Chronische Schmerzen richtig behandeln
An chronischen Schmerzen leiden in Deutschland zwei bis drei Millionen Menschen. Bei ihnen hat der Schmerz seine Warnfunktion verloren. Er ist kein Symptom mehr, sondern eine eigenständige Krankheit - unabhängig von ihrem ursprünglichen Auslöser. Wegen der oft quälenden Beschwerden benötigen Betroffene eine spezialisierte Behandlung. Eine neue "Schmerz-Datenbank" soll helfen, nervenbedingte Schmerzen besser zu erkennen und effektiver zu behandeln.
Neuropathische Schmerzen: Ursache und Symptome
Besonders hartnäckig sind sogenannte neuropathische Schmerzen, die im Nervensystem entstehen. Meist sind neuropathische Schmerzen chronisch, treten also länger als sechs Monate auf. Mögliche Ursachen für Schäden an Nervenfasern sind zum Beispiel
- Operationen
- Verletzungen
- Krankheiten wie Gürtelrose, Borreliose, Schlaganfall oder Diabetes
Geschädigte Nervenfasern können zu einer abnormen Erregbarkeit der Zellen und einer Fehlverschaltung der Nervenbahnen führen. Den daraus resultierenden Schmerz bezeichnen Betroffene häufig als hell, stechend oder brennend, wie Ameisenbisse oder Feuer. Sie haben meist auch ein erhöhtes Schmerzempfinden: Schon sanfte Berührungen können schmerzhaft sein.
Diagnose: Leitfähigkeit der Nervenbahnen prüfen
Die Ursache für neuropathische Schmerzen zu finden ist oft schwierig. Viele Betroffene quälen sich Monate, bis der Arzt eine Diagnose stellt. Wichtig sind eine gründliche Anamnese und eine neurologische Untersuchung. Bei sogenannten Quantitativen Sensorischen Tests wird die Reaktion auf Temperatur, Druck und Berührungen geprüft. Dabei müssen Betroffene beispielsweise angeben, ab wann sie die Schwingungen einer Stimmgabel nicht mehr spüren. So lässt sich die Leitfähigkeit der Nervenbahnen prüfen.
Schmerzintensität mit Daten ermitteln
Wie stark chronische Schmerzen sind, lässt sich nur schwer objektiv einschätzen. Denn die Intensität ist nicht messbar wie etwa der Blutdruck oder ein Blutwert. Deshalb versuchen die Ärzte, mit Schmerzskalen oder auch mithilfe einer digitalen Datenbank Erkenntnisse über die Schmerzintensität und die Art der Schmerzen zu bekommen. Dabei geben Betroffene vor und nach der Therapie an, wie stark sie Schmerzen empfinden. Bei der Auswertung kann der Arzt genau sehen, wie sich der Schmerz verändert hat und die Therapie anpassen.
Neuropathische Schmerzen behandeln
Vor dem Beginn der Behandlung werden die Ziele festgelegt, zum Beispiel:
- Schmerzkontrolle oder Schmerzlinderung durch Medikamente
- besserer Schlaf
- bessere Selbstfürsorge durch längere Ruhepausen und positive Lebenseinstellung
Bei neuropathischen Schmerzen sind klassische Schmerzmedikamente meist wirkungslos. Zum Einsatz kommen vor allem Wirkstoffe aus der Epilepsietherapie (Membranstabilisatoren), bestimmte Antidepressiva und morphiumähnliche Substanzen (Opioide). Sie wirken über das zentrale Nervensystem und beeinflussen die Nervenbahnen.
Alternative Therapien wie Ultraschallwellen, Akupunktur oder Taping können das Nervensystem so regulieren, dass die Wahrscheinlichkeit von Schmerzattacken sinkt und der Schmerz erträglich wird. Oft werden solche Therapien jedoch nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Multimodale Schmerztherapie
Als besonders wirksam gilt eine multimodale Schmerztherapie. Sie verbindet geeignete Behandlungsformen aus mehreren Disziplinen:
- Anästhesiologie
- Ergotherapie
- Neurologie
- Neurochirurgie
- Physiotherapie
- Psychologie
- Psychosomatische Medizin
- Psychotherapie
- Physiotherapie
Stationäre Therapie in Schmerzkliniken
Zur stationären Therapie in Schmerzkliniken gehören intensive Gespräche, Sport und psychologische Betreuung. Das hilft vielen Betroffenen, ihre Schmerzen besser einzuordnen, auszuhalten und oft sogar zu lindern. Sie lernen, sich nicht zu stark auf die Schmerzen zu konzentrieren und Tage mit wenig Schmerz wertzuschätzen. Eine solche stationäre Therapie ist nur nötig, wenn zuvor eine ambulante Therapie nicht zum Erfolg geführt hat.
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