Stand: 02.03.2019 20:59 Uhr

Dünndarm-Fehlbesiedlung erkennen und behandeln

In unserem Darm wohnen Billionen Bakterien - zusammen bilden sie die sogenannte Darmflora. In Dünndarm und Dickdarm leben jeweils unterschiedliche Bakterienfamilien mit unterschiedlichen Funktionen und Fähigkeiten. Es gibt mindestens 1.000 verschiedene Arten. Die meisten sind im Dickdarm ansässig: Sie helfen, aus den dort ankommenden unverdaulichen Nahrungsresten noch Verwertbares herauszuholen. Dagegen finden sich vergleichsweise wenig Keime im Dünndarm. Dort filtert unser Körper Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette aus dem Nahrungsbrei heraus. Eine Schleimhautklappe vom Dünn- zum Dickdarm hin soll verhindern, dass Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm übersiedeln, damit die Bakterien sich nicht über die  Nährstoffe hermachen, die unser Körper braucht. Ist die Darmmotorik gestört und die Funktion der Klappe beeinträchtigt, können die Dickdarmbewohner sich aber doch dahin ausbreiten, wo sie nicht hingehören. Dann spricht man von einer Dünndarm-Fehlbesiedlung (DDFB).

VIDEO: Dünndarm-Fehlbesiedlung: Bakterien aushungern (14 Min)

Ursache

In einigen Fällen spielen Entzündungen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Fehlfunktionen des Körpers wie eine Schilddrüsenunterfunktion bei der Fehlbesiedlung eine Rolle. Antibiotische Behandlungen begünstigen die Ansiedlung von Bakterien im Dünndarm ebenfalls. Eine Ursache kann auch die Schädigung von Darmnerven sein, wie sie bei der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder bei Autoimmunerkrankungen wie Sklerodermie vorkommt: Dann kann der Dünndarm den Darminhalt nicht richtig weiterbefördern. Bestimmte anatomische Veränderungen fördern die Ansiedlung von Bakterien: etwa Aussackungen der Darmwand (Divertikel) oder ein sogenannter Blindsack, in dem sich Darminhalt staut. Auch operative Eingriffe bergen Risiken: Ein Neuanschluss des Dünndarms an den Dickdarm kann dazu führen, dass die Klappe am Ende des Dünndarms nicht richtig arbeitet; nach einer Magenoperation fehlt unter Umständen ausreichend saurer Magensaft als natürliche Keimbarriere.

Symptome

Sind die Dickdarm-Bakterien im Dünndarm und essen sich am Nahrungsbrei satt, dann produzieren sie Gase, die beim Patienten ein paar Stunden nach dem Essen Bauchschmerzen, Blähbauch und Völlegefühl verursachen, mitunter auch Durchfall oder Übelkeit. Durch den Stoffwechsel der Bakterien können Säuren entstehen, die die Darmwand angreifen und die Nährstoffaufnahme behindern. Folge kann unter anderem eine Störung der Fettverdauung sein: Der Stuhl ist lehmfarben, glänzend und riecht scharf (sogenannter Fettstuhl). Manchmal entsteht eine Blutarmut, die durch einen Mangel an Vitamin B12 verursacht wird. Die Bakterien nutzen das Vitamin nämlich selbst und entziehen es so dem Körper. Mögliche Symptome sind weiterhin

  • Schwindel
  • Abgeschlagenheit
  • Gewichtsverlust
  • Müdigkeit
  • Mangel an den fettlöslichen Vitaminen A, D, E, K und an B12
  • Eisenmangel

Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 04.03.2019 | 21:00 Uhr

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