Ernährung bei Zystinsteinen in der Niere

Stand: 05.12.2022 17:25 Uhr

Zystinsteine entstehen durch einen erblich bedingten Defekt. Eine bewusste Ernährung - viel Flüssigkeit, salzarm, wenig Fleisch, richtig dosiertes Eiweiß - kann das Risiko für neue Steine reduzieren.

Zystinsteine machen nur etwa jeden hundertsten Nierenstein-Fall aus. Sie entstehen durch einen erblich bedingten Stoffwechseldefekt: Er bewirkt, dass der Körper den Eiweißbaustein Zystin nicht aus den Nieren ins Blut aufnehmen kann, sodass er sich im Urin sammelt. Die Zystin-Konzentration im Urin kann so hoch steigen, dass das Zystin ausflockt. Wenn Zystinkristalle verklumpen, entstehen Zystinsteine, die den Harnleiter verstopfen und so eine Nierenkolik verursachen können.

Basenreiche Kost und viel trinken

Die Stoffwechselerkrankung ist nicht heilbar. Man kann jedoch durch eine geeignete Ernährungsweise versuchen, die Steinbildung zu verhindern. Das Risiko, dass sich neue Zystinsteine bilden, lässt sich reduzieren durch eine ganztägig erhöhte Trinkmenge, um den Urin stark genug verdünnen. Mindestens dreieinhalb Liter über 24 Stunden verteilt sollten es sein, am besten bikarbonatreiches Mineralwasser versetzt mit Vitamin C - beispielsweise Sanddorn- oder Hagebuttenpulver -, oder ungesüßte Tees. Weitere Ansatzpunkte sind eine salzarme und nicht zu eiweißreiche Ernährung und eine basenreiche, also gemüsebetonte Kost, um den Urin alkalisch zu halten.

Salzarm und vegetarisch essen - ohne Soja!

Teller mit Aufschnitt, daneben Kartoffelsuppe aus der Dose, Ketchup, Käse. © NDR
Kartoffelsuppe aus der Dose, Ketchup, Käse, Aufschnitt, Brot: Viele Lebensmittel sind enorm salzhaltig.

Betroffene sollten möglichst vegetarisch essen, weil Fleisch viel Zystin enthält. Aber Achtung: möglichst keine Fleischersatzprodukte wie Tofu-Burger, -Schnitzel und -Frikadellen, denn auch Soja, die Grundlage für Tofu, ist ein wichtiger Zystinlieferant. Außerdem enthalten die Fertigprodukte meist zu viel Salz. Es fördert alle Arten von Nierensteinen, deshalb muss der Salzkonsum möglichst unter vier Gramm am Tag bleiben. Das bedeutet: weniger als ein gestrichener Teelöffel Salzzufuhr insgesamt - also aus fertigen Lebensmitteln und aus dem Streuer.

Eiweiß richtig dosieren

Eiweiß macht den Urin sauer, deshalb liegt die Empfehlung für Nierenkranke nur bei nur 0,8 Gramm Eiweiß täglich pro Kilo Körpergewicht. Rechenbeispiel: Eine Frau, 65 Kilo bei 1,70 Meter (Normalgewicht), braucht 52 g Eiweiß pro Tag. Ein Mann, 78 Kilo, würde 62 g Eiweiß brauchen, am besten verteilt auf 3 Mahlzeiten. Tagesbeispiel für diese Dosis: ein Naturjoghurt mit Haferflocken, Nüssen, Kernen und Obst, mittags ein Quinoasalat mit Kichererbsen und Feta und abends Lachsfilet mit Ofengemüse. Verzehrt werden sollte eine Mischung aus pflanzlichem und tierischem Eiweiß: fettarme Milchprodukte, gelegentlich fettreicher Seefisch oder Geflügelfleisch. Betroffene sollten die Eiweißgehalt-Angaben in den Rezepten und auf Verpackungen beachten.

Ernährung bei Zystinsteinen: Tipps im Überblick

  • Viel trinken - mindestens 3,5 Liter über 24 Stunden verteilt (auch nachts).
  • Viel Gemüse und Obst essen. Fünfer-Regel: 3 Handvoll Gemüse und 2 Handvoll zuckerarmes Obst am Tag.
  • Wenig Fleisch und Fisch(zystinreich).
  • Vorsicht mit Fleischersatzprodukten. Auch Soja ist ein wichtiger Zystinlieferant! Ebenfalls zystinreich: Linsen, Steinpilze und alle Nüsse.
  • Keine Fertigprodukte wegen des meist zu hohen Salzgehalts.
  • Sparsam salzen.
  • Kohlenhydrate reduzieren. Wenig Süßes, kein Weißmehl und nur kleine Portionen Getreideprodukte (Vollkornbrot, -pasta, -reis).
  • Eiweiß richtig dosieren: 0,8 g Eiweiß pro kg Körpergewicht im Normalgewicht.
  • Normalgewicht halten beziehungsweise anstreben.

Was essen bei Zystinsteinen: Lebensmittel und Rezepte

Nierensteinbildung vorbeugen: Hier finden Sie geeignete Rezepte und Lebensmittel-Listen (auch zum Download).

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Brot, Getreide und Beilagen wie Nudeln, Kartoffeln, Reis

Nur in Maßen genießen, bevorzugt Vollkorn

  • Empfehlenswert: Vollkornbrot/-brötchen, insbesondere aus Hafer, Dinkel, Roggen, Gerste; Müsli ohne Zucker; Quinoa; Amarant; Vollkornnudeln, Vollkornreis, Pellkartoffeln
  • Nicht empfehlenswert: Weißbrot, Toastbrot, Croissant, Knäckebrot, Zwieback, Weizen- und Milchbrötchen, Laugengebäck; Hartweizennudeln, geschälter Reis, Pommes, Kroketten, Kartoffelbrei, Pfannkuchen, Kartoffelpuffer

 

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Dieses Thema im Programm:

Die Ernährungs-Docs | 17.02.2020 | 21:00 Uhr

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