Vertebroplastie: OP bei Wirbelfrakturen
Um osteoporotisch bedingte Wirbelkörperfrakturen zu versorgen, haben sich zwei Operationsmethoden etabliert: Bei der sogenannten Kyphoplastie wird der gebrochene Wirbelkörper mit Hilfe eines aufblasbaren Ballons wieder aufgerichtet. Um den Knochen zu stabilisieren, wird in den Hohlraum, den der Ballon im Knochen hinterlassen hat, ein spezieller Knochenzement gespritzt. Auch bei der sogenannten Vertebroplastie wird der gebrochene Wirbel durch das Einspritzen von Knochenzement aufgerichtet und stabilisiert, allerdings ohne dass der Wirbelkörper zuvor durch einen Ballon geweitet wurde.
Die Eingriffe werden in Vollnarkose oder unter örtlicher Betäubung durchgeführt und dauern in der Regel nicht länger als 60 bis 90 Minuten. Bereits kurze Zeit nach der Operation kommt es in der Regel zu einer erheblichen Linderung der Schmerzen. Noch am Operationstag können die Patienten wieder aufstehen. Das Krankenhaus können sie in der Regel nach wenigen Tagen wieder verlassen.
Studienergebnisse sorgen für Diskussionen
Studien aus den USA und Australien stellen das bisher erfolgreiche Vorgehen seit Kurzem in Frage. Die Studie untersuchte bei 78 Patienten mit osteoporotisch bedingten Wirbelkörperbrüchen die Schmerzlinderung nach unterschiedlichen Behandlungen. Eine Gruppe der Patienten wurde dazu mit einer Vertebroplastie, also der Injektion von Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper, behandelt. Die andere Gruppe der Betroffenen erhielt eine Scheinbehandlung, bei der lediglich ein lokales Betäubungsmittel in die Knochenhaut des gebrochenen Wirbels gespritzt wurde. Ansonsten unterschieden sich die Prozeduren nicht. Das Ergebnis der Studie zeigte, dass die Schmerzen in beiden Gruppen in gleichem Maße gelindert werden konnten.
Deutsche Experten erklären die Ergebnisse zum einen mit der bekannten hohen Placebowirkung operativer Eingriffe und zum anderen mit der Verabreichung schmerzstillender Medikamente in die Knochenhaut. Als Fazit der Studie sollten Vor- und Nachteile, Risiken und Nebenwirkungen einer Therapieoption sowie deren Alternativen streng gegeneinander abgewogen werden. Gerade Wirbelkörperfrakturen haben eine hohe Spontanheilungsrate, sodass eine operative Versorgung nicht immer zwingend notwendig sein muss.
Interviewpartner im Studio:
Prof. Dr. Michael Amling
Leiter des Zentrum für Biomechanik und Skelettbiologie, Experimentelle Unfallchirurgie
Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Interviewpartner im Beitrag:
Robert Percy Marshall
Institut für Osteologie und Biomechanik
Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
Autor der Fernsehbeiträge:
Dr. Tilmann Hassenstein
