Notarzt-Einsatz per Telefon: Landkreis Goslar zieht Bilanz
Vor etwa anderthalb Jahren hat Goslar das Pilotprojekt Telenotarzt gestartet: Rettungssanitäter schalten den Notarzt per Telefon zum Einsatz dazu. Die Bilanz des Projektes fällt positiv aus.
Das Projekt startete im Januar 2021. Der Landkreis Goslar teilte mit, dass das System seitdem bis Mitte Juli 2022 bei insgesamt 2.458 Einsätzen genutzt wurde. Deshalb gebe es Überlegungen, das Angebot auf ganz Niedersachsen auszuweiten. Bisher wurde das Projekt auf die Landkreise Northeim und Hildesheim ausgeweitet.
Per Handykamera dazugeschaltet
Bei dem Projekt geht es konkret darum, dass Sanitäter bei einem Rettungseinsatz einen Notarzt per Video-Streaming zum Einsatz dazuschalten können. So kann der Notarzt Anweisungen geben und Entscheidungen treffen, wenn er (noch) nicht vor Ort ist. Ob ein Notarzt per Handykamera dazugeschaltet werden soll, entscheiden die Sanitäter am Einsatzort. Während eines Einsatzes können sie mit dem Notarzt über eine App kommunizieren. Der Arzt kann dann per Telefon oder Video-Stream "live" dabei sein und hat dabei auch Zugriffe auf die Vitalwerte der Patienten.
Medizinisch und technisch zuverlässig
Eine Sprecherin des Landkreises Goslar resümierte, dass der Telenotarzt von den Notfallsanitätern im Landkreis Goslar schnell akzeptiert und regelmäßig genutzt wurde. Der Telenotarzt arbeite medizinisch und technisch zuverlässig. Mittlerweile gebe es nicht nur Anfragen aus anderen Bundesländern, sondern sogar auch aus Staaten wie Australien oder Polen.
Kaum technische Probleme bisher
Technische Probleme, die zu einem Abbruch des Einsatzes führten, gab es im Jahr 2021 nur in einem Prozent der Fälle. In etwa zwei Prozent der Fälle musste aus medizinischen Gründen ein Notarzt vor Ort hinzugerufen werden. In den übrigen Fällen konnten die Einsätze mit einem Telenotarzt durchgeführt werden.
System entlastet Notärzte
Wie der Landkreis Goslar mitteilte, steige seit Jahren die Zahl der Rettungseinsätze. Dabei müssten die Notärzte etwa bei der Hälfte der Einsätze jedoch gar nicht vor Ort dabei sein. Das System könne deshalb dazu beitragen, Notärzte zu entlasten, die unter anderem auch aufgrund eines Personalmangels nicht immer rechtzeitig entlegene Einsatzstellen erreichen können. Rechtlich schwierig sei es jedoch, in manchen Fällen komplett auf Notärzte zu verzichten. Über die Abgabe von Schmerzmitteln könne beispielsweise nur ein Arzt entscheiden - und das ginge, laut Landkreissprecherin, auch als Telenotarzt. Dennoch betonte die Sprecherin, dass der Telenotarzt nie den Einsatz eines Notarztes vor Ort ersetzen werde.
