Die Fotokomposition zeigt verschiedene digitale Endgeräte, die im Dunkeln leuchten. © picture alliance/Pacific Press Foto: Andrea Ronchini

Millionenbetrug: Hohe Hürden für Göttinger Cybercrime-Ermittler

Stand: 27.03.2022 11:34 Uhr

Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt derzeit in einem internationalen Fall von Anlagebetrug im Internet mit einem Schaden in Millionenhöhe. Der Fall weist besondere Tücken auf.

Für die Ermittler ist es laut Staatsanwaltschaft schwierig, den Weg des Geldes nachzuverfolgen. Unter anderem müssen die Beamten Call-Center-Mitarbeitern auf die Schliche kommen. Bei diesen handele es sich allerdings nach bisherigen Erkenntnissen nicht um die Betreiber der Betrugsplattformen, sondern um kriminelle Dienstleister, die für verschiedene Auftraggeber arbeiten würden. Die Rufnummern seien oft nicht zurückzuverfolgen. Die Beamten versuchen derzeit die technische Infrastruktur der Bande sowie die Aufenthaltsorte der Täter ausfindig zu machen. Die internationale Zusammenarbeit bei den Ermittlungen sei sehr zeitaufwendig, heißt es.

Bis zu 500 Millionen Euro Schaden

Die Staatsanwaltschaft Göttingen ermittelt gegen mehrere Verdächtige. Zu den Hauptverdächtigen gehören ein 51-Jähriger und ein 54-Jähriger aus Israel. Es sei das bisher größte Cybercrime-Verfahren in Göttingen. Allein in Niedersachsen soll der Schaden bei mehr als drei Millionen Euro liegen. Insgesamt könnte der Schaden durch gewerbs- und bandenmäßigen Betrug bis zu 500 Millionen Euro betragen. Die Täter sollen unter anderem auf der Internetplattform "fx-leader.com" angeboten haben, Geld gewinnbringend anzulegen. Statt die Beträge zu investieren, hätten sie das Geld aber schlicht gestohlen.

Allein 43 Fälle in Niedersachsen

Ein Investor aus Göttingen gab den Anstoß für die Ermittlungen. Er hatte 250.000 Euro investiert. Insgesamt ermittelt die Staatsanwaltschaft Göttingen zusammen mit der Cybercrime-Einheit der Kripo Braunschweig in 43 Fällen in Niedersachsen. Bundesweit sind bisher rund 250 Fälle und ein Schaden von 8,4 Millionen Euro bekannt. Die Staatsanwaltschaft Rostock sowie die europäischen Justiz- und Polizeibehörden Eurojust und Europol sind ebenfalls an den Ermittlungen beteiligt.

Beute teilweise in Kryptowährung umgetauscht

Die Täter sollen ihre Opfer hauptsächlich durch Werbeanzeigen mit prominenten Köpfen im Internet auf ihre Portale gelockt haben. Darüber landeten die vermeintlichen Kunden in einer Eingabemaske, in die sie persönliche Daten eingeben sollen. Anschließend sollen Call-Center-Mitarbeiter die Opfer zu immer höheren Investitionen gedrängt haben. Um Spuren zu verwischen, sei das Geld anschließend auf verschiedene Konten im In- und Ausland geschafft und teilweise in Kryptowährung umgetauscht worden sein.

Weitere Informationen
Eine goldene physische Bitcoin-Münze. © picture alliance/dpa Foto: picture alliance/dpa/Ina Fassbender

Beschlagnahmte Bitcoin spülen Geld in Niedersachsens Kasse

Die Kryptowährung war zuvor von Kriminellen konfisziert worden. Die Einnahmen waren 2021 so hoch wie nie zuvor. (26.01.2022) mehr

Ein maskierter Polizist trägt eine Kiste an einem Abschleppwagen vorbei. © dpa-Bildfunk Foto: Philipp Schulze

Straftaten krimineller Banden nehmen in Niedersachsen zu

Innenminister Pistorius und Justizministerin Havliza haben das Lagebild für 2020 vorgestellt. Im Fokus: Drogenhandel. (22.11.2021) mehr

Eine Münze mit dem Bitcoin-Logo mit einem binären Zahlencode (grünes Licht) überzogen. © picture alliance/chromorange Foto: Christian Ohde

Europaweiter Anlagebetrug: Kunden erleiden Millionenschaden

Ermittler aus Braunschweig, Göttingen und Rostock haben mehrere Internetplattformen gesperrt und Server beschlagnahmt. (28.10.2021) mehr

Dieses Thema im Programm:

Markt | 01.11.2021 | 20:15 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Cyberkriminalität

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) läuft durch das Neue Rathaus. © picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Foto: Julian Stratenschulte

Oberbürgermeister in Elternzeit? Onay will Arbeitszeit halbieren

Hannovers Rathaus-Chef will auf 32 Stunden reduzieren. Es wäre das gesetzliche Maximum, das Beamte in Elternzeit arbeiten dürfen. mehr