Kartoffelbrei-Attacke auf Monet-Gemälde: "Das tut der Sache nicht gut"
Immer häufiger versuchen Klimaschutzaktivisten mit der Beschädigung von Gemälden auf ihre Sache aufmerksam zu machen. Ein Gespräch mit dem Sicherheitsexperten des Deutschen Museumsbundes, Remigiusz Plath.
Am Sonntag haben zwei Mitglieder der Gruppe "Letzte Generation" das Gemälde "Getreideschober" von Claude Monet im Potsdamer Museum Barberini mit Kartoffelbrei beworfen. Und erst vor wenigen Tagen haben zwei Aktivistinnen Vincent van Goghs "Sonnenblumen" mit Tomatensuppe verziert.
Herr Plath, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie von diesen Protestaktionen hören?
Remigiusz Plath: Zunächst eine große Bestürzung, insbesondere bezüglich der Aggressivität der Aktion - unabhängig davon, was dahintersteckt. Das ist sehr untypisch und sollte nicht so bleiben.
Sind eigentlich alle großen Werke hinter Glas? Sind alle sicher?
Plath: Viele Häuser verglasen ihre Werke wegen so etwas, aber auch wegen anderer Bedrohungen. Hinter Glas bedeutet aber nicht automatisch sicher. Das ist ja keine hermetische Abriegelung, sondern es ist letztendlich eine Schutzschicht neben vielen anderen. Man versucht natürlich möglichst viele Werke mit einem Bund an Maßnahmen zu schützen, und Verglasung ist nur eine davon. Je nach dem, was für eine Konsistenz eine Flüssigkeit hat, kann es trotzdem zu Schäden führen.
Was tun Sie als Museumsbund? Was tun die deutschen Museen?
Plath: Wir müssen unsere Sicherheitsmaßnahmen intensivieren. Wir bewegen uns also immer mehr in Richtung Flughafen, wo aufgrund von entsprechenden Aktivitäten die Sicherheitsmaßnahmen intensiviert wurden. Das ist nicht schön für den Besucher, aber es ist leider notwendig. Es ist sehr schade. Früher konnte man die Werke noch viel freier und unmittelbarer erleben - das ist vorbei. Dazu gehören jetzt Taschenkontrollen oder das komplette Verbot von Taschen, mehr Personal, Abriegelung, mehr Verglasung. Das hilft alles nicht beim Genuss von Kunst.
Als das vor einigen Wochen losging, haben wir mit Museumsdirektorinnen und -direktoren gesprochen. Die sagten: Lasst uns bloß nicht zu hermetisch werden und bloß keine Handgemenge vor Bildern haben. Aber langsam spitzt sich das zu, oder?
Plath: Wir müssen schauen, wie sich das weiterentwickelt. Wir haben tatsächlich den Prozess im Rahmen des Deutschen Museumsbundes so definiert, dass wir auf die Aktion selbst passiv reagieren, weil wir nicht wissen, was passieren kann, wenn man währenddessen eingreift. Man muss die Kunst noch mehr von den Gästen abschirmen, was wir eigentlich nicht wollen.
Sie sagen, es gehe in Richtung Flughafen. Haben denn alle überhaupt die Möglichkeiten und auch die Ausrüstung, um so genau zu kontrollieren?
Plath: Leider nicht. Jedes Haus ist begrenzt in seinen Ressourcen und finanziellen Mitteln. Und dann muss man priorisieren. In die Sicherheit wird aufgrund der Aktivitäten in den letzten Monaten und Jahren mehr investiert, das ist definitiv klar. Aber das sorgt dafür, dass die Kunst nicht mehr unmittelbar erlebbar ist.
Am Anfang, als es mit dem Sekundenkleber losging, hörte man viel Verständnis aus der Kunstszene. Jetzt geht es eher in Richtung Beschädigung. Wie schaffen wir es, da noch irgendetwas Positives für Klimaproteste herauszulesen?
Plath: Ehrlich gesagt fragen wir uns das auch. Die Museen machen schon sehr viel in Bezug auf Energieversorgung und Einsparen von Energie, aber auch im Umgang mit den kunsthistorischen Werken, um da entgegenzuwirken. Wir werden hier natürlich auch instrumentalisiert, das ist uns klar. Das macht absolut keinen Sinn und tut der Sache, die wir im Grundsatz natürlich unterstützen, überhaupt nicht gut. Ganz im Gegenteil. Wir verurteilen es, so instrumentalisiert zu werden.
Das Gespräch führte Mischa Kreiskott.