Lichtempfindliche Augen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Stand: 14.11.2023 11:02 Uhr

Schlechtes Sehen und Lichtempfindlichkeit in der Dämmerung oder bei Nacht können verschiedene Ursachen haben. Nur sehr selten stecken ernste Erkrankungen wie eine Nachtblindheit dahinter. Was tun bei lichtempfindlichen Augen?

von Tina Roth

Im Herbst und Winter haben die Augen es nicht leicht: Viele Menschen verlassen das Haus morgens noch bei Dunkelheit, arbeiten den ganzen Tag drinnen bei künstlichem Licht und trockener Heizungsluft. Auf dem Weg nach Hause müssen sich die Augen dann draußen plötzlich auf Dunkelheit und Kälte einstellen. Eine Herausforderung für die Augen, die bei schlechten Lichtverhältnissen sowieso schon viel leisten müssen.

Bei älteren Menschen öffnet sich die Pupille häufig nicht mehr vollständig

Um den Übergang von Helligkeit zu Dunkelheit zu bewältigen, verändert die Pupille ihre Größe. Dadurch reguliert das Auge, wie viel Licht auf die Netzhaut trifft. Bei Helligkeit verengt sich die Pupille, um die empfindliche Netzhaut vor zu viel Lichteinfall zu schützen. Bei Dunkelheit dagegen weitet sie sich, um mehr der noch vorhanden Lichtstrahlen einzufangen. Die Pupillenfläche kann sich dabei auf das 16- Fache vergrößern.

Weil das Erweitern der Pupillen etwas dauert, sieht man, wenn man zum Beispiel von einem gut beleuchteten Büro in die abendliche Dunkelheit tritt, zunächst nur wenig. Im Laufe des Lebens nimmt zudem die Fähigkeit der Pupille ab, sich weit zu öffnen. Weil dann weniger Lichtstrahlen auf die Netzhaut gelangen, ist für viele ältere Menschen das Sehen bei Dunkelheit herausfordernd.

Wie funktioniert das Auge im Dunkeln?

Nicht nur die Pupille verändert sich bei Dunkelheit: Das Auge schaltet zudem vom Farbsehen aufs Hell-Dunkel-Sehen. Bei Helligkeit sind die Zapfen aktiv: Durch diese farbempfindlichen Rezeptoren in der Netzhaut sieht unser Auge bei genügend Helligkeit scharf und in Farbe. Die Zapfen sind allerdings kaum lichtempfindlich und darum bei Dunkelheit überfordert. Wenn es dunkel ist, übernehmen andere Sehzellen die Arbeit: Die Stäbchen in der Netzhaut sind extrem lichtempfindlich und reagieren auch auf geringe Lichtmengen. Dadurch können wir bei Dunkelheit noch sehen - allerdings nur in Grauabstufungen, denn die Stäbchen erkennen keine Farbe.

Sowohl die Umstellung vom Zapfen- auf Stäbchensehen als auch die Pupillenöffnung brauchen Zeit: Individuell und auch vom Alter abhängig, erreicht das Auge sein Maximum an Sehleistung durchschnittlich erst nach etwa 20 bis 30 Minuten. Darum sollte man geduldig sein und dem Auge Zeit lassen, wenn man von einer hellen Lichtumgebung in die Dunkelheit kommt.

Dämmerlicht: Verwirrende Herausforderung für Zapfen und Stäbchen

Besonders herausfordernd ist das Sehen, wenn das Auge gleichzeitig Zapfen und Stäbchen aktivieren muss: Bei Dämmerung oder auch beim nächtlichen Autofahren sind durch die leuchtend roten Farben der Rücklichter einerseits die Zapfen aktiviert, gleichzeitig müssen auch die lichtempfindlichen Stäbchen arbeiten und den bereits dunklen Fahrbahnrand erkennen. Dieser Übergangsbereich ist selbst für junge und gesunde Augen meist nur mit Kompromissen beim klaren Sehen zu bewältigen.

Nachtkurzsichtigkeit: Spezielle Brille kann Symptome lindern

Bei kurzsichtigen Menschen, die im normalen Alltag eine Sehhilfe benötigen, ist der Augapfel nicht rund, sondern oval. Dadurch treffen die ankommenden Lichtstrahlen nicht mittig, sondern leicht seitlich versetzt auf der Netzhaut auf. Das Bild ist dadurch entsprechend unscharf, man spricht dann von einer Kurzsichtigkeit (Myopie).

Völlig unabhängig von der Form des Augapfels kommt es bei vielen Menschen bei Dunkelheit zu einem ähnlichen optischen Effekt: Wenn sich die Pupillen weiten, werden die Lichtstrahlen, die am Pupillenrand in das Auge eintreten, teilweise gebrochen, sodass sie nicht mittig auf der Netzhaut auftreffen. Dadurch können auch Menschen, die tagsüber keine Brille benötigen, nachts eine Fehlsichtigkeit entwickeln. Man spricht dabei von einer Nachtkurzsichtigkeit (Nachtmyopie).

Bei Normalsichtigen und auch bei Fehlsichtigen kann der Dioptriewert dadurch um bis zu -1.5 vom Tageswert abweichen. Im Fall einer solchen Nachtkurzsichtigkeit kann eine Nachtbrille mit einer entsprechenden Sehkorrektur helfen. Bestimmte Filter verringern zusätzlich die Blendung und sorgen für bessere Kontraste.

Linsentrübung: Grauer Star häufigste Ursache für Blendempfindlichkeit

Mit zunehmendem Alter kann sich die Augenlinse durch Eiweißablagerungen eintrüben (Grauer Star, Katarakt). Dadurch treffen Lichtstrahlen nicht mehr gerade und gebündelt auf die Netzhaut auf, sondern werden gebrochen. Dabei erscheint um die Lichtquellen herum ein "Nebelschleier", der das Sehen stark beeinträchtigen kann. Bei einer direkten Blendung sieht ein Autofahrer mit einer Linsentrübung fast gar nichts mehr. Abhilfe schafft eine Katarakt-Operation, bei der die getrübte Augenlinse durch eine klare Kunstlinse (Intraokulare Linse / IOL) ersetzt wird.

Echte Nachtblindheit: Selten durch Vitaminmangel ausgelöst

In seltenen Fällen passt sich das Auge im Dunkeln gar nicht an. Betroffene bleiben blind im Dunkeln. Man spricht dann nicht von einer Nachtkurzsichtigkeit, sondern von einer Nachtblindheit. Dabei ist die Funktion der Stäbchen in der Netzhaut gestört und je nach Schweregrad können Patientinnen und Patienten nachts nur noch wenig oder gar nicht mehr sehen. Bei einer Nachtblindheit handelt sich um eine erbliche Krankheit, bei der die Funktion der Stäbchen schon bei der Geburt beeinträchtigt ist oder sich mit zunehmendem Alter verschlechtert. Eine Heilung oder eine Behandlung ist nicht möglich.

Eine Erkrankung, bei der die Stäbchen ihre Funktion verlieren, ist zum Beispiel die Retinitis pigmentosa, von der jedoch nur etwa 0,04 Prozent der deutschen Bevölkerung betroffen sind. In seltenen Fällen wird eine Störung der Stäbchen auf der Netzhaut auch durch einen Vitamin-A-Mangel ausgelöst. In diesem Fall lässt sich der Mangel durch Vitamin-Präparate ausgleichen.

Fuchs'sche Endothel-Dystrophie: Hornhauterkrankung ruft Blendempfindlichkeit hervor

Ebenfalls selten kann eine Erkrankung der Hornhaut zu einer gesteigerten Blendempfindlichkeit führen. Bei der Fuchs'schen Endothel-Dystrophie sammelt sich zu viel Wasser in der Hornhaut. Normalerweise wird das Wasser von bestimmten Zellen aus der Hornhaut gepumpt, um sie klar zu halten. Bei einer Fuchs'schen Endothel-Dystrophie erfüllen die Zellen ihre Funktion nicht mehr und es sammelt sich zu viel Wasser in der Hornhaut. Die Hornhaut quillt dadurch auf und vernarbt. An den Narben brechen sich die Lichtstrahlen und es kommt zu unscharfem Sehen sowie Blendempfindlichkeit.

Die Fuchs'sche Endothel-Dystrophie kann genetisch bedingt sein oder durch eine Katarakt-Operation ausgelöst werden, bei der die Zellen der Hornhaut mechanisch in Mitleidenschaft gezogen werden. Salzhaltige Augentropfen können die Hornhaut wieder abschwellen lassen. Für eine Heilung sorgt allerdings nur eine Operation, bei der die innere Schicht der Hornhaut durch ein Transplantat ersetzt wird.

Weitere Ursachen von erhöhter Blendempfindlichkeit

  • Virusinfektion im Auge (etwa Herpes)
  • Nebenwirkung von Antibiotika (zum Beispiel Tetrazykline, Doxyzyklin)
  • Nebenwirkungen anderer Arzneistoffe wie Scopolamin, Atropin und Digitalis
  • Bindehautentzündung
  • Migräne
  • Achromasie
  • weiche Kontaktlinsen
  • implantierte Multifokallinsen
  • zu seltener Lidschlag
  • trockene Augen
  • trockene Heizungsluft
  • lange Bildschirmarbeit, zum Beispiel Videokonferenzen im Homeoffice

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Visite | 14.11.2023 | 20:15 Uhr

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