Schlechte Lebensbedingungen für Igel: Aufnahmestationen voll
Immer mehr Igel landen in Niedersachsen in den Aufnahmestationen. Das liegt daran, dass sich die Lebensbedingungen der Tiere verschlechtert haben. Manchmal werden sie aber auch irrtümlich abgegeben.
Auffällig viele schwer verletzte erwachsene Igel sind in diesem Jahr bei der Wildtierhilfe Lüneburger Heide abgegeben worden. Die Vorsitzende Diana Erdmann geht davon aus, dass erhöhter Autoverkehr und der vermehrte Einsatz von Mährobotern der Grund dafür sind. "Unsere Kapazitätsgrenze und die finanziellen Möglichkeiten, weitere Igel aufnehmen und pflegen zu können, sind erschöpft", sagte Erdmann.
Jungtiere müssen lange versorgt werden
Auch im NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde (Landkreis Gifhorn) kommen jeden Tag schwer verletzt Igel und zu kleine Jungtiere an. Viele Jungtiere müssten über einen längeren Zeitraum versorgt werden - wodurch es voll in der Aufnahmestation werde. Die Zahl der abgegebenen Tiere ist im Artenschutzzentrum von 2019 bis 2021 von 333 auf 444 gestiegen.
Schotter- und Steingärten: Lebensraum wird kleiner
Insgesamt hätten sich die Lebensbedingungen für Igel verschlechtert, sagte Karolin Schütte, Tierärztin im Igelzentrum Niedersachsen in Laatzen (Region Hannover). Weil es weniger Insekten gebe, hätten sie weniger zu fressen. Außerdem werde der Lebensraum der Tiere kleiner - unter anderem weil es mehr Stein- und Schottergärten gibt. Auch Schütte beobachtet, dass mehr Igel als früher aufgesammelt und in Aufnahmestationen gebracht werden.
Nicht jeder kleine Igel braucht Hilfe
Nach Angaben der Geschäftsführerin des Artenschutzzentrums Leiferde werden aber auch Igel in die Aufnahmestation gebracht, die gar keine Hilfe benötigen. Sie weist darauf hin, dass nur verletzte, kranke und hilflose Tiere aufgesammelt werden dürften. Nicht jedem Igel, der klein sei, müsse sofort geholfen werden. Um Irrtümer zu vermeiden, rät Tierärztin Schütte aus Laatzen dazu, vorher telefonisch oder per E-Mail abzuklären, ob ein Igel hilfsbedürftig ist und wie er in dem Fall versorgt werden kann.