Phosphor statt Bernstein: Gefahr am Strand

Weißer Phosphor war im Zweiten Weltkrieg Bestandteil von Brandbomben - mehr als 4.000 wurden Untersuchen zufolge über der Ostsee abgeworfen. Bis heute werden einzelne Stücke Phosphor vom Meeresgrund an die Strände gespült. Sie ähneln Bernstein und können zu Verbrennungen und Vergiftungen führen. Auch sogenannte Schießwolle wird häufig mit herkömmlichen Steinen verwechselt.
Auf die Gefahren weisen viele Kurverwaltungen in ihren Strandordnungen hin. Dennoch kommt es immer wieder zu Unfällen, wenn Steinsammler die Klumpen fälschlicherweise für Bernstein halten.
Verbrennungen durch Phosphor
Trocknet Phosphor, verbindet er sich mit Sauerstoff und entzündet sich bei Temperaturen um 34 Grad. Er brennt dann mit 1.300 Grad und ist kaum noch zu löschen. Die Flammen sind nur mit Sand oder besonderen Feuerlöschern zu bekämpfen - Wasser schadet nur. Durch Wasser entsteht zusätzlich Phosphorsäure, die die Haut zusätzlich verätzt.
Verbrennungen durch Phosphor zerstören das Gewebe viel stärker als herkömmliche Brandwunden. Der Phosphor brennt sich tief in die Haut ein - durch das Fettgewebe bis in die Muskulatur.
Als Sofortmaßnahme sollten Betroffene den Notarzt rufen, im kalten Wasser die Kleidung ausziehen. Die Wunden müssen in der Regel durch Hauttransplantationen in einer Spezialklinik geschlossen werden.
Um Unfälle zu vermeiden, empfehlen Experten, einen vermeintlichen Bernsteinfund niemals in Hosen- oder Jackentaschen zu transportieren. Die Steine sollten in Dosen oder sonstigen metallischen Gefäßen aufbewahrt werden.
Vergiftungen durch Phosphor
Weißer Phosphor ist außerdem hochgiftig. Wenn beispielsweise spielende Kinder ein Stück verschlucken, kann dies schwerwiegende Folgen haben:
- Störungen in Magen und Darm
- Leberschäden
- Stoffwechselstörungen
- Schäden an Herz und Nieren
Gefahren durch Schießwolle am Strand
Auch sogenannte Schießwolle, die aus dem Meer angespült wird, wird häufig mit herkömmlichen Steinen verwechselt. Der Sprengstoff ist ein Gemisch aus Hexyl, TNT und anderen Zusatzstoffen. Da die Zusammensetzung variiert, können die Überreste ganz unterschiedlich aussehen. Oft haben sie glitzernde Einschlüsse und sind dadurch für Steinesammler interessant. Das in der Schießwolle enthaltene Hexyl ist krebserregend. Bei dem Kontakt mit der Haut verfärbt sie sich gelb. Zudem können sich schmerzhafte Blasen bilden.
Phosphorhaltige Munition in Nordsee und Ostsee
Die britische Luftwaffe nutzte im Zweiten Weltkrieg ein Gemisch aus Phosphor und Kautschuk als Füllung für Brandbomben. Ein Ziel der Briten war eine Waffenversuchsanstalt der Nationalsozialisten in Peenemünde. Untersuchungen zufolge sind über 4.000 Brandbomben über der Ostsee abgeworfen worden. Nach Kriegsende entschieden die Besatzungsmächte zudem, rund 85 Prozent der in Deutschland gefundenen chemischen Kampfmittel im Meer zu versenken.
Mittlerweile sind viele Stahlmäntel der Geschosse auf dem Meeresgrund durchgerostet und die Überreste werden an die Küsten gespült. Experten schätzen, dass bis zu 1,3 Millionen Tonnen phosphorhaltige Munition auf dem Grund der Nordsee sowie 300.000 Tonnen in der Ostsee liegen.
