Immer mehr ukrainische Flüchtlinge erreichen Niedersachsen
Immer mehr Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen in Niedersachsen an. Oft der erste Anlaufpunkt: Das Messegelände in Hannover - hier sind kleine Zelt-Dörfer für die Menschen entstanden.
Rund 850 vor dem Krieg geflüchtete Menschen leben aktuell auf dem Messegelände. Dazu wurden die Hallen innerhalb weniger Tage zu riesigen Flüchtlingsunterkünften ausgebaut. Viele der Geflüchteten kamen mit Bussen an, manche sind auch mit dem eigenen Auto angereist: vor den Hallen - immer wieder Autos mit ukrainischen Kennzeichen. Viele der Menschen sind Frauen und Kinder, denen die Helfer den Aufenthalt so angenehm wie möglich machen wollen. So gibt es in der Halle 27 beispielsweise einen eigenen, rund 100 Quadratmeter großen Bereich, wo Kinder spielen und toben können.
Dorfeinheiten mit Zelten und Steckdosen
"Weil die Menschen hier in der der Halle 27 länger bleiben, ist besonders darauf geachtet worden, den Flüchtlingen so viel Privatsphäre wie möglich zu geben", sagt Mathias Thäle vom DRK. Deshalb sei die Halle unterteilt in mehrere, kleine Dorfeinheiten. In jeder Einheit: Tische, Stühle und vier Zelte mit Betten. Dazu gibt es Steckdosen, damit die Geflüchteten beispielsweise auch ihre Mobiltelefone laden können. Hunderte Ehrenamtliche sind dazu ständig in den Dorfeinheiten unterwegs, um zu übersetzen. An einer Ausgabestelle können sich die Menschen mit dem Nötigsten versorgen: Shampoo, Duschgel, Windeln oder Babynahrung - alles Spenden der Bevölkerung. Überwältigend, sagen die Helfer vom DRK. Allerdings bitten sie Spender, ihre Hilfsgüter nicht einfach vor der Halle abzuladen, sondern stattdessen an den DRK-Sammelstellen der Region abzugeben.
Mehr Notunterkünfte geplant
Doch nicht nur in Hannover, auch in den Regionen stranden immer mehr geflüchtete Ukrainer: Rund 290 sind es beispielsweise im Landkreis Nienburg, von denen einige auf städtische Wohnungen verteilt worden, heißt es von der Behörde. Man plane zwar bereits den Bau einer Notunterkunft - in der Erwartung, es werden noch viel mehr Menschen kommen. Aber die bislang Angekommenen seien erst einmal ausreichend mit Kleidung und Lebensmitteln versorgt, sagte ein Sprecher der Stadt Nienburg. Auch im Landkreis Uelzen sind rund 150 Frauen und Kinder in der zentralen Notunterkunft gestrandet, im Landkreis Harburg sind es 30. Und auch hier werden bereits noch mehr Aufnahmestellen eingerichtet. Im Landkreis Lüneburg sollen so kurzfristig bis zu 700 Menschen unterkommen können.
Private Unterkünfte werden gesucht
Das Unterkommen bei Angehörigen oder auch Freunden - für die meisten Kriegsflüchtlinge scheint das die erste Wahl zu sein. Eine genaue Zahl der gestrandeten Menschen lasse sich so kaum erheben, sagen viele kommunale Behörden. Dennoch lautet auch von dort die Devise: So viele Menschen wie möglich sollen privat untergebracht werden. In einigen Landkreisen werden Geflüchtete aus den Aufnahmestellen binnen zwei Tagen in Privatunterkünfte vermittelt. Wer Menschen aufnehmen will, müsse allerdings ein paar Grundvoraussetzungen mitbringen, sagte eine Sprecherin des Landkreises Lüneburg: Vor allem Zeit und Raum für Geflüchtete sollten da sein. Verlässlichkeit sowieso, was noch einmal wichtiger bei minderjährigen Geflüchteten sei. Wer ein Kind aufnimmt, muss mit dem Jugendamt zusammenarbeiten und verpflichtet sich zu regelmäßigen Schulungen. Interessierte Gasteltern können sich bei den Jugendämtern melden.
