Stand: 08.09.2020 15:55 Uhr

Blutdruck senken mit Entspannung und Bewegung

Ein Stethoskop © Colourbox Foto: -
Stress wirkt sich aufs Herz-Kreislauf-System und damit auch auf den Blutdruck aus.

Ein nicht behandelter Bluthochdruck ist auf die Dauer gefährlich. Es drohen Schlaganfall, Herzschwäche und Nierenversagen. Das Problem ist, dass Bluthochdruck lange nicht bemerkt wird - oder bemerkt werden will. Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen, Schwitzen und Herzrasen werden nicht ernst genommen oder auf den üblichen Alltagsstress geschoben. Die häufigste Therapie gegen einen Bluthochdruck sind Tabletten. Doch es geht auch anders: Ob Ausdauersport, Yoga oder Spaziergänge - gegen Bluthochdruck hilft viel mehr als nur Tabletten. Das vom stressigen Alltag aufgepeitschte Nervensystem kommt zur Ruhe und reguliert den Druck auf natürliche Weise herunter.

VIDEO: Blutdruck senken mit Entspannung und Bewegung (7 Min)

Sympathikus und Parasympathikus sind Hauptakteure

Dauerstress bedeutet Dauer-Bluthochdruck. Verantwortlich dafür ist unser autonomes Nervensystem. Die beiden Hauptakteure dort sind der Sympathikus und der Parasympathikus, sie steuern Atmung, Herschlag und Verdauung. Der Sympathikus ist bei anstrengenden Leistungen aktiv, bei Stress zum Beispiel. Wenn der Blutdruck steigt, hat der Sympathikus ein Signal ausgelöst: Der Körper schüttet Stresshormone aus, das Herz pumpt schneller, das Blutvolumen nimmt zu, die Adern stehen stark unter Druck.

Sein Gegenspieler ist der Parasympathikus. Er kümmert sich um Entspannung, Regeneration und den Aufbau körpereigener Reserven. Der Hauptnerv ist der Vagus, über den Hals verläuft er durch den Brustkorb bis zum Zwerchfell und in die Verdauungsorgane. Er gibt dem Körper das Signal, zur inneren Ruhe zurückzukehren. Der Herzschlag verlangsamt sich, der Druck in den Adern sinkt.

Entspannung gegen Bluthochdruck

Wichtig für einen gesunden Blutdruck ist es, dass ein Ausgleich zwischen Sympathikus und Parasympathikus geschaffen wird, eine Balance. Wenn nur das System des Sympathikus ständig befeuert wird, kommt der Körper in eine Überforderung. Allerdings sind viele Menschen vorwiegend im Stressmodus - die Entspannung kommt zu kurz. Es bleibt keine Zeit für den Abbau der Stresshormone, das kann auf Dauer den Körper schädigen.

Eine Frau steht in einem Wald und breitet die Arme aus. Ihre Augen sind geschlossen. © colourbox Foto: Sergey Nivens
Auch Spaziergänge und Sport in der Natur sind empfehlenswert, da sie für Entspannung sorgen.

Waldspaziergänge zum Beispiel können zur Entspannung beitragen - je öfter, desto besser. Denn im Wald gibt es vielfältige Sinneseindrücke wie das Zwitschern der Vögel und den Geruch von Tannennadeln. Das zusammen stimuliert die Aktivität des Parasympathikus. In Japan ist das sogenannte Waldbaden deshalb sogar Teil der Gesundheitsprävention. Auch Musik, tiefes und entspanntes Atmen oder ein Mittagsschlaf unter einer Stunde wirken beruhigend und beeinflussen damit auch den Blutdruck.

Sport hält Gefäße elastisch

Eine sehr große Rolle beim Kampf gegen einen zu hohen Blutdruck spielt Sport. Ein Anstieg des Blutdrucks unter körperlicher Belastung ist dabei eine normale Anpassung des Körpers an die Herausforderung. Im Anschluss an die Belastung sinkt der Blutdruck dann tiefer, als er zuvor war. Das hält die Gefäße geschmeidig und überschüssige Stresshormone werden abgebaut. Meist wird bei Bluthochdruck zu Ausdauersport geraten, doch jeder Sport ist gut, weil er hilft, unsere Gefäße elastisch zu halten. Beim Kraftsport sollte man nicht zu hohe Gewichte nehmen, aber auch der zeigt eine Wirkung. Gut ist immer eine Kombination aus mehreren und unterschiedlichen Sportarten. Aktive Entspannung beispielsweise beim Yoga, Tai Chi oder Qigong lässt den Körper zur Ruhe kommen und der Parasympathikus wird angesprochen, obwohl man sich bewegt.

Grundsätzlich ist es bei jeder Therapie eines Bluthochdrucks wichtig, die Lebensweise des Betroffenen unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden kann.

Weitere Informationen
Blutdruckmessgerät. © fotolia Foto: Piotr Adamowicz

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Experten zum Thema

Prof. Dr. Andreas Michalsen
Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie
Charité - Universitätsmedizin Berlin und
Chefarzt Abteilung Naturheilkunde
Immanuel Krankenhaus Berlin, Standort Berlin-Wannsee
Königstraße 63
14109 Berlin
https://naturheilkunde.immanuel.de/home/

Prof. Dr. Ulrich Wenzel, Oberarzt
III. Medizinische Klinik und Poliklinik (Nephrologie/Rheumatologie mit Sektion Endokrinologie)
Zentrum für Innere Medizin
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Martinistraße 52
20246 Hamburg
www.uke.de

Dieses Thema im Programm:

Visite | 08.09.2020 | 20:15 Uhr

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