"Israelfeindliche Statements": Kneecap nicht bei Hurricane Festival
Die nordirische Band Kneecap soll nicht wie ursprünglich geplant auf dem Hurricane Festival in Scheeßel und dem Southside Festival auftreten. Laut Zeitung "Welt" sind "israelfeindliche und US-kritische Statements" der Grund für die Absage.
Noch vor wenigen Tagen stand Kneecap im Line-up des Hurricane Festivals, nun taucht der Bandname auf der Internetseite der Veranstaltung nicht mehr auf. Auf den Social-Media-Kanälen des Festivals wird das Aus für Kneecap bereits kontrovers diskutiert - eine Begründung der Veranstalter war dort bis Freitagnachmittag allerdings nicht zu lesen. Auf Instagram ließen die Festival-Organisatoren nur knapp verlauten, dass "die Band Kneecap in diesem Jahr nicht auf dem Hurricane und Southside Festival auftreten wird".
In USA stand "Fuck Israel, free Palestine" auf Kneecap-Bühne
Laut "Welt" hatten Kneecap auf dem Coachella-Festival im US-Bundesstaat Kalifornien Mitte April für einen "Eklat" gesorgt: Auf der Bühne stand in Leuchtbuchstaben unter anderem "Fuck Israel, free Palestine" sowie (sinngemäß übersetzt) "Israel begeht Völkermord am palästinensischen Volk" und "Die US-Regierung bewaffnet und finanziert Israel trotz der Kriegsverbrechen". Ein Sprecher des Hamburger Hurricane- und Southside-Veranstalters FKP Scorpio habe die Absage der geplanten Auftritte bei den beiden deutschen Festivals bestätigt, so die "Welt". Telefonisch war FKP Scorpio am Freitagnachmittag nicht erreichbar, eine E-Mail-Anfrage des NDR nach den Gründen für die Absage ließ das Unternehmen bislang unbeantwortet.
Medienberichten zufolge sollen Kneecap und ihre bisherige US-Bookingagentur Independent Artist Group (IAP) zudem die Zusammenarbeit beendet haben - eine Begründung sei dafür nicht genannt worden.
Kneecap verteidigen sich im "Rolling Stone"-Magazin
Das Musikmagazin "Rolling Stone" schreibt, dass Kneecap-Bandmitglied Mo Chara dem Blatt per Mail mitgeteilt habe, dass Kneecap "seit Gründung der Band bei jedem einzelnen Auftritt über Palästina gesprochen haben".
Weiter heiße es im Statement des Musikers: "Wir glauben, dass wir die Pflicht haben, unsere Plattform zu nutzen, um auf das Thema Palästina aufmerksam zu machen. Und es war uns wichtig, uns beim Coachella zu äußern. Weil die USA der wichtigste Geldgeber und Waffenlieferant Israels sind." Es sei wichtig, "dass junge Amerikaner das hören und wissen".
Scharfe Kritik von Sharon Osbourne
Scharf kritisiert wurden Kneecap für ihren Auftritt in Kalifornien unter anderem von der Musikmanagerin Sharon Osbourne, der Ehefrau von Rock-Ikone Ozzy Osbourne. Auf der Plattform "X" warf sie Kneecap "offene Unterstützung von Terror-Organisationen" vor und forderte, den Bandmitgliedern die Arbeitsvisa für die USA zu entziehen.
"Konzertbühnen kein Platz für Terror-Verherrlichung"

Laut der Zeitung "Jüdische Allgemeine" hatte das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft anschließend gefordert, dass die nordirischen Rapper nicht beim Hurricane- und Southside-Festival auftreten. Nach der nun offenbar erfolgten Absage an Kneecap zitiert das Blatt den Bundesvorsitzenden des Jungen Forums, Lasse Schauder: "Wer Terrororganisationen wie die Hisbollah oder die Hamas unterstützt oder verherrlicht, darf auf Konzertbühnen keinen Platz haben. Wir begrüßen die Entscheidung der Veranstalter, sich unseren Forderungen anzuschließen und hoffen auf eine konsequente Prüfung aller künftigen Bookings, um antisemitischer Hetze keinen Raum zu geben."
Fall erinnert an Macklemore-Kontroverse beim Deichbrand-Festival
Bereits seit einigen Tagen wird auch über einen geplanten Auftritt des US-amerikanischen Rappers Macklemore als Headliner beim Deichbrand-Festival in Cuxhaven diskutiert. Der Zentralrat der Juden, Antisemitismusbeauftragte und die Jüdische Gemeinde Frankfurt werfen Macklemore Antisemitismus vor. Der Soziologe Lukas Geck sagte Radio Bremen, in einigen Texten des Rappers werde "der Holocaust instrumentalisiert, um Israel zu dämonisieren". Bislang steht Macklemore weiter ganz oben im Line-up des im Juli stattfindenden Deichbrand-Festivals.
