Tennisarm behandeln: Welche Übungen und Hilfsmittel helfen?

Stand: 24.01.2023 09:37 Uhr | vom Norddeutscher Rundfunk-Logo

Ein Tennisarm oder Tennisellenbogen plagt nicht nur Sportler. Auch bei der Arbeit oder im Haus können Schmerzen im Ellenbogen auftreten. Ursache sind monotone Bewegungen. Regelmäßiges Dehnen und Trainieren der Muskulatur können helfen.

Man muss kein Tennisspieler sein, um einen Tennisarm (Epicondylitis humeri radialis) zu bekommen. Tennisspieler, die mindestens drei Stunden die Woche spielen, haben ein höheres Risiko einen Tennisarm zu bekommen. Dennoch stehen nur rund fünf Prozent der Menschen mit einem Tennisarm mit Tennis in Verbindung. Viel häufiger plagen die stechenden Schmerzen im Ellenbogen Handwerker, Bauarbeiter und Personen, die viel am Computer arbeiten. Bei einem Tennisarm oder auch Tennisellenbogen ist der Sehnenansatz entzündet, der die Muskulatur mit dem Ellenbogenknochen verbindet. Bleibt der Tennisarm unbehandelt, nehmen die Schmerzen zu und treten auch in Ruhe auf. Es kann sich ein chronischer Tennisarm ausbilden.

Tennisarm: Schmerzen durch Muskelüberlastung

Monotone Bewegungsabläufe führen zu einer Überbeanspruchung mit Mikrorissen im Sehnenansatz der Unterarmstreckmuskulatur, die lokale Entzündungen auslösen und die Knochenhaut reizen. Starke Schmerzen an der Außenseite des Ellenbogens sind die Folge. Die Muskeln verhärten und verspannen sich, in den Muskelfasern bilden sich sogenannte Triggerpunkte, die zu stechenden, ausstrahlenden Schmerzen im ganzen Arm führen. Es kommt zu Schonhaltungen, einem Druckschmerz an der Außenseite des Ellenbogens, Bewegungsschmerzen und Kraftverlust.

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Dr. Annika Hättich © Screenshot
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Der Begriff "Tennisellenbogen" geht auf den englischen Arzt Henry Morris zurück, der ihn im Jahr 1883 einführte ("lawn tennis arm"). Betroffen sind vor allem Männer und Frauen im Alter von 35 bis 50 Jahren. Typische Bewegungen, die einen Tennisarm auslösen können sind:

  • Bügeln
  • Betätigen der Maus bei Computerarbeit
  • Hämmern
  • Wände streichen
  • Umgang mit schwerem Werkzeug
  • Gitarre spielen
  • Wischen / putzen

Wie wird ein Tennisarm diagnostiziert?

Die starken Schmerzen eines Tennisarms lassen sich auslösen, wenn die Betroffenen mit dem Handrücken von unten gegen einen Widerstand drückt oder Ärztin beziehungsweise Arzt von außen Druck auf den knöchernen Sehnenansatz (Epikondylus) der Streckmuskeln des Unterarms ausübt. Mit bildgebenden Verfahren wie MRT, Ultraschall oder Röntgen können andere Krankheitsursachen wie Schleimbeutelentzündung oder Arthrose ausgeschlossen werden.

Heilung des Tennisarms ist langwierig

Ursächlich für die Schmerzen sind häufig altersbedingte Veränderungen im Sehnenbereich, die Sehnenqualität nimmt ab. Auch Risikofaktoren können eine Erkrankung begünstigen:

Sehnen bilden das Verbindungsstück zwischen Muskeln und Knochen und sind somit ein wichtiger Bestandteil unserer Gelenke. Sehnenverletzungen am Ellenbogen aber aber auch in anderen Regionen des Körpers wie Knie, Hüfte, Schulter oder an der Achillesferse habe alle eins gemein: Sie heilen nur sehr langsam. Der Grund: Sehnen sind wesentlich schlechter durchblutet als Muskeln. Bei einem Tennisarm gehen Expertinnen und Experten von einem Heilungszeitrum von 6 Monaten bis zu zwei Jahren aus.

Tennisarm-Behandlung: Schonung und Kühlung in Akutphase

Bei einem akuten Tennisellenbogen sollte der Arm zunächst geschont und gekühlt werden, zum Beispiel mit Quarkwickeln. Sind die Schmerzen aber so stark, dass der Betroffene den Arm kaum noch bewegen kann, kann eine Spritze helfen, die die Beschwerden kurzfristig lindert und Bewegungen wieder möglich macht: Der Arzt spritzt einmalig eine kleine Menge Kortison mit Betäubungsmittel verdünnt an den Schmerzherd, also die Knochenhaut. Eine wiederholte oder gar langfristige Spritzentherapie wird jedoch nicht empfohlen, da sie oft mehr schadet als nützt.

Behandlung des chronischen Tennisarms

Zur Behandlung des chronischen Tennisarms wandelt man zunächst die Dauerbeschwerden in akute Beschwerden um, denn die lassen sich besser ansprechen. Leider ist der Prozess schmerzhaft. Im Wege der sogenannten Querfriktion wird durch Reibung an der betroffenen Stelle am äußeren Ellenbogen die Durchblutung erhöht. So wird aus dem chronischen Problem ein akutes, der Schmerz nimmt zu. Eine Woche lang sollte man diese Maßnahme durchhalten.

Bewegungstherapie: Exzentrische Übungen helfen

Parallel sollte so bald wie möglich der Arm regelmäßig bewegt werden, ohne ihn zu stark zu belasten. Das tägliche Training beginnt mit Dehnung. Über mehrere Wochen sind darüber hinaus sogenannte exzentrische (verlängernde) Übungen nötig, damit sich die Muskulatur regenerieren kann.

Um das Training möglichst effektiv zu gestalten, kann man die Muskulatur zusätzlich mit Strom stimulieren. Dadurch wird ein konzentrischer (zusammenziehender) Reiz ausgelöst, gegen den man exzentrisch antrainieren muss. So erhöht sich der Reiz auf die Sehne.

Stoßwellentherapie bei hartnäckigen Beschwerden

Gelingt es mit Faszien- und Physiotherapie nicht, die Schmerzen, die durch den Tennisarm entstanden sind, zu lindern, kann eine Stoßwellentherapie helfen. Dabei wird eine Druckwelle in den Körper geschossen, die die schmerzende Stelle kräftiger massiert, als es die Hand des Therapeuten könnte - wie ein Schlagbohrer. Das soll die Durchblutung verbessern und die Selbstheilungskräfte anregen. Mehrere Anwendungen sind meist nötig. Die Kosten müssen die Patienten selbst tragen.

Tape und Bandage können unterstützend

Das Nutzung eines Kinesio-Tapes soll durch den ständigen Reiz die Selbstheilungskräfte, Akupunkturpunkte beeinflussen, den Blutfluss unterstützen und so den Schmerz reduzieren. Einen wissenschaftlichen Nachweis für die Wirkung gibt es allerdings nicht. Bandagen können unterstützend wirken, sollten aber nur in Absprache mit Orthopädin oder Orthopäde eingesetzt werden. Sie steigern die Duchblutung und damit die Heilung. Idealerweise werden Tape und Bandage mit anderen Therapieformen kombiniert.

Vorbeugen: Überbeanspruchung des Ellenbogens vermeiden

Ist der Tennisarm weitgehend überwunden, empfehlen sich vorbeugend Yoga und Pilates, Feldenkrais, Qigong oder Tai Chi sowie weiterhin tägliches Dehnen. Das Ziel ist eine dauerhaft bessere Haltung, die einen Tennisarm gar nicht erst wieder entstehen lässt. Zudem sollten Tennisspieler und Handwerker immer auf die richtige Technik achten, um eine Überbeanspruchung zu vermeiden, ruckartige Bewegungen vermeiden und Muskeln stärken. Wer häufig am Computer sitzt, sollte ein Auflagepolster vor der Tastatur benutzen und ergonomisch geformte Mäuse. Die Tastatur sollte möglichst leichtgängige Tasten haben, denn je größer der Widerstand beim Tastendruck ist, desto mehr Kraft wird beim Tippen aufgewendet und desto schneller drohen Überlastungserscheinungen.

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NDR Fernsehen | Visite | 24.01.2023 20:15

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