Stand: 24.07.2019 12:35 Uhr

Hitze: So kann man Obdachlosen helfen

Hitze macht Obdachlosen besonders zu schaffen. Während im Winter sichere Notunterkünfte zur Verfügung stehen, sind sie im Sommer hohen Temperaturen auf der Straße ausgesetzt. Dehydrierung, Kreislaufprobleme und Verbrennungen sind ein großes Problem. Birgit Müller, Chefredakteurin des Straßenmagazins "Hinz & Kunzt" in Hamburg, weiß, wie man wohnungslosen Menschen bei hohen Temperaturen mit einfachen Mitteln helfen kann.

Chefredakteurin Birgit Müller in der Redaktion des Straßenmagazins "Hinz & Kunzt" in Hamburg. © NDR Foto: Heiko Block
Birgit Müller rät Obdachlosen eine frische Wasserflasche zu spendieren. (Archivfoto)

Frau Müller, die Initiative "Pfand gehört daneben" hat über Facebook dazu aufgerufen, Obdachlosen eine Wasserflasche zu geben. Wie finden Sie das?

Birgit Müller: Das ist eine tolle Idee. Jeder, der das tut, hat einen Orden verdient. Am besten sollte man einem obdachlosen Menschen eine frische Mehrwegflasche geben, so kann er auch noch das Pfand erhalten.

Kann ich auch Wasserflaschen weitergeben, aus denen ich gerade noch getrunken habe, die also nicht gespült sind?

Müller: Nein, es ist nicht hygienisch, ungewaschene Wasserflaschen weiterzugeben. Obdachlose sind durch ihr Leben auf der Straße meist gesundheitlich angeschlagen und sind deshalb anfälliger für Krankheiten. Ihre Lebenserwartung liegt bei nur 49 Jahren. Ungespülte Wasserflaschen stellen daher eine Gefährdung da.

Wie kann ich als Bürger Obdachlosen an heißen Tagen noch helfen?

Müller: Am einfachsten, indem ich mich an sie wende und sie frage, was sie brauchen. Zum Beispiel ein T-Shirt oder etwas Frisches aus dem Supermarkt. Außerdem zulassen, dass sie unter Dächern und in Eingängen Schutz finden. Und generell, indem ich mich dafür einsetze, dass sie eine feste Unterkunft bekommen. Je mehr der Klimawandel uns zu schaffen macht, desto mehr bedarf es eines ganzjährigen Schutzprogramms.

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Müller: Obdachlose sind der Hitze schutzlos ausgeliefert. Selbst wenn sie öffentliche Räume aufsuchen, ist es dort nicht erholsam, sondern voll und laut. Deshalb bleiben sie meist draußen. Im vergangenen heißen Sommer waren die Krankenmobile sehr gefordert, denn viele Obdachlose hatten mit Kreislaufproblemen, Sonnenstich und Hitzeschlag zu kämpfen, aber auch mit Verbrennungen, die zum Beispiel dadurch entstehen, dass sie in der Sonne einschlafen.

Abgesehen von festen Unterkünften und einem ganzjährigen Schutzprogramm - welche konkreten Forderungen haben Sie noch?

Müller: Wir brauchen mehr öffentliche Duschen. In Hamburg leben 2.000 Obdachlose und wir haben nur 22 öffentliche Duschen, die nur zu bestimmten Zeiten geöffnet sind.

Das Interview führte Birgit Broecheler, NDR.de

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 24.07.2019 | 13:05 Uhr

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