Ein künstliches Hüftgelenk ist ein Skelett-Modell eingebaut. © picture alliance / Johann Groder / EXPA / picturedesk.com | Johann Groder

Künstliches Hüftgelenk: Was ist vor und nach der OP wichtig?

Stand: 24.08.2021 10:23 Uhr

Nach dem Einsatz des künstlichen Hüftgelenks wird in der Reha die Muskulatur gestärkt und die Beweglichkeit verbessert. Aber auch die richtige Vorbereitung auf die OP (Preha) ist wichtig.

Ein künstliches Hüftgelenk kann bei einer fortgeschrittenen Hüftarthrose Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern. Nach der OP bleibt man etwa fünf bis zehn Tage im Krankenhaus. Anschließend soll in der Rehabilitation die Muskulatur gestärkt, die Beweglichkeit verbessert und der Umgang mit dem neuen Gelenk gelernt werden. Zunächst müssen Schwellungen und Schmerzen abklingen und die Wunde verheilen - dann dauert es einige Wochen bis Monate, bis man sich von dem Eingriff erholt hat und das künstliche Gelenk beweglich und stabil genug ist. Auch Muskeln und die Bänder sind erst dann kräftig genug, um dem neuen Gelenk vollständigen Halt zu bieten.

Wie bereite ich mich auf die OP vor?

Um sich auf den Einsatz des künstlichen Hüftgelenks vorzubereiten, helfen Übungen, die am besten eine Fachkraft für Manualmedizin erklärt. Ziel der sogenannten Prehabilitation (Preha) ist es, nach dem Eingriff in der Rehabilitation (Reha) nicht bei null anfangen zu müssen. In einigen Fällen lässt sich durch die Preha eine OP aufschieben - bestenfalls sogar vermeiden.

Wann ist Gehen wieder möglich?

Die ersten Schritte mit dem neuen Hüft-Gelenk sollten am besten noch am Tag der OP erfolgen. Zum einen werden bei dieser Belastung die Prothesenteile in den Knochen gedrückt und können besser einheilen. Zum anderen beugt eine schnelle Mobilisierung Komplikationen wie Thrombosen, Schwellungen und Lymphödemen vor - zudem haben Betroffene eine bessere Lebensqualität, wenn sie selbst zur Toilette gehen können. 

Was ist nach der OP anders?

Oftmals tut das gesunde Bein mehr weh, denn Mehrbelastung und Schonhaltung verursachen Schmerzen. Darum ist es wichtig, die Symmetrie wieder herzustellen. In der Physio- und Ergotherapie lernen die Patientinnen und Patienten, was sie mit dem neuen Hüftgelenk dürfen und was nicht: wie man beispielsweise aufsteht, sicher auf der Toilette sitzt und Treppen steigt. Auch die Narben müssen verheilen. Außerdem schmerzen Blutergüsse und das, durch die OP malträtierte Gewebe - dagegen helfen Schmerzmittel.

Stationäre Reha oder nicht?

Nach der Hüft-OP geht es üblicherweise zur stationären Reha - aber man kann eine Reha auch von zu Hause aus (ambulant) durchführen. Weil Betroffene anfangs noch nicht so selbstständig sind, hat eine stationäre Reha viele Vorteile: Man erfährt Tipps und Tricks und kann unterstützend trainieren - auch Bewegungsbäder, tägliche Physio-Therapie und Pflasterwechsel sind Teil einer stationären Reha. Auch ambulant ist das alles möglich, kann aber sehr stressig sein, weil man sich um alles selbst kümmern muss und zudem Fahrtwege hat. Denn eine neue Hüfte bedeutet nicht, dass alles wie neu ist und wieder von allein geht. Zum Beispiel muss auch die Eigenwahrnehmung des Beines wieder erlernt werden, da die Empfindung mit dem künstlichen Gelenk anders ist.

Worauf muss ich im Alltag achten?  

In den ersten zwei Wochen nach der OP muss die Wunde verheilen. Bis zu sechs Wochen dauert es, bis die Blutergüsse verschwinden und die Narbenbildung einsetzt. Je nachdem, von welcher Seite aus das neue Gelenk eingesetzt wurde, muss man bestimmte Aktionen unterlassen, um ein Auskugeln des neuen Gelenks (Luxation) zu vermeiden:

  • Zugang von der Seite: Beine nicht überschlagen
  • Zugang von hinten: nicht nach vorne bücken, um zum Beispiel etwas aufzusammeln

In der Ergotherapie lernen die Betroffenen, Alltagsdinge zu bewältigen, ohne das neue Gelenk zu gefährden: Waschen, Duschen, Autofahren. Und auch, welche Stellungen beim Sex erlaubt sind, wird erklärt. Autofahren darf man aus versicherungsrechtlichen Gründen erst, wenn man die Fußbremse sicher bedienen kann.

Ist Sport möglich?

Im Prinzip sind alle etablierten Sportarten mit einem künstlichen Hüftgelenk möglich, selbst Tennis, Fußball oder Skilaufen. Eine gute Vorbereitung, zum Stärken von Muskulatur und Bändern ist jedoch unabdingbar - zum Beispiel per Training auf dem Wackelpad.

Wie lange hält ein künstliches Hüftgelenk?

Kunstgelenke sollen eigentlich 20 Jahre halten. Noch vor einigen Jahren lag die durchschnittliche Haltbarkeit eines Hüftgelenks bei 15 Jahren. Doch dank verbesserter Qualität der Implantate hält die Hälfte aller eingesetzter Hüftgelenke inzwischen 25 Jahre. Eine Wechseloperation sollte so lange wie möglich hinausgezögert werden.
Ein Wechsel wird dringend nötig, wenn:

  • die alte Hüftprothese Schmerzen verursacht und Bewegungen zur Qual werden.
  • die Prothese auskugelt, zerbricht oder eine Infektion auftritt.

Prof. Dr. med. habil. Philipp Bergschmidt, Leitender Oberarzt Hüft- und Kniechirurgie
Eike Drewitz, Anästhesistin
Anica Tiker, operationstechnische Assistentin
Südstadtklinikum Rostock
Südring 82
18059 Rostock
https://www.kliniksued-rostock.de

 

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Grafische Abbildung eines künstlichen Hüftgelenks © fotolia.com Foto: psdesign1

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Visite | 24.08.2021 | 20:15 Uhr

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