TENS: Mit Stromreizen Schmerzen lindern

Stand: 20.05.2021 12:40 Uhr

Schmerzen lassen sich mit Elektroschocks behandeln: Die Transkutane Elektrische Nervenstimulation, kurz TENS, ist schon lange etabliert. Der Reizstrom geht durch die Haut und soll die Nerven stimulieren.

Bei der Anwendung ist ein mehr oder weniger starkes Kribbeln zu spüren. Mediziner glauben, dass TENS auf zwei Wegen wirkt. Zum einen können Nerven jeweils nur einen Reiz zum Gehirn übertragen - entweder das Kribbeln oder den Schmerz. Werden sie durch den Strom erregt, wird der Schmerzreiz damit blockiert. Zum anderen werden durch den Stromimpuls körpereigene Schmerzmittel ausgeschüttet, die Endorphine. Auch das lindert das Schmerzempfinden. Dass TENS wirkt, wird immer wieder berichtet, aber wirklich bewiesen ist es nicht. Es gibt Studien, die zeigen, dass TENS wirksam ist, aber genauso viele Studien, die das nicht zeigen. Lange war TENS deshalb unbeliebt, doch inzwischen ist es wieder weit verbreitet.

TENS: Elektroschocks für die Anwendung zu Hause

Im Allgemeinen ist TENS ungefährlich, weil die verwendete Stromstärke viel zu gering ist, um einen Schaden auszulösen. Solange die Elektroden nicht auf einen Herzschrittmacher oder offene Wunden gelegt werden, kann nicht viel schiefgehen. Bedienung und Einstellen der richtigen Dosierung sind einfach. Sichere TENS-Geräte für zu Hause erkennt man am CE-Zeichen, dann sind sie in Europa zugelassen. Die Preisspanne liegt zwischen etwa 25 und mehr als 200 Euro. Es gibt sie mit zwei, vier oder acht Elektroden - oder einer Manschette.

Individuelle Einstellung finden

Um das TENS-System auf das Beschwerdebild abzustimmen, lassen sich verschiedene Parameter variieren, darunter die Frequenz, die Intensität und auch die Potenzierung des Stroms. Die im Handel erhältlichen Geräte bieten Voreinstellungen für unterschiedliche Therapien. Ob diese tatsächlich etwas gegen die Beschwerden ausrichten, muss jeder selbst ausprobieren oder sich medizinischen Rat holen, zum Beispiel bei Physiotherapeuten. TENS-Geräte für zu Hause gibt es auch auf Rezept, einige Kassen übernehmen auf Antrag die Kosten ganz oder zum Teil.

Keine Erfolgsgarantie, aber einen Versuch wert

TENS-Geräte können besser wirken als die vermeintlich besten Schmerzmedikamente, oder auch erheblich schlechter. Letztlich hilft nur probieren, ob es gut anschlägt oder nicht. Eine Erfolgsgarantie gibt es nicht. Wenn es nicht gleich perfekt wirkt, sollte man aber die Hoffnung nicht gleich aufgeben, raten Experten. Denn TENS kann auch dadurch wirken, dass eine Selbstbehandlung immer auch einen psychologischen Effekt hat und allein das schon zu einer Schmerzlinderung führen kann.

Tipps zur Anwendung der Elektroschocks

Die Haut muss vor der Anwendung möglichst unbehaart, trocken und sauber sein. Die Elektroden tragen meist eine Gelschicht, die mehrfach angewandt werden kann. Sie sollte aber nicht abgewaschen werden, weil sie für die Stromleitung von der Elektrode durch die Haut unverzichtbar ist.

Experten zum Thema

Priv.-Doz. Dr. Dipl.-Psych. Regine Klinger, Psychologische Leiterin
Schmerzmedizin und Schmerzpsychologie
Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie
Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52, 20251 Hamburg
(040) 74 10-20 130
www.uke.de

Robert Felbinger, Physiotherapeut
Physio- und Rehazentrum HafenCity GmbH
Am Sandtorkai 70
20457 Hamburg
www.pz-hafencity.de

Dr. Jan Schilling, Chefarzt
Abteilung für Wirbelsäulen- und Neurochirurgie
Krankenhaus Tabea GmbH & Co. KG im Artemed-Klinikverbund
Kösterbergstraße 32
22587 Hamburg
www.tabea-fachklinik.de

 

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