Niedersachsen: Unternehmen ächzen unter hohen Energiepreisen
Unternehmen, die für ihre Produktion viel Energie benötigen, bekommen die rasante Preissteigerung für Strom und Gas heftig zu spüren. Einige schlagen bereits Alarm und rechnen mit Auswirkungen.
Der zweitgrößte deutsche Stahlkonzern, die Salzgitter AG, hält nach Angaben eines Sprechers Produktionseinschränkungen am Standort Peine für möglich. Dort wird Stahlschrott mittels Elektrolichtbogenöfen eingeschmolzen und recycelt. Das ist besonders stromintensiv. Auch die Aluminium Oxid Stade GmbH (AOS) verbraucht sehr viel Energie. Das Unternehmen, das den Grundstoff von Aluminium herstellt, leider daher ebenfalls unter den gestiegenen Kosten.
AOS: Politik muss Alarmsignal ernst nehmen
AOS-Geschäftsführer Volker Richter sagte dem NDR in Niedersachsen, dass der Energiepreis im vergangenen Jahr um 600 Prozent gestiegen sei. Hinzu komme die CO2-Abgabe, die sich in einem Jahr mehr als verdoppelt habe. Diese Kosten könnten Unternehmen auf lange Sicht nicht stemmen, so Richter. Noch schließt er aus, dass AOS die Produktion drosselt. Schließlich habe das Unternehmen die Verantwortung für 550 Beschäftigte. Aber für Richter sind die explodierenden Energiepreise ein Alarmsignal, das die Politik ernst nehmen müsse, wenn der Industriestandort Deutschland erhalten bleiben soll.
Landwirtschaft: Dünger wird teuer und knapp
Indirekt wirkt sich der gestiegene Gaspreis unterdessen auch auf die niedersächsische Landwirtschaft aus. Weil für die Produktion von Stickstoffdünger Erdgas benötigt wird, und die Preise dafür explodiert sind, haben einige Hersteller bereits ihre Werke geschlossen. Für Landwirte hat das zur Folge, dass der Dünger nicht nur teuer, sondern auch knapp wird.
EU-Kommission stellt Energiepreis-Bremse vor
Die EU-Kommission hat derweil angekündigt, heute Nachmittag ihre Pläne für eine Energiepreis-Bremse vorzustellen. Es soll sich dabei um eine Art Werkzeugkasten handeln, aus dem sich die EU-Länder unterschiedlich bedienen können, ohne dass dadurch der Markt verzerrt wird. Der Großhandelspreis von Erdgas ist zwischen Januar und Oktober um rund 440 Prozent gestiegen. Strom ist in Deutschland an der Börse seit Januar rund 140 Prozent teurer geworden.
Inflation steigt auf 4,1 Prozent
Durch die gestiegenen Energiepreise ist auch die Inflation in Deutschland erstmals seit knapp 28 Jahren auf über vier Prozent gestiegen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,1 Prozent. Die Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) forderte diesbezüglich die Politik zum Handeln auf. "Es braucht jetzt schnell eine neue Regierung, damit die Politik hier entschlossen gegensteuern kann", sagte IG BCE-Chef Michael Vassiliadis. Die sozialen wie auch die konjunkturellen Risiken wachsen ihm zufolge derzeit täglich.
