Eine fliegende Drohne vor blauem Hintergrund. © picture alliance/dpa | Peter Kneffel Foto: Peter Kneffel

Drohnen bei Gorleben: Anwohner besorgt, Betreiber äußert sich

Stand: 09.05.2025 16:01 Uhr

Im Wendland sind zwei Drohnen gesichtet worden. Wegen der Nähe zum atomaren Zwischenlager Gorleben sorgen die Sichtungen für Unruhe. Die Betreiber halten die Behälter für sicher - selbst bei einem Flugzeugabsturz.

Am 31. März sei am späten Abend etwas mit einem "Wahnsinnslärm" über sein Haus geflogen, berichtet ein Mann aus Höhbeck-Vietze (Landkreis Lüchow-Dannenberg) dem NDR Niedersachsen. Als er nach draußen gegangen sei und nach oben geblickt habe, habe er eine seltsame Drohne mit mindestens drei Metern Spannweite und zwei Positionslichtern gesehen. Sie habe an einen Tarnkappen-Bomber erinnert, so der Ingenieur. Er habe daraufhin die Polizei informiert. Die Beamten bestätigen das: Der Vorfall sei der Flugsicherung gemeldet worden, allerdings konnten weder Drohne noch Pilot gefunden werden, sagte ein Sprecher. Eine weitere Drohnensichtung gab es laut Polizei Mitte März bei Waddeweitz (Landkreis Lüchow-Dannenberg).

Bürgerinitiative ist besorgt

Man sei äußerst besorgt, so Wolfgang Ehmke von der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg (BI). Warnungen, dass die beiden Zwischenlagerhallen in Gorleben nicht ausreichend gegen mögliche Drohnen- und Terrorangriffe aus der Luft geschützt seien, dürften nicht länger in den Wind geschlagen werden. Bereits im September vergangenen Jahres hatte die Bürgerinitiative die Sicherheitsvorkehrungen im Zwischenlager kritisiert. Der Bau einer zehn Meter hohen Mauer um die Castor-Halle in Gorleben, die aber 20 Meter hoch ist, könne nicht die Antwort auf neue Bedrohungsszenarien sein. Außerdem sei die Decke der Halle viel zu dünn. "Das ist eine wirkliche Gefahr", sagte Wolfgang Ehmke von der BI dem NDR in Niedersachsen.

Bundesamt: Castoren halten auch einer Boeing stand

Für die Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ), die unter anderem das Zwischenlager in Gorleben betreibt, zählt das Lager zu den "bestgesicherten Anlagen in Deutschland". Das teilte die BGZ am Freitag in einer Stellungnahme auf Anfrage des NDR mit. Wesentlicher Baustein für den Schutz von Mensch und Umwelt seien die dickwandigen Transport- und Lagerbehälter. Das für die Genehmigung von Zwischenlagern zuständige Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) habe die Zwischenlager auch auf einen gezielten Flugzeugabsturz geprüft. Dabei sei festgestellt worden, dass selbst bei einem gezielt herbeigeführten Flugzeugabsturz eine "Gefährdung von Leben und Gesundheit der Bevölkerung ausgeschlossen ist". Dies gelte für alle gängigen Flugzeugtypen, so zum Beispiel auch für die Boeing 747, den Airbus A340 und den Airbus A380.

Drohnen mit Spannweiten von bis zu sechs Metern

Verdächtige Überflüge - etwa mit Drohnen - haben in Niedersachsen im vergangenen Jahr stark zugenommen. Nach Angaben des Innenministeriums in Hannover registrierte die Polizei 131 Vorfälle dieser Art. Das sind fast doppelt so viele wie 2023, als 70 Drohnenvorfälle in Niedersachsen gezählt wurden. Im Jahr 2022 wurden 41 Vorfälle gemeldet. Das Innenministerium hält es für möglich, dass es sich um russische Spionagedrohnen handelt. Einer Recherche von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung zufolge soll es sich bei den Vorfällen um Drohnen mit Tragflächenspannweiten von drei bis sechs Metern gehandelt haben.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 08.05.2025 | 13:30 Uhr

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