Missbrauchs-Komplex: Ermittler nennen Details zu Verdächtigen
Das Aufdecken eines riesigen Missbrauchs-Komplex in dieser Woche hat für Erschütterung gesorgt. Vier Verdächtige kommen aus Niedersachsen. Nun hat die Staatsanwaltschaft Hannover Details genannt.
Demnach ist einer der mutmaßlichen Täter schon einmal rechtskräftig verurteilt worden. Ein Gericht verurteilte den 44 Jahre alte Mann aus Uelzen 2018 wegen der Verbreitung und des Besitzes von kinderpornografischem Material zu sechs Monaten auf Bewährung. Bei zwei weiteren Männern aus dem Wermelskirchen-Komplex hat die Staatsanwaltschaft Hannover als Schwerpunktstaatsanwaltschaft im Bereich Kinderpornografie Beweismittel sichergestellt. Beschuldigt sind ein 44-Jähriger aus Oldenburg und ein 34-Jähriger aus Clausthal-Zellerfeld. Auch sie sollen Kinderpornografie besessen und verbreitet haben.
Erst zehn Prozent der Daten ausgewertet
Am schwerwiegendsten aber dürften die Vorwürfe gegen einen weiteren Mann wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern wiegen. Aus ermittlungstaktischen Gründen teilte die Staatsanwaltschaft Köln hier keine weiteren Details mit. Und es könnten noch etliche Fälle dazukommen, denn die Polizei in NRW hat nach eigenen Angaben erst zehn Prozent des Datenmaterials gesichtet.
Verfahren gegen 33-jährigen Meppener eingestellt
Das Verfahren gegen einen fünften Beschuldigten aus Meppen ist derweil eingestellt. Der 33 Jahre alte Mann sitzt für drei Jahre bis 2024 im Gefängnis, weil er 2015 kinderpornografisches Material besessen und verbreitet hat. Die Taten stünden vermutlich im Zusammenhang mit dem Wermelskirchen-Komplex, was damals niemand gewusst habe, so eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover gegenüber dem NDR in Niedersachsen. Die Vergehen des 33-Jährigen seien demnach aufgearbeitet.
Hauptverdächtiger hat sich als Babysitter angeboten
In dem Missbrauchs-Komplex sind bislang 73 Verdächtige und 33 Opfer identifiziert worden. Die meisten Beschuldigten - nämlich 26 - kommen aus Nordrhein-Westfalen. Die übrigen Verdächtigen stammen mit Ausnahme von Bremen und dem Saarland aus dem gesamten Bundesgebiet. Als Hauptbeschuldigter gilt ein 44-Jähriger aus dem nordrhein-westfälischen Wermelskirchen. Er habe die Taten weitgehend eingeräumt, hieß es. Der kinderlose und verheiratete Angestellte habe im Internet seine Dienste als Babysitter angeboten und sich so seinen Opfern nähern können, teilten die Ermittler am Montag in Köln mit. Mit Dutzenden weiteren Männern habe er zudem kinderpornografische Bilder und Videos "unvorstellbarer Brutalität" getauscht. "Ich bin erschüttert und fassungslos. Ein solches Ausmaß an menschenverachtender Brutalität und gefühlloser Gleichgültigkeit gegenüber kleinen Kindern, ihren Schmerzen und ihren Schreien ist mir noch nicht begegnet", sagte Kölns Polizeipräsident Falk Schnabel.
Riesige Datenmengen sichergestellt
Von den Opfern sei das jüngste nur einen Monat alt gewesen. Zudem seien fünf weitere Säuglinge und auch Kinder mit Behinderung darunter. Es gebe Anhaltspunkte dafür, dass die Kinder in einigen Fällen betäubt worden waren. Insgesamt wurde eine Datenmenge im Volumen von 32 Terabyte sichergestellt - mit 3,5 Millionen Bildern und 1,5 Millionen Videos. Die Gewaltfantasien, die dabei verwirklicht worden seien, hätten auch erfahrene Ermittler entsetzt. Es handle sich "um brutalste Vergewaltigungen von Babys und Kleinkindern". Möglicherweise werde sich die Zahl der Missbrauchsopfer weiter erhöhen. Bislang seien erst zehn Prozent der Daten ausgewertet worden.