CD der Woche: Mao Fujita spielt Klaviersonaten von Mozart
Mao Fujita geht Mozarts Sonatenkosmos durchaus analytisch an, aber immer mit Spiellust, mit Feuer, doch auch Ruhe und Sensibilität. Man spürt seine Freude an den vielen, oft auch witzigen Details.
Der 23-jährige japanische Pianist Mao Fujita studiert zurzeit noch in Berlin bei Kirill Gerstein, ist aber als Solist und Kammermusiker weltweit gefragt. 2021 spielte er beim Verbier Festival alle 18 Klaviersonaten von Mozart ein - diese Aufnahme ist nun bei Sony Classical erschienen.
Mao Fujita - das "Artikulationswunder"
Federnd leicht hüpfen die ersten beiden Noten von Mozarts Sonate C-Dur K330 aus dem Klavier. Mao Fujita setzt eine "Mikro-Pause" zwischen die zwei Töne. Damit bekommt die zweite Note eine Winzigkeit mehr Gewicht, gleichzeitig tänzelt dieser Anfang elegant. Kaum einer der legendären Kollegen des jungen Japaners spielt diesen Beginn so dezidiert, selbst der große Mozart-Pianist Friedrich Gulda nicht.
Mao Fujita ist ein "Artikulationswunder"; er gibt in jeder der 18 Sonaten jeder Stimme im manchmal vielschichtigen Geflecht ein eigenes farbliches Profil, zum Beispiel im Variationen-Satz in der D-Dur-Sonate K284.
Spürbare Spielfreude
Fujita geht Mozarts Sonatenkosmos durchaus analytisch an, aber immer mit Spiellust, mit Feuer, doch auch Ruhe und Sensibilität. Man spürt seine Freude an den vielen, oft auch witzigen Details.
Wer Mozarts 18 Klaviersonaten einmal im Ganzen hört, von der ersten 1774 bis zur letzten 1789, kann seine kompositorische Entwicklung verfolgen. Gut, dass Mao Fujita sie auf den fünf CDs chronologisch aufgenommenen hat! Die Sonaten waren eine Art Experimentierfeld für Mozart. Er erprobte zum Beispiel Wirkungen für Sinfonien, wie im Kopfsatz der c-Moll-Sonate K457.
Mao Fujitas Mozart-Ton ist leicht und hell, ähnlich wie bei Vladimir Horowitz oder Mitsuko Uchida. Der Klang ist aber nicht eindimensional, Fujita stuft ihn gekonnt ab. Die schnellen Sätze wirken immer frisch, gelegentlich eine Spur zu flott. Manchmal zelebriert Fujita Andante-Sätze etwas langsam, dagegen einige Adagio-Sätze ein wenig schnell. Aber im Ganzen sind die Tempi stimmig.
Berührende Gesamteinspielung mit einem Kritikpunkt
Mao Fujita hat Mozarts Charme und Anmut wirklich verinnerlicht. Und er versteht auch den immer wieder fragenden melancholischen Unterton. Den f-Moll-Mittelteil im Andante der Sonate K330 gestaltet er wie ein Seelendrama, mit ängstlich pochenden Sechzehnteln in der Unterstimme.
Einziger Kritikpunkt: Fujita lässt in allen ersten Sätzen die Wiederholungen des zweiten Teils weg. Das machen leider viele Interpreten. Es verfälscht die von Mozart beabsichtigten Proportionen. Im Ganzen berührt diese Gesamteinspielung aber durch Seriosität, Spielfreude, Klarheit und vor allem durch Leidenschaft.
Mozart: Complete Piano Sonatas
- Label:
- Sony Classical