Abenteuer Diagnose: Morbus Whipple erkennen und behandeln

Stand: 05.09.2023 09:25 Uhr

Die seltene Krankheit Morbus Whipple ruft bei Betroffenen verschiedene Symptome hervor. Ursache ist eine Infektion mit dem Bakterium "Tropheryma whipplei". Die Behandlung erfolgt mit Antibiotika.

Morbus Whipple ist eine seltene Infektionskrankheit, die meist mit Verdauungsbeschwerden einhergeht. Patienten leiden unter chronischem Durchfall, wiederkehrenden Bauchschmerzen und mitunter starkem Gewichtsverlust. Da sich der Erreger der Krankheit über den Blutkreislauf verbreitet und dabei verschiedene Organe infizieren kann, fallen weitere Symptome bei Betroffenen sehr unterschiedlich aus.

Vergleichsweise viele Patienten leiden jedoch bereits Jahre vor Beginn der Darmbeschwerden an entzündeten, schmerzenden Gelenken (Arthritis). Aufgrund des unspezifischen Krankheitsbildes wird Morbus Whipple oftmals erst spät diagnostiziert.

Morbus Whipple (Englisch: Whipple's Disease) wurde 1907 erstmals vom amerikanischen Pathologen George H. Whipple beschrieben. In bisher bekannten Fällen waren Männer etwa dreimal so häufig betroffen wie Frauen. Patienten sind im Durchschnitt 55 Jahre alt, eine Erkrankung unter 30 Jahren gilt als unwahrscheinlich.

Symptome: Durchfall und Gewichtsverlust

Morbus Whipple äußert sich vorrangig durch Beschwerden im Darm. Häufig, jedoch nicht zwingend, treten in Kombination Gelenkentzündungen auf. Sehr häufige Symptome von Morbus Whipple sind:

  • chronischer Durchfall (Diarrhö)
  • Gewichtsverlust
  • Verdauungsstörungen (Malabsorption)
  • Übelkeit
  • Bauchschmerzen
  • Blähungen
  • Fettstuhl
  • Gelenkschmerzen (Arthritis)

 Weniger häufig bis selten traten bei Betroffenen die folgenden Symptome auf:

  • Chronisches Fieber
  • Chronischer Husten
  • Entzündung der Herzinnenhaut
  • Hautentzündungen
  • Flüssigkeitsansammlungen im Bauch
  • Geschwollene Arme und Beine
  • Schmerzen im Oberbauch
  • Blut im Stuhl
  • Bewegungs- und Berührungsschmerzen
  • Gleichgewichts- und Bewegungsstörungen
  • Muskelschmerzen und -zittern
  • Tinnitus
  • Kopfschmerzen
  • Augenprobleme
  • Vergesslichkeit
  • Gestörter Schlafrhythmus
  • Gedächtnisstörungen
  • Psychiatrische Veränderungen 

Ursache Bakterium "Tropheryma whipplei" 

Die Krankheit wird durch das Bakterium "Tropheryma whipplei" verursacht. Dieses ist in der Umwelt weit verbreitet, findet sich zum Beispiel in Abwässern. Bei den meisten Menschen scheint der Erreger lediglich eine ungefährliche Magen-Darm-Infektion auszulösen, die nach einiger Zeit abklingt. Schätzungsweise 50 bis 70 Prozent der Bevölkerung tragen Antikörper gegen den Erreger in sich. Warum das Bakterium in seltenen Fällen zu einer schweren Erkrankung führt, ist nicht geklärt.

Fachärzte nehmen an, dass bei Betroffenen ein Defekt in der Immunabwehr vorliegt. Auch erbliche Veranlagungen könnten eine Rolle spielen. Da bisher keine Übertragung von Mensch zu Mensch beobachtet werden konnte, stufen Experten Morbus Whipple als nicht ansteckend ein.

Diagnose durch Spiegelung des Zwölffingerdarms 

Verdauungsbeschwerden, vergrößerte Lymphknoten und erhöhte Entzündungswerte im Blut können erste Hinweise auf Morbus Whipple liefern. Eine endgültige Diagnose wird mithilfe einer Spiegelung des Zwölffingerdarms gestellt, bei der in der Schleimhaut oft zahlreiche weißliche Lymphgefäße auffallen. Die Untersuchung einer Gewebeprobe bringt dann Gewissheit, ob der Patient erkrankt ist oder nicht. Meist können Pathologen die Infektion durch eine spezielle Anfärbung der Schleimhautzellen nachweisen. Das Erbmaterial von Tropheryma whipplei lässt sich aber auch per PCR-Test nachweisen.

Behandlung mit Antibiotika 

Morbus Whipple ist in der Regel heilbar, wenn die Krankheit frühzeitig diagnostiziert und mit Antibiotika behandelt wird. Zur Therapie werden Antibiotika wie zum Beispiel Penicillin, Cephalosporin oder Cotrimoxazol eingesetzt. Wenn Betroffene aufgrund der Darmbeschwerden Mangelzustände aufweisen, werden auch Vitamine, Salze und Spurenelemente verabreicht. Therapien führen oft bereits nach wenigen Tagen zu einer Besserung der Darm- und Gelenksymptome. Unbehandelt verläuft Morbus Whipple tödlich.

Neurologische Symptome: Risiko für Rezidive

Auch das Gehirn kann von Morbus Whipple befallen sein. Neurologische Symptome der Erkrankung sind Gedächtnis-, Seh- und Bewegungsstörungen, welche sich zum Beispiel durch Kopfschmerzen, Blicklähmungen oder unwillkürliche Muskelzuckungen äußern. Sind Bereiche im Gehirn von der Krankheit betroffen, schlagen Antibiotika-Therapien oftmals schlechter an. Auch Jahre nach der Behandlung kann es zu einem Wiederaufflammen (Rezidiv) kommen, betroffen ist dann häufig das zentrale Nervensystem. Eine Vermutung ist, dass Keime im Gehirn überdauern können.

Expertinnen und Experten zum Thema

Dipl.-Med. Susanne Köhler, Helios Klinikum Gotha

Chefärztin und Hämatoonkologin
Heliosstraße 1
99867 Gotha

 

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Visite | 05.09.2023 | 20:15 Uhr

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