Krätze: Viele Fälle im Norden
In Norddeutschland erkranken zurzeit viele Menschen an Krätze (Skabies) - und die Zahlen steigen weiter. Sie breitet sich vor allem dort aus, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben. Ein besonderes Risiko, sich mit Krätze zu infizieren, besteht bei einem geschwächten Immunsystem. Ein Krätzmilbenbefall ist nicht automatisch ein Beweis für mangelhafte Körperhygiene.
Verursacher der Krätze ist eine nur einen halben Millimeter große, aber sehr gefräßige Milbe - die sogenannte Skabies- oder Krätzmilbe.
Krätze-Infektion über Haut und Gegenstände
Krätzmilben befallen ausschließlich den Menschen, und zwar auf mehreren Wegen:
- Hautkontakt: Da sich Krätzmilben nur langsam bewegen, muss der Kontakt großflächig und intensiv über einen längeren Zeitraum sein, etwa fünf bis zehn Minuten. Kurze Berührungen, etwa Händeschütteln, reichen für eine Ansteckung nicht aus. Das Risiko steigt mit der Zahl der Milben auf der Hautfläche. Besonders hoch ist es bei der Milbenart Scabies crustosa mit Tausenden bis Millionen von Milben auf befallenen Hautarealen. Hier können sogar bereits abgelöste Schuppen Milben tragen und zur Ansteckung führen.
- Gegenstände: Theoretisch ist eine Übertragung von Krätzmilben über Bettwäsche, Wolldecken und Kleidung möglich. Außerhalb der Haut überleben Krätzmilben in unserem Klima in der Regel nicht länger als 48 Stunden.
So verläuft die Ansteckung
Die Krätze wird nur von weiblichen Milben übertragen. Mit einem Durchmesser von etwa 0,5 Millimetern sind sie auf der Haut nur als kleiner Punkt sichtbar. Nach der Paarung dringt die weibliche Krätzmilbe in die oberste Hautschicht ein, gräbt tunnelförmige Gänge und legt dort ihre Eier ab. Nach zwei bis sechs Tagen schlüpfen daraus Larven, die an die Hautoberfläche ausschwärmen und sich dort in Falten innerhalb von zwei bis drei Wochen zu geschlechtsreifen Milben entwickeln.
Krätzmilben bevorzugen bestimmte Hautstellen
Krätzmilben bevorzugen Hautflächen mit dünner Hornschicht, zum Beispiel zwischen Fingern und Zehen, in der Achselhöhle und im Genitalbereich. Selten sind Rücken und Kopf befallen. Bei Kindern tritt die Krätze auch auf der behaarten Kopfhaut sowie an den Innenflächen von Händen und Füßen auf.
Symptome: Bläschen auf der Haut und Juckreiz
Bei einer Erstbesiedelung mit Krätzmilben treten die ersten Symptome zwei bis fünf Wochen nach der Übertragung auf. Wer vorher bereits an Krätze erkrankt war, kann bei einer neuen Infektion nach ein bis vier Tagen Symptome bemerken.
Man sieht unregelmäßig gewundene, wenige Millimeter bis einen Zentimeter lange Milbengänge, an deren Ende sich manchmal ein kleines Bläschen ausbildet. Zusätzlich entsteht ein Ausschlag mit Rötung und Bläschen. Er ist für den starken charakteristischen Juckreiz verantwortlich, der typischerweise in der Nacht zunimmt.
Häufig wird die Erkrankung erst nicht erkannt, weil viele Ärzte die entzündeten Hautareale für eine allergische Reaktion halten und falsch behandeln. So können sich die Milben weiter vermehren und auf andere Menschen übertragen werden.
Krätze mit Creme behandeln
Ziel der Therapie ist die Abtötung der Milben, Larven und Eier und die Linderung des Juckreizes. Zum Abtöten werden Cremes und Lotionen mit den Wirkstoffen Permethrin, Benzylbenzoat oder Crotamiton verwendet. Behandelt werden nicht nur die Betroffenen, sondern auch Kontaktpersonen. Wichtig ist, dass der Körper lückenlos eingecremt wird. Den Juckreiz lindern Cremes mit Kortison. Problematisch ist, dass fünf bis zehn Prozent der Krätzmilben gegen die üblichen Medikamente resistent sind.
Krätze mit Tabletten behandeln
Zur Behandlung der Krätze ist seit Anfang 2016 in Deutschland ein Medikament in Tablettenform zugelassen. Es enthält den Wirkstoff Ivermectin. In der Regel reicht bereits eine einmalige, auf das Körpergewicht abgestimmte Dosis (200 Mikrogramm pro Kilogramm), um sämtliche Milben innerhalb von 24 Stunden abzutöten. Sicherheitshalber werden zwei Tabletten im Abstand von zehn Tagen eingenommen.
Wäsche bei 60 Grad waschen
Um noch verbleibende Milben abzutöten, sollten Bettwäsche, Handtücher und Unterwäsche mindestens zehn Minuten lang bei 60 Grad gewaschen und anschließend im Wäschetrockner getrocknet werden. Textilien, die nicht gewaschen werden dürfen, können über vier Tage bei Raumtemperatur in einem Plastiksack verstaut werden. Dann sind die Milben abgestorben.