Stand: 22.03.2019 00:01 Uhr

Klimawandel: Im Norden wird es wärmer

von Marvin Milatz

"Die Sonne, die Erde und das Wetter" - beim diesjährigen Welttag der Meteorologie am 23. März stehen die ganz großen Zusammenhänge im Fokus. Die Sonne bestimmt das Klima und damit alles Leben auf der Erde. Sie verursacht aber nicht die globale Erwärmung. Ergebnisse Tausender Wissenschaftler zeigen mittlerweile deutlich: Der Klimawandel ist menschengemacht. Die Sonne hat sich in den vergangenen Jahrzehnten sogar abgekühlt und trotzdem wird es wärmer auf der Erde.

In Norddeutschland steigt die Temperatur

Das macht sich auch in Norddeutschland bemerkbar. Die Analyse von Messdaten des Deutschen Wetterdienstes aus den Bundesländern Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen und Niedersachsen zeigt: Besonders seit der Jahrtausendwende wird es hierzulande wärmer.

So lag die Temperatur im Sommermonat Juli seit dem Jahr 2000 im Schnitt bei 18,3 Grad Celsius und damit rund 1,4 Grad höher als in den Jahren von 1940 bis 1999. Auch die Winter sind neuerdings nicht mehr so kalt wie noch vor Jahrzehnten. Das bringt auch die Entwicklung der Pflanzen aus ihrem gewohnten Rhythmus: Viele blühen immer eher im Jahr.

Die Temperaturen steigen natürlich nicht nur in Norddeutschland, sondern weltweit. Der Anstieg auf dem Thermometer geht dabei mit der Zunahme von Fabriken, Autos und Flugzeugen weltweit einher. Ihre Gemeinsamkeit: Sie verbrennen fossile Brennstoffe - und stoßen dabei Gase in die Atmosphäre aus.

Datenschatz aus dem Eisarchiv

Es geht vor allem um Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan und das die Ozonschicht schädigende Lachgas. Zwar kommen diese schon seit Jahrtausenden in der Atmosphäre vor. Allerdings - und das ist der bedeutende Unterschied - schädigen sie die Atmosphäre, wenn sie im erhöhten Maß auftreten. Der höhere Anteil dieser Gase in der Atmosphäre verändert dann die dort ablaufenden chemischen Prozesse.

Historische Klimadaten belegen, wie drastisch diese Gase in der Atmosphäre zugenommen haben. Um an diese Daten zu kommen, haben Polarforscher kilometertief in das arktische Eis gebohrt. Im Bohrkern aus dem Law Dome, einer fast 1.400 Meter hohen Eiserhebung an der Ostküste der Antarktis, lagern CO2-Partikel, die damals in der Luft waren, aus den vergangenen 2.000 Jahren:

 

 

Jahrtausende alte Eisschichten "überführen" den Menschen

Einen der bisher längsten Bohrkerne schlugen russischen und französische Forscher Mitte der 90er-Jahre aus dem Eis: Sie bohrten sich unweit der Vostok-Station mehr als 3.600 Meter tief in das Eis der Antarktis. Die gefrorenen CO2-Partikel am unteren Ende des Bohrkerns sind über 400.000 Jahre alt - und wenn man die Partikel aus den unterschiedlichen Epochen zählt, ist das Ergebnis deutlich: Die CO2-Rekordwerte, die Forscher seit wenigen Jahrzehnten messen, hat es in Hundertausenden von Jahren nicht gegeben.

Sehr wohl änderte sich das Klima auf der Erde immer wieder: Auf Eiszeiten folgten Warmzeiten, auch das beeinflusst den natürlichen CO2-Gehalt der Atmosphäre. Doch auf CO2-Flut folgte wieder Ebbe. Seit wenigen Jahrzehnten bleibt die CO2-Flut. Jahr um Jahr messen Forscher neue CO2-Höchststände.

Denn mit der Industrialisierung ging ein zuvor nicht bekannter Anstieg der CO2-Konzentration einher. Eine natürliche Erklärung fanden Forscher für diese Beobachtung bisher nicht. Alle Anzeichen deuten auf den Menschen als Verursacher der globalen Erwärmung hin.

Auch die amerikanische Weltraumbehörde NASA hat die Bohrkerne begutachtet. Sie kommt zu dem Schluss: "Der fortschreitende Anstieg von CO2 aus der jüngeren Geschichte zeigt eine bemerkenswert parallele Entwicklung mit dem steigenden Gebrauch fossiler Brennstoffe und kann deshalb damit in Beziehung gesetzt werden." Besonders wenn man mit einbeziehe, dass etwa 60 Prozent des verbrannten Treibstoffs in der Atmosphäre blieben, schreiben die NASA-Forscher.

Schwankende Sonnentemperatur erklärt die Erwärmung nicht

Einige Klimaskeptiker halten wissenschaftliche Erkenntnisse wie diese nicht davon ab, den menschengemachten Klimawandel weiterhin in Frage zu stellen. Manche behaupten: Die Sonne werde wärmer, deshalb steige die Temperatur auf der Erde.

Tatsächlich schwankt die Temperatur der Sonne - mit Folgen für unser Klima. Der Physiker Nicola Scafetta untersuchte 2006 den Zusammenhang zwischen Intensität der Sonnenstrahlung und dem Temperaturanstieg auf der Erde.

Der Forscher hält fest: Zwar lassen sich im 20. Jahrhundert immer wieder Parallelen zwischen Hitze- und Kältephasen in der Sonne und der Atmosphäre herstellen. Doch spätestens seit dem Jahr 1975 entwickelt sich die globale Erwärmung viel schneller als die Temperatur der Sonne. Vielmehr kühlt sich diese seit einigen Jahrzehnten ab. Die Temperaturen auf der Erde steigen trotzdem.

 

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DIE REPORTAGE | 30.08.2019 | 21:15 Uhr

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