"Schafe vorm Fenster": Digitale Pinnwand für ländlichen Raum
In ländlichen Regionen passiert nicht viel, könnte man meinen. Der Eindruck entsteht vor allem, weil Termine ihre Adressaten schlicht nicht erreichen. IT-Fachmann Jan-Henrik Hempel wollte das ändern und hat die Seite "Schafe vorm Fenster" entwickelt.
Was ist los in der Region? Wann kommt der mobile Bäcker ins Dorf oder der Frisör? Als es noch die Dorfkneipe gab oder den Fleischer, haben die Menschen dort das Neueste erfahren. Mittlerweile sind viele Geschäfte verschwunden. Als Jan-Henrik Hempel von Berlin nach Schmatzin in Mecklenburg-Vorpommern zog und wissen wollte, wo er etwas erledigen und besorgen kann, hat er dazu im Internet kaum Informationen gefunden. Das einzige Interessante waren damals die Schafe vor seinem Fenster. Somit reifte die Idee einer digitalen Terminliste für sein Dorf. Gemeinsam mit Christian Sauer gründete der IT-Fachmann die Plattform "Schafe vorm Fenster".
Auf einen Blick: Veranstaltungen, Konzerte oder Tanzkurse
Das Angebot sei sozusagen eine Pinnwand, auf der jeder Neues und Nützliches über Region und Dorf erfahren kann, erzählt Christian Sauer. Die Angebote wachsen: Manche Termine werden inzwischen in einem 25 Kilometerradius um das eigene Dorf angezeigt: zum Beispiel Veranstaltungen, Konzerte und Tanzkurse, von denen bislang Menschen in Nachbargemeinden nichts wussten. Die beiden Macher von "Schafe vorm Fenster" sind auch mit Verkehrsgesellschaften im Gespräch. Künftig sollen auf dem Portal auch die Abfahrtszeiten der Busse abrufbar sein.
Internetseite im Stil einer App
Die digitale Terminliste ist keine klassische App für das Smartphone, sie sieht allerdings so aus. Sie funktioniert über das Internet mit dem Google-Kalender, in dem die Termine eingetragen und mit den Machern geteilt werden.
Fast im gesamten Kreis Vorpommern-Greifswald verfügbar
2019 ist das Projekt in den Gemeinden im Peenetal gestartet. Wegen Corona mussten auch die "Schafe vorm Fenster" pausieren. Inzwischen ist das Angebot in allen rund 600 Dörfern des Kreises Vorpommern-Greifswald verfügbar. Das Angebot müsse sich noch herumsprechen, erklärt Sauer, und es sei abhängig von denjenigen, die das Portal mit Informationen füttern.
Termine eintragen und abrufen ist kostenfrei
Nutzer, die die Infos aus ihrem Dorf abrufen, müssen nichts bezahlen. Auch der Eintrag von Terminen ist kostenfrei. Es gibt aber auch zwei Tarif-Optionen, um Bilder und Dateien an einen Termin anzuhängen. Diese Angebote umfassen mehr Funktionen sowie einen Service. Diese Angebote, die sich in erster Linie an Firmen richten, kosten Geld. Noch bis zum kommenden Sommer unterstützt die EU das Projekt. Bis dahin müsse es auf eigenen Füßen stehen, sagt Christian Sauer. Um das Portal danach am Laufen zu halten, könnte Werbung eine Einnahmequelle sein.
