Plastikmüll beim Einkauf und zu Hause vermeiden

Stand: 20.03.2023 15:20 Uhr

Nach dem Supermarkteinkauf bleibt beim Auspacken von Lebensmitteln oft ein großer Plastikberg zurück. Mit Stofftaschen, Mehrwegnetzen, Boxen und Bienenwachstüchern lässt sich der Müll reduzieren.

Gurken in Folie, Schnittkäse in Plastikverpackungen, Joghurt in Kunststoffbechern. Wer Lebensmittel einkauft und zu Hause auspackt, steht meist vor einem stattlichen Plastikberg. Jeder Bundesbürger sorgt im Schnitt für 38 Kilogramm Plastikmüll pro Jahr. Dieser Müll wird weltweit immer mehr zum Problem, weil er meist nicht recycelt wird, sondern Natur und Meere verschmutzt. Die Corona-Pandemie sorgte sogar für einen weiteren Anstieg der Kunststoffabfälle, weil viele Restaurants Speisen zum Mitnehmen verkauft haben - meist in Plastikbehältern.

Einkauf: Stofftaschen und Mehrwegnetze mitnehmen

Der einfachste Weg, den eigenen Plastikberg zu verkleinern: Auf Plastik verzichten, wenn es Alternativen gibt wie unverpacktes Obst und Gemüse. Statt Plastiktüten zu kaufen, lieber Stofftaschen nehmen und wiederholt nutzen. Milch und Joghurt sind meist auch in Glasbehältern erhältlich. Doch selbst bei Glas gilt: Die Ökobilanz fällt häufig nur gut aus, wenn es mehrfach verwendet wird und der Inhalt aus der Region stammt.

Eine Supermarktkundin legt Äpfel in ein Mehrwegnetz © Picture-Alliance / Real GmbH
Wer die Umwelt schonen möchte, kauft unverpacktes Obst und Gemüse und benutzt ein Mehrwegnetz.

In vielen Supermärkten werden Mehrwegnetze angeboten, die an Wäschebeutel erinnern und in denen Obst und Gemüse mehrfach transportiert werden können. Sie wiegen etwas mehr als der typische dünne Plastikbeutel, deshalb bieten einige Supermärkte Varianten mit einem Barcode-Etikett an. Es hilft, an der Scannerkasse automatisch das tatsächliche Gewicht der gekaufen Ware zu ermitteln. Das funktioniert allerdings nur in den Supermarkt- oder Discounter-Ketten, in denen Kunden den Beutel gekauft haben. Stammt das Netz aus einem anderen Laden, müssen Käufer die Ware an der Kasse herausnehmen oder den geringen Aufpreis in Kauf nehmen. Leider werden auch die Mehrwegnetze meist aus Kunststoff-Fasern wie Polyester hergestellt.

Verpacktes Obst und Gemüse dominiert Handel

Ein in Plastik verpackter Brokkoli und ein unverpackter. © colourbox Foto: colourbox
Noch immer ist der Anteil von verpacktem Obst und Gemüse im Handel hoch.

Doch selbst wenn der umweltbewusste Verbraucher mit Mehrwegnetz und umweltfreundlicher Einkaufstasche ausgerüstet ist, macht es ihm der Handel noch immer schwer, unverpacktes Obst und Gemüse zu kaufen. Eine Studie, in der die Verbraucherzentrale die acht wichtigsten deutschen Lebensmittelhändler untersucht hat, kam 2019 zu dem Ergebnis, dass fast zwei Drittel der Ware in Plastik verpackt angeboten wurden. Dabei war die Quote unter den Discountern mit bis zu 81 Prozent besonders hoch. Ärgerlich ist auch, dass Kunden im Durchschnitt für unverpacktes Obst und Gemüse deutlich mehr bezahlen müssen.

Im Haushalt auf Plastik verzichten

Frischhaltedosen © fotolia.com Foto: PhotoSG
Frischhaltedosen sind zwar meist auch aus Plastik, können aber anders als Folie immer wieder verwendet werden.

Einfacher als beim Einkauf ist es, im Haushalt auf Plastik zu verzichten: Gläser statt Plastikbecher, Metall-Besteck statt Einweg-Gabeln, Leitungs- statt Mineralwasser, Frischhalteboxen und Bienenwachstücher statt Frischhaltefolie. Zum Abwaschen und Putzen eignen sich sogenannte Luffa-Schwämme. Sie werden aus einem Kürbisgewächs hergestellt und sind vollständig biologisch abbaubar. Das reduziert nicht nur die Müllmenge, sondern spart auch bares Geld. Viele Produkte sind in Verpackungen mit viel, wenig oder ganz ohne Plastik erhältlich. Dann können Kunden entscheiden: ein Laib frisches Brot statt geschnittenes im Plastikbeutel, ein Stück Seife statt Flüssigseife oder Duschgel, Waschpulver im Karton statt Flüssig-Waschmittel.

Bioplastik als Alternative?

Als moderne Alternative zu Kunststoffen aus Erdölprodukten wird immer häufiger sogenanntes Bioplastik wie Polylactide (PLA) angeboten. Es basiert auf pflanzlichen Rohstoffen - etwa Mais, Zuckerrohr oder Milchsäure. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hält den Begriff "bio" in diesem Zusammenhang allerdings für irreführend und spricht von "Agrokunststoff". Theoretisch seien PLA zwar kompostierbar, jedoch nur bei hohen Temperaturen, die erst in professionellen Anlagen erreicht würden. Im heimischen Kompost oder in der freien Natur verlaufe der Abbau sehr langsam.

Misch-Kunststoffe, die lediglich Bio-Anteile enthalten, lassen sich gar nicht kompostieren. Auch das Umweltbundesamt sieht die Verwendung von Biokunststoffen kritisch und weist darauf hin, dass sie nicht über die Biotonne entsorgt werden dürfen, sondern in den gelben Sack gehören.

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Markt | 20.03.2023 | 20:15 Uhr

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