Sendedatum: 15.12.2009 20:15 Uhr

Schlaganfall – Minischirm im Herz schützt

Kaum jemand kennt sie: Herzohren. Es sind daumennagelgroße Ausstülpungen an den Vorhöfen des Herzens. Ihr Zweck ist noch nicht restlos geklärt - klar aber ist, dass im linken Herzohr 90 Prozent aller Blutgerinnsel im Herzen entstehen, die einen Schlaganfall auslösen können. Besonders gefährdet sind Patienten mit Vorhofflimmern. Die Häufigkeit dieser Herzrhythmusstörung nimmt mit dem Alter, vor allem ab 75 Jahren, drastisch zu. Das Vorhofflimmern bringt das Herz aus dem Takt. 

Weil das Herz unregelmäßig schlägt, durchströmt das Blut das Herz nicht mehr gleichmäßig. In toten Winkeln wie dem Herzohr kann das Blut versacken und gerinnen. Ein solches Gerinnsel kann plötzlich herausgeschwemmt werden und mit dem Blut in Körper oder Gehirn gelangen: 20 Prozent aller Schlaganfälle entstehen so. Blutverdünner sollen die Gerinnsel verhindern. Sie verdünnen das Blut jedoch so sehr, dass es bei manchen Patienten zu starken Blutungen kommen kann. Platzt zum Beispiel eine Arterie im Auge, kann der Betroffene aufgrund der starken Blutung einen Teil seiner Sehkraft einbüßen.

Kleine Bucht im Herzen verschließen

Für Patienten mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko gibt es eine neue Therapie: Ein neuartiger Verschluss in Form eines Mini-Schirms im Herzohr. Von der Leiste aus wird das zusammengefaltete Schirmchen mit einem Katheter in den Vorhof vorgeschoben und dort im Herzohr verankert. Das entfaltete Schirmchen wird nach und nach von Gewebe überwachsen und die kleine Bucht des Herzohrs ist damit dicht. In der Regel können die Patienten das Krankenhaus einen Tag nach den Eingriff wieder verlassen. Nach einem Monat wird per EKG und Ultraschall der Sitz des Schirmchens kontrolliert. Die Therapie ist noch sehr neu und wird nur in komplizierten Fällen durchgeführt. Betroffene, die das Flimmern nicht stark belastet, können mit Hilfe von Medikamenten und Sport ein normales Leben führen.  

Interviewpartner im Studio:

Prof. Dr. Gunnar Klein
Leiter der Rhythmologie
Klinik für Kardiologie und Angiologie
Medizinische Hochschule Hannover
Carl-Neuberg-Straße 1,
30625 Hannover

Autorin des Fernsehbeitrags:
Judith König

Dieses Thema im Programm:

Visite | 15.12.2009 | 20:15 Uhr

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