Niedersachsen: Corona-Inzidenz binnen einer Woche verdoppelt
Nach Wochen des Abwärtstrends steigen die Corona-Zahlen in Niedersachsen wieder - und das zuletzt immer schneller. Laut Gesundheitsministerin Behrens verdichten sich die Anzeichen einer Sommerwelle.
Binnen einer Woche hat sich die Sieben-Tage-Inzidenz in Niedersachsen mehr als verdoppelt. An diesem Dienstag lag der Wert bei 642,9, vor einer Woche lag er noch bei 262,8. Zwar war der Inzidenzwert nach dem langen Pfingstwochenende wegen fehlender Meldedaten nicht ganz aussagekräftig, aber auch am Mittwoch nach Pfingsten war die Sieben-Tage-Inzidenz mit 313,8 nur halb so hoch wie jetzt. Aktuell ist der Wert so hoch wie zuletzt vor einem Monat.
Wieder mehr Krankenhausaufnahmen wegen Corona
"Die Anzeichen verdichten sich, dass wir auch in Niedersachsen eine Sommerwelle erleben, die von der hochansteckenden Omikron Subvariante BA.5 getrieben ist", sagte Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD). Nicht nur die Infektionszahlen steigen, es werden auch wieder mehr Patientinnen und Patienten wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus behandelt. Laut Behrens gibt es aufgrund der Daten aus anderen Ländern wie Portugal allerdings "keine Anzeichen dafür, dass BA.5 zu schwereren Krankheitsverläufen und diese Welle zu einer übermäßigen Be- oder gar Überlastung unseres Gesundheitssystems führen wird". Die Gesundheitsministerin ist zuversichtlich: "Corona wird uns in dieser Hinsicht nicht den Sommer vermiesen."
Krankenhausgesellschaft: Corona wird Kliniken wieder mehr belasten
Ähnlich wie die Ministerin schätzt die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) die Lage ein. Sprecher Piet Schucht sagte NDR Niedersachsen, es sei zu erwarten, dass die Zahl der Menschen, die wegen einer Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus müssten, wieder hochgehe. Damit werde auch das Personal wieder mehr Aufwand haben und es werde zu Ausfällen kommen. Die NKG gehe aber nicht von einer Überlastung der Kliniken aus.
Ärztekammer appelliert an Politik, sich auf den Herbst vorzubereiten
Die Ärztekammer sieht die vielen Infektionen problematisch. Es steckten sich vor allem jüngere Menschen an und darunter auch viele, die trotz mehrfacher Impfung erkrankten, sagte Sprecher Thomas Spieker. Der Verlauf sei in den meisten Fällen nicht schwer. Er sei aber auch nicht ohne und einfach mit der Grippe vergleichbar. Er rät dazu, in der Öffentlichkeit häufiger Maske zu tragen und auch im Sommer vorsichtig zu sein. "Wir müssen uns wappnen für den Herbst, in Bezug auf die Impfkampagne und die vierte Impfung für Risikogruppen", so Spieker. Es brauche zudem Maßnahmen im Infektionsschutzgesetz. Die Politik dürfte nicht erst darüber diskutieren, wenn es wieder zu spät ist.
Experten gehen von hoher Dunkelziffer aus
Die Inzidenz liefert inzwischen nach Ansicht von Experten kein vollständiges Bild der Infektionslage mehr. Sie gehen davon aus, dass viele Infektionen gar nicht erfasst werden, da sie nicht per PCR-Test bestätigt werden - aber nur positive PCR-Tests gehen in die Statistik des Robert Koch-Instituts (RKI) ein. Für Niedersachsen meldete das RKI am Dienstag 15.178 Neuinfektionen.
Appell: Maske tragen und Auffrischungsimpfung geben lassen
Je mehr Menschen mit Corona infiziert sind, umso größer ist auch das Ansteckungsrisiko. Deshalb empfiehlt auch Landesgesundheitsministerin Behrens in engen Innenräumen oder bei größeren Menschenansammlungen, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen. Auch appelliert sie erneut an alle, die es nicht bereits getan haben, die Impfung auffrischen zu lassen. Allen Über-70-Jährigen rät Behrens zudem dringend dazu, sich die vierte Corona-Impfung geben zu lassen.
