Krankes Kind liegt mit Fieber im Bett, die Hand der Mutter auf der Stirn © colourbox.de

Scharlach bei Kindern: Symptome und Behandlung

Stand: 11.04.2024 12:02 Uhr | vom Rundfunk Berlin-Brandenburg-Logo

Hinter Scharlach steckt kein Virus, sondern eine bakterielle Infektion mit Streptokokken - und die betrifft sehr häufig Kinder. Typische Symptome sind Hautausschlag, Fieber, Halsschmerzen und Himbeerzunge.

von Carola Welt

Leuchtend rot die Himbeerzunge, ein Ausschlag auf der Haut, dazu Fieber und Halsschmerzen. All das spricht dafür, dass das Kind sich Bakterien eingefangen hat, die zu einer Infektion mit Scharlach geführt haben. Wichtig für Eltern ist es, die wesentlichen Symptome von Scharlach erkennen zu können - denn ohne Behandlung können bei dieser Erkrankung manchmal gefährliche Komplikationen auftreten.

Scharlach bei Kindern: Drei Fakten auf einen Blick

Am häufigsten erkranken Kinder im Alter zwischen 6 und 12 Jahren an Scharlach, so das Robert Koch Institut (RKI).

Wie infiziert man sich mit Scharlach?

Scharlach ist eine sehr ansteckende bakterielle Infektionskrankheit und tritt vor allem in der Erkältungszeit von Oktober bis März auf. Verursacht wird Scharlach durch Streptokokken (Streptokokken Typ A). Diese Erreger werden über Husten und Niesen (Tröpfcheninfektion) oder über Gegenstände im Alltag übertragen (Schmierinfektion), speziell in Gemeinschaftseinrichtungen (beispielsweise Trinkbecher in Kindergärten). Die Erreger dringen über Nase und Rachen ein und vermehren sich.

So entstehen Himbeerzunge und rote Flecken bei Scharlach

Die Bakterien scheiden beim Stoffwechselprozess Giftstoffe aus. Diese Toxine verursachen Veränderungen an Blutgefäßen in der Haut. Die Folgen sind die für Scharlach typische rote Zunge (Himbeerzunge) und ein Hautausschlag mit großflächigen roten Flecken auf der Haut. Die Schleimhaut in Nase und Rachen wird durch die Besiedlung der Bakterien und die Reaktion des Immunsystems gereizt - so kommt es zu weiteren typischen Symptomen wie Schluckbeschwerden / Halsschmerzen und Fieber.

Meist verläuft Scharlach ohne Komplikationen. Doch schwere Verläufe sind möglich, zum Beispiel eine eitrige Mittelohrentzündung, die zu Schwerhörigkeit führen kann. Wird Scharlach mit Antibiotika behandelt, ebbt die Ansteckungsgefahr ab und endet etwa 24 Stunden nach dem Beginn der Therapie. Infektionen mit Streptokokken können auch ohne Himbeerzunge oder Hautausschlag verlaufen. Man spricht dann nicht von Scharlach, sondern von einer Streptokokken-Infektion.

Risikogruppen: Wer erkrankt an Scharlach?

Am häufigsten erkranken Kinder im Kindergartenalter und im frühen Schulalter. Schon Einjährige können betroffen sein. Säuglinge dagegen sind meist noch durch die von der Mutter erhaltenen Antikörper geschützt. Scharlach gilt als Kinderkrankheit: Aber es können sich auch Erwachsene infizieren.

Wie lange ist die Inkubationszeit bei Scharlach?

Die Inkubationszeit der Scharlacherkrankung beträgt ein bis drei Tage. Die ersten Krankheitszeichen treten ungefähr zwei bis sieben Tage nach der Ansteckung mit den Bakterien auf.

Symptome: Wie fängt Scharlach bei Kindern an?

Scharlach beginnt plötzlich. Die Symptome ähneln zunächst einer Erkältung:

  • Schüttelfrost
  • hohes Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • weiße Zunge, später leuchtend rote Zunge (Himbeerzunge)
  • Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden
  • geröteter Gaumen und Rachen
  • geschwollene Lymphknoten am Hals
  • entzündete Mandeln
  • Erbrechen
  • Bauchschmerzen
  • rote Wangen
  • rötlicher Ausschlag auf der Haut

Wie entwickeln sich die Symptome bei Scharlach?

Nach etwa drei bis vier Tagen löst sich der weiße Belag auf der Zunge und sie wird leuchtend rot.
Stunden bis Tage nach Krankheitsbeginn bildet sich häufig auf der Haut ein Ausschlag: Kleine rötliche Flecken, von der Größe eines Stecknadelkopfes oder Hirsekorns. Die Flecken sind leicht erhaben und jucken nicht. Der Ausschlag beginnt meist in der Leistenregion, in den Achseln und an der Oberschenkelinnenseite. Später breiten sich die Flecken über den Unterbauch am Körper aus. Der Bereich um Kinn und Mund bleibt ausgespart. Nach ein bis drei Wochen verblasst der Ausschlag. Dann kann sich die Haut an den Fingerspitzen, den Zehenspitzen, den Handinnenflächen und den Fußsohlen leicht schälen.

Symptom Hautausschlag bei anderen Kinderkrankheiten

Zu Hautauschlag kommt es auch bei anderen Kinderkrankheiten wie Ringelröteln, Masern, Windpocken und Röteln. Bei jeder Form von Ausschlag, insbesondere in Verbindung mit Fieber, sollten Eltern zur Kinderärztin beziehungsweise zum Kinderarzt gehen. Folgende Merkmale unterscheiden Scharlach von anderen Kinderkrankheiten:

  • Unterschiede zu Ringelröteln: Typisch für Ringelröteln sind schmetterlingsförmige große rote Flecken auf der Haut. Sie erscheinen zunächst auf den Wangen. Nach ein bis zwei Tagen weiten sich die Flecken auf die Arme und Beine aus. Häufig leidet das Kind auch an Fieber, Kälte, Muskelschmerzen und Kopfschmerzen.

  • Unterschiede zu Röteln: Der Ausschlag von Röteln beginnt hinter den Ohren: kleine, hellrote, leicht erhabene Flecken, die nicht miteinander verschmelzen. Vom Gesicht aus breitet sich der Ausschlag auf den gesamten Körper aus. Zusätzlich sind häufig die Lymphknoten im Nacken und hinter den Ohren schmerzhaft geschwollen.

  • Unterschiede zu Masern: Bei Masern bilden sich hellrote, rundliche Flecken, etwa drei bis sechs Millimeter groß. Sie können zu größeren Bereichen zusammenfließen und sich von den Ohren über das Gesicht und den gesamten Körper ausbreiten. Nach einigen Tagen werden die Flecken bräunlich-violett. Symptome bei Masern sind außerdem hohes Fieber, Schnupfen, Halsschmerzen, trockener Husten und gerötete / tränende Augen oder auch Fieberkrämpfe.

  • Unterschiede zu Windpocken: Bei Windpocken zeigen sich am Anfang kleine rote Flecken im Gesicht und am Rumpf. Innerhalb weniger Stunden entwickeln sich aus diesen Flecken Bläschen. Sie sind mit einer klaren Flüssigkeit gefüllt und jucken stark.

Krankheitsverlauf: Wie schlimm ist Scharlach für Kinder?

Allgemein verläuft Scharlach bei Behandlung mit Antibiotika meist ohne Komplikationen. Unbehandelt können die Streptokokken zu Komplikationen führen, wie Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder Mittelohrentzündung. Durch den Eiter im Rachen ist auch eine Blutvergiftung (Sepsis) möglich.
Selten kommt es zu einem toxischen Schock, mit Bewusstlosigkeit und Organversagen. Zwei bis drei Wochen nach der Infektion kann akutes rheumatisches Fieber auftreten. Dann ist eine Entzündung des Herzens, der Gelenke oder der Nieren möglich.

Wann sollte man mit dem Kind zum Arzt?

Zum Kinderarzt oder zur Kinderärztin sollte man gehen, wenn das Kind über Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Halsschmerzen oder allgemeines Unwohlsein klagt - spätestens aber, wenn sich Hautausschlag und weiße Beläge auf der Zunge zeigen.

Wie wird Scharlach bei Kindern diagnostiziert?

Ein Kinderarzt oder eine Kinderärztin kann anhand der auffälligen Symptome die Diagnose meist schnell stellen. Um den exakten Erreger im Zweifel zu bestimmen, kann er oder sie einen Abstrich des Rachens machen. Online oder in der Apotheke ist ein Streptokokken-Schnelltest erhältlich. Er bietet eine Orientierung, ob eine Infektion mit Streptokokken vorliegt. Da Scharlach durch verschiedene Stämme von Streptokokken ausgelöst werden kann, gibt der Schnelltest aber nicht immer eine eindeutige Antwort auf die Infektionsfrage.

Behandlung meist mit Antibiotikum

Nach der Diagnose bekommt das Kind in der Regel ein Antibiotikum. Es muss etwa zehn Tage eingenommen werden - auch dann noch, wenn das Kind symptomfrei ist. Sonst können sich die Erreger wieder verbreiten und es kann zu Rückfällen kommen. Die Beschwerden verschwinden meist nach 24 bis 48 Stunden.

Hausmittel lindern die Symptome

Gegen die Halsschmerzen helfen Gurgeln mit Tee (zum Beispiel Salbei oder Kamille), desinfizierende Lösungen oder Bonbons. Auch warme Halswickel wirken lindernd. Wenn dem Kind das Schlucken sehr schwerfällt, sollte es weiche oder flüssige Nahrung wie Suppen bekommen. Bei Fieber sollte es viel trinken und sich schonen. Bekommt das Kind Antibiotika, sollte es Joghurt essen, um die natürliche Darmflora zu unterstützen, die durch die Antibiotikagabe beeinträchtigt wird.

Wie lange sind Kinder mit Scharlach ansteckend?

Scharlach ist sehr ansteckend. Auch wenn noch keine Symptome bemerkt werden, kann ein infiziertes Kind die Keime weitergeben. Daher sind bei Scharlach meist mehrere Personen in einer Familie, in Kindergärten oder Schulen betroffen. Kinder dürfen schon bei Verdacht auf Scharlach nicht in den Kindergarten oder zur Schule gehen und sollten nicht mit anderen Kindern spielen.

Im Falle einer Infektion müssen Eltern die Einrichtung, die das Kind besucht, in Kenntnis setzen. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist die Erkrankung sogar meldepflichtig, das bedeutet, dass man das Gesundheitsamt informieren muss. Bekommt ein Kind Antibiotika, ist es etwa 24 Stunden nach Beginn der Einnahme nicht mehr ansteckend. Den Kindergarten oder die Schule dürfen Kinder dann schon ab dem zweiten Tag wieder besuchen, vorausgesetzt, das Kind hat keine Beschwerden mehr. Ohne Antibiotika können sich andere Kinder oder Erwachsene bis zu drei Wochen nach den ersten Krankheitsanzeichen immer noch anstecken.

Ansteckungsgefahr bei Erwachsenen

Erwachsene können sich beim erkrankten Kind anstecken, auch wenn sie bereits als Kind Scharlach hatten. Hintergrund: Es gibt mehrere Untergruppen von Streptokokken, sodass sich nur gegen eine bestimmte Gruppe der Bakterien Immunität aufbaut.

Sind Eltern ansteckend, wenn ein Kind Scharlach hat?

Das Robert-Koch-Institut sieht keine pauschal erhöhte Ansteckungsgefahr durch Eltern kranker Kinder -vorausgesetzt, die Eltern haben selbst keine Symptome der Krankheit.

Gibt es eine Impfung gegen Scharlach?

Die Mehrheit der uns bekannten Impfungen richtet sich zwar gegen Infektionen mit Viren, grundsätzlich gibt es aber auch einige wenige Impfungen gegen Krankheiten, die durch Bakterien verursacht werden. Die schlechte Nachricht: Es ist bisher nicht gelungen, eine Impfung gegen Scharlach zu entwickeln. Die Streptokokken sind sehr vielfältig (verschiedene Stämme) und auch wandelbar. Das ist auch der Grund dafür, warum es nach einer überstandenen Erkrankung mit Scharlach in der Kindheit nicht immer zu einer lebenslangen Immunität kommt.

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hr-fernsehen | Die Ratgeber | 14.03.2023 19:46

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