Werkverträge: Verbote auch für andere Branchen?
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat ein Gesetz auf den Weg gebracht, das Werkverträge in der Fleischwirtschaft verbieten soll. Die niedersächsische Linke fordert, ebenso wie die Gewerkschaft ver.di, dieses Verbot auf andere Branchen auszuweiten. Denn auch in der Landwirtschaft und der Paketbranche ist es weit verbreitet, Saisonarbeitskräfte beziehungsweise Zusteller über Werkverträge zu beschäftigen, sagte Stefan Thyroke von ver.di.
Gleiche Probleme für Zusteller wie in der Fleischbranche
Vor allem Hermes, DPD und Amazon hätten ihre Zusteller nicht selbst angestellt, sondern beschäftigten sie größtenteils über Werkverträge. Und das Problem des Missbrauchs sei hier das gleiche wie in der Fleischbranche, sagt der Gewerkschafter. Der Mindestlohn werde unterlaufen, weil die Zusteller die Betriebskosten, also die Fahrzeuge, selbst stellen müssten. Und auch die Höchstarbeitszeit von zehn Stunden am Tag werde oft nicht eingehalten, weil die Zusteller nach der Zahl der ausgelieferten Pakete bezahlt würden.
Auslagerung ermöglicht Missbrauch
Ähnlich sei die Praxis der Werkverträge bei den Saisonarbeitskräften in der Landwirtschaft, so Thyroke. Wie ver.di fordert auch die Linke Werkverträge deshalb immer dann zu verbieten, wenn die Unternehmen ihre Kernbereiche damit auslagerten - und das nicht nur in der Fleischbranche. Die niedersächsische Linken-Bundestagsabgeordnete Jutta Krellmann aus Hameln sagt, dass Werkverträge nicht grundsätzlich schlecht seien und auch nicht grundsätzlich verboten werden müssten. Aber immer wenn damit die Unternehmen auf diese Weise ihre Kernaufgaben auslagerten, ermögliche das den Missbrauch, also dass der Mindestlohn und der Arbeitsschutz umgangen würden, so Krellmann.
