Stand: 15.11.2019 10:46 Uhr

Diabetes Typ 2: Eiweiß senkt Blutzucker

Frische Erbsen mit Hülse in einer Schale. © Panthermedia Foto: bhofack2
Eiweißreiche Lebensmittel wie Erbsen können bei Diabetikern die Langzeitblutzuckerwerte senken.

Diabetes Typ 2 zählt zu den meistverbreiteten Volkskrankheiten: Er gilt als Wohlstandskrankheit - über 90 Prozent aller Diabetiker leiden an dieser Form. Vor allem Menschen mit deutlichem Übergewicht und familiärer Veranlagung sind betroffen. Auslöser ist oft eine unausgewogene Ernährung mit großen Mengen kohlenhydrathaltiger Lebensmittel und Getränke. Kombiniert mit Bewegungsmangel, kann eine Insulinresistenz, also eine Unempfindlichkeit gegen das Hormon Insulin entstehen. Die Folge sind erhöhte Blutzuckerwerte. Einer Studie zufolge kann eine eiweißreiche Ernährung die Langzeitblutzuckerwerte bei Diabetikern positiv beeinflussen.

Was passiert bei Diabetes im Körper?

Nach jedem Essen schwimmen vermehrt Zuckermoleküle im Blut - der Blutzucker. Damit er in die Zellen gelangen kann, produziert die Bauchspeicheldrüse Insulin. Dieses schleust den Zucker in die Zellen ein. So sinkt der Zuckerspiegel im Blut wieder. Wer seinen Körper mit vielen Portionen leicht verwertbarer Kohlenhydrate versorgt, hält die Bauchspeicheldrüse im Dauerbetrieb. Insulinresistente Menschen haben mehr Insulin im Blut als gesunde, trotzdem kann der Körper das Überangebot an Zucker nicht mehr im Gewebe unterbringen.

Insulinresistenz

Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es vermittelt die Aufnahme des Energielieferanten Glukose (Zucker) aus dem Blut in die Körperzellen und senkt dadurch den Blutzuckerspiegel. Wenn die Zellen weniger empfindlich für Insulin werden (resistent), benötigt der Stoffwechsel immer mehr Insulin. Ein anerkanntes Maß zur Einschätzung der Insulinresistenz ist der Homa-Index. Er berechnet sich aus der Nüchtern-Insulin- und Nüchtern-Glukose-Konzentration nach etwa 12 Stunden Nahrungspause. Der Wert sollte idealerweise kleiner sein als 2,5. Bei Typ-2-Diabetikern liegt er durchschnittlich über 5,0.
Die Forschung geht heute davon aus, dass die Insulinresistenz vererbt werden kann. Ein Diabetes entsteht aber trotz erblicher Veranlagung nur dann, wenn ein inaktiver Lebensstil und unpassende Ernährung hinzukommen.

Die Folge: Übergewicht und Fettleber

Der ständig erhöhte Insulinspiegel wirkt sich an anderer Stelle aus: Der Körper lagert mehr Fett ein - das führt zu Übergewicht. Eine häufige Vorstufe beziehungsweise Begleiterkrankung von Diabetes ist außerdem eine Fettleber. In den Gefäßen bilden sich gefährliche Ablagerungen. Kommt Bewegungsmangel hinzu, wird also kaum Blutzucker von den Muskeln als Energie verbraucht, dann kann die Insulinresistenz besonders schnell voranschreiten.

Studie: Eiweiß senkt Langzeitblutzuckerwerte

Wer rechtzeitig den Lebensstil verändert, kann große Mengen an Medikamenten wie zum Beispiel Metformin vermeiden und die Insulinresistenz sogar wieder umkehren. Etwa die Hälfte aller Typ-2-Diabetiker könnten ihre Krankheit durch gezielte Bewegung und eine bewusste Ernährung zurückdrängen.

Die Studie "Leguminosen - Anbau und Nutzung" (LeguAN), die vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung in Potsdam in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass bei einer eiweißreichen Ernährung die Langzeitblutzuckerwerte bei Diabetikern sinken. Das klappt mit pflanzlichem Eiweiß genauso gut wie mit tierischem.

Was bewirkt eine eiweißreiche Ernährung?

Der hohe Gehalt an Eiweiß in der Nahrung erhöht die Verweildauer im Magen. Die Folge: Der sogenannte glykämische Index, der den Blutzuckeranstieg im Blut angibt, sinkt. Sehr viel pflanzliches Eiweiß enthalten Hülsenfrüchte - wie zum Beispiel Erbsen. Deshalb entwickeln Forscher Produkte wie Nudeln, Brot, Kekse oder Mehl aus Erbsenproteinen. Aber auch Milchprodukte enthalten Milcheiweiße, die positive Effekte auf den Blutzuckerwert haben. Fleisch ist ebenfalls ein Proteinlieferant. Es enthält aber auch Purine und Cholesterol, die sich in großen Mengen negativ auf den Stoffwechsel auswirken. Deshalb raten Forscher nach heutigem Stand eher zum verstärkten Konsum von hochproteinhaltigen Pflanzen.

Experten zum Thema

Prof. Dr. Andreas Pfeiffer
Endokrinologe
DIfE - Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke
Arthur-Scheunert-Allee 114-116, 14558 Nuthetal
www.dife.de

Prof. Sascha Rohn
Stellv. Leiter des Instituts für Lebensmittelchemie
Universität Hamburg
Hamburg School of Food Science
Grindelallee 117, 20146 Hamburg
(040) 428 38 79 79
www.chemie.uni-hamburg.de

Weitere Informationen:
LeguAN-Studie (PDF)
www.bzfe.de

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Visite | 19.11.2019 | 20:15 Uhr

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