"Diener der Einheit": Pfarrer aus Dinklage kennt den Papst gut
Die Wahl des neuen Papstes hat viele überrascht: Sie ging schnell und erstmals wurde ein US-Amerikaner zum Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche gewählt. "Sprachlos" war auch André Ciszewski im ersten Moment.
Ciszewski ist Pfarrer in St. Catharina in Dinklage (Landkreis Vechta). Aber erst seit September: Davor war er 13 Jahre lang im Vatikan tätig. Und sein Chef im Dikasterium für die Bischöfe, einer Behörde im Vatikan, war rund eineinhalb Jahre Robert Francis Prevost, der jetzige Papst Leo XIV. Ein angenehmer Chef - deshalb habe er sich nach der ersten Überraschung sehr über die Wahl gefreut, berichtet André Ciszewski dem NDR Niedersachsen am Freitag.
"Einer, mit dem man gut reden und lachen kann"

Der Pfarrer beschreibt seinen früheren Vorgesetzten als "sehr umgänglich, nahbar, immer zugewandt, interessiert - also einer, mit dem man gut reden und auch gut lachen kann." Der neue Papst sei sehr humorvoll und habe ein herzhaftes Lachen - "wenn es passt".
Ciszewski: Prevost kann verschiedene Positionen zusammenführen
Der Papst sei ein "Diener der Einheit", sagt Ciszewski. Für diesen Dienst sieht er Leo XIV. hervorragend geeignet. "Er hat eine hohe Menschenkenntnis, würde ich sagen. Und er ist sicher in der Lage, auch verschiedene Positionen zusammenzuführen." Die Kardinäle hätten "in jeder Hinsicht eine sehr gute Wahl getroffen", so die Meinung des Pfarrers.
Liberal versus konservativ? "Er steht in der Mitte"
Aber kann Robert Francis Prevost auch Liberale und Konservative zusammenbringen? Pfarrer Ciszewski glaubt, dass der Papst diese Einordnung so gar nicht vornehmen würde. "Er ist jemand, der in der Mitte steht, in der Mitte des Glaubens." Das hätten auch die ersten Worte von Leo XIV. deutlich gemacht. "Er hat uns sofort in diese Mitte geführt, indem er sagte: 'Der Friede sei mit euch.' Dieser Gruß des Auferstandenen. Darum geht es. Das war stark. Das als erstes Wort von ihm zu hören, fand ich unwahrscheinlich beeindruckend."
Frauen in kirchlichen Ämtern - mit Leo XIV. möglich?
Zeigen wird sich noch, wie offen sich Leo XIV. für Reformen zeigt. In der Vergangenheit hat er sich etwa skeptisch gegenüber der Weihung von Frauen für kirchliche Ämter geäußert - dies sei womöglich ein neuer Problemherd, sagte er bei der Weltsynode 2023. Pfarrer Ciszewski macht sich darüber nach eigenen Angaben keine Sorgen. Er glaube, der Papst werde "genau wie Papst Franziskus gut zuhören und schauen: Wo ist der Platz der Frau in der Kirche?". Dass dies ein sehr wichtiger Platz sei, sei von Anfang an klar gewesen: "Schon bei der Auferstehung. Es waren Frauen, die die Osterbotschaft verkündet haben. Ich glaube, da wird er einen guten Weg mit den Frauen und mit allen in der Kirche weitergehen."
