Pflegenotstand: Grüne im Landtag befürchten "Pflexit"
Überlastung, Druck, zu wenig Unterstützung: Die Opposition im Landtag warnt davor, dass immer mehr Intensiv-Pflegekräfte den Job quittieren. Die Grünen sprechen von einer dramatischen Lage.
"Es ist eine gefährliche Abwärtsspirale, die wir nur noch schwer durchbrechen können", so beschrieb es die gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen, Meta Janssen-Kucz am Mittwoch in der Debatte im Landtag. Einer Umfrage zufolge denke jede dritte Pflegekraft regelmäßig über einen Ausstieg aus ihrem Beruf nach. Dieser "Pflexit" müsse gestoppt werden, sagte die Abgeordnete. Denn weniger Personal erhöhe wiederum den Druck. In der Pandemie seien in Deutschland wegen fehlender Fachkräfte bereits 3.000 Intensivbetten weggefallen.
Opposition fordert mehr Unterstützung für Pflegende
Das Pflegepersonal brauche eine glaubwürdige Zusage, dass sich die Politik um bessere Arbeitsbedingungen kümmere, sagte Janssen-Kucz. Als ersten Schritt forderte sie psychologische Unterstützung für das Personal auf den Intensivstationen. Und es müsse einen weiteren, bundesweiten Pflegebonus geben. Dem schloss sich die FDP-Abgeordnete Susanne Schütz an. Die Pandemie gehe an die Substanz jedes Einzelnen in der Pflege. Der Gipfel sei erreicht, wenn Patienten oder deren Angehörigen Corona sogar nach wochenlanger Behandlung auf der Intensivstation noch leugneten, so Schütz.
Behrens: "Verbesserungen auf dem Weg"
Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) wies die "Dramatik einer Pflexit-Debatte" zurück. Dafür gebe es keinen Anlass, sagte die SPD-Politikern. Es habe zu keinem Zeitpunkt in der Corona-Pandemie in Niedersachsen die Gefahr gegeben, dass Menschen in Krankenhäusern nicht ordentlich versorgt werden könnten. Niedersachsen habe mit der "Konzertierten Aktion Pflege" bereits einige Verbesserungen auf den Weg gebracht. Behrens warb erneut für die Impfung. Sie sei der beste Schutz, Intensivstationen nicht weiter zu belasten.
Gewerkschaft warnt vor Stellenabbau
Nach Angaben der Ärztegewerkschaft Marburger Bund werden an Niedersachsens Krankenhäusern viele offene Stellen aus wirtschaftlichen Gründen nicht nachbesetzt. Die Gewerkschaft warnte am Mittwoch vor einem "Ausbluten des Gesundheitssystems". Neben den verbleibenden Beschäftigten litten auch die Patienten unter dem Stellenabbau.
