzuverfolgen. Die Beamten versuchen derzeit die technische Infrastruktur der Bande sowie die Aufenthaltsorte der Täter ausfindig zu machen. Die internationale Zusammenarbeit bei den Ermittlungen sei sehr zeitaufwendig, heißt es.
Bis zu 500 Millionen Euro Schaden
Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt gegen mehrere Verdächtige. Zu den Hauptverdächtigen gehören ein 51-Jähriger und ein 54-Jähriger aus Israel. Es sei das bisher größte Cybercrime-Verfahren in Göttingen. Allein in Niedersachsen soll der Schaden bei mehr als drei Millionen Euro liegen. Insgesamt könnte der Schaden durch gewerbs- und bandenmäßigen Betrug bis zu 500 Millionen Euro betragen. Die Täter sollen unter anderem auf der Internetplattform "fx-leader.com" angeboten haben, Geld gewinnbringend anzulegen. Statt die Beträge zu investieren, hätten sie das Geld aber schlicht gestohlen.
Allein 43 Fälle in Niedersachsen
Ein Investor aus Göttingen gab den Anstoß für die Ermittlungen. Er hatte 250.000 Euro investiert. Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft Göttingen zusammen mit der Cybercrime-Einheit der Kripo Braunschweig in 43 Fällen in Niedersachsen. Bundesweit sind bisher rund 250 Fälle und ein Schaden von 8,4 Millionen Euro bekannt. Die Staatsanwaltschaft Rostock sowie die europäischen Justiz- und Polizeibehörden Eurojust und Europol sind ebenfalls an den Ermittlungen beteiligt.
Beute teilweise in Kryptowährung umgetauscht
Die Täter sollen ihre Opfer hauptsächlich durch Werbeanzeigen mit prominenten Köpfen im Internet auf ihre Portale gelockt haben. Darüber landeten die vermeintlichen Kunden in einer Eingabemaske, in die sie persönliche Daten eingeben sollen. Anschließend sollen Call-Center-Mitarbeiter die Opfer zu immer höheren Investitionen gedrängt haben. Um Spuren zu verwischen, sei das Geld anschließend auf verschiedene Konten im In- und Ausland geschafft und teilweise in Kryptowährung umgetauscht worden sein.
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