Beschäftigte von Caterpillar Motoren, Neptun Werft und SEAR GmbH haben sich zu einem Warnstreik der IG Metall eingefunden  (Mecklenburg-Vorpommern). © dpa Foto: Bernd Wüstneck

IG-Metall: Tausende Beschäftigte an Warnstreiks beteiligt

Stand: 04.11.2022 20:01 Uhr

In Niedersachsen haben sich mehrere tausend Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie an Warnstreiks beteiligt. Die IG Metall hatte dazu aufgerufen. Sie fordert acht Prozent mehr Lohn.

Seit Ende der Friedenspflicht haben sich laut IG-Metall allein im Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt mehr als 20.000 Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie an Warnstreiks beteiligt. Insgesamt habe es mehr als 280 betriebliche Aktionen gegeben. Die Gewerkschaft sprach bereits am Donnerstag von einem Höhepunkt der ersten Warnstreikwelle im Norden. Tausende Beschäftigte aus zahlreichen Betrieben in Norddeutschland hatten ihre Arbeit für mehrere Stunden niedergelegt.

IG-Metall-Verhandlungsführer: Beschäftige werden wütender

"Das war eine eindrucksvolle Woche, in der etliche Kolleginnen und Kollegen demonstriert haben, dass es ihnen ernst ist. Sie stehen hinter unserer Acht-Prozent-Forderung und sind bereit, diese zu stützen", sagte Thorsten Gröger, Bezirksleiter und Verhandlungsführer der IG Metall. Die Arbeitgeber sollten verstehen, dass ihre Haltung, am Verhandlungstisch keine tragfähigen und nachhaltigen Lösungen zu finden, die Beschäftigten von Tag zu Tag wütender mache. "Sie sind bereit, diesem Ärger Nachdruck zu verleihen. Das werden die Unternehmen deutlich spüren."

 

VIDEO: Metaller im Warnstreik für Lohnerhöhungen (01.11.2022) (1 Min)

Am Donnerstagabend Warnstreiks bei Airbus in Stade

Am Donnerstag nahmen nach Angaben der Gewerkschaft bis zum Mittag knapp 5.000 Beschäftigte aus 30 Unternehmen in den fünf Bundesländern des Bezirks Küste an Arbeitsniederlegungen teil. Ein Schwerpunkt sei die Luftfahrtindustrie gewesen mit den Airbus-Betrieben in Bremen und Nordenham (Landkreis Wesermarsch) sowie von Premium Aerotec in Varel (Landkreis Friesland). Zu weiteren Streiks kam es im Mercedes-Werk und bei Lear in Bremen sowie bei Airbus Aerostructures in Stade. Erstmals gab es auch Aktionen in Mecklenburg-Vorpommern.

IG Metall fordert acht Prozent mehr Lohn

Die IG Metall fordert für rund 17.000 Beschäftigte in der regionalen Metall- und Elektroindustrie eine Lohnerhöhung von acht Prozent für die Laufzeit von zwölf Monaten - das ist die höchste Forderung in der Branche seit 2008. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann drängte zudem auf schnelle staatliche Hilfen und Maßnahmen wie etwa die Energiepreisbremse, da selbst mit acht Prozent die erwarteten Mehrkosten nicht ausgeglichen werden könnten. Die Arbeitgeber hatten bei Verhandlungen bisher Einmalzahlungen in Höhe von 3.000 Euro - eine steuer- und abgabenfreie Prämie zum Inflationsausgleich - und eine nicht näher bezifferte Lohnerhöhung für eine Laufzeit von 30 Monaten angeboten. Die vierte Verhandlungsrunde beginnt am 8. November.

Zahlreiche Kundgebungen und Warnstreiks in Niedersachsen

Seit dem Ende der Friedenspflicht in der Nacht zu Sonnabend ruft die Gewerkschaft zu Warnstreiks auf. Am Mittwoch brachten Mitarbeitende zahlreicher Firmen in ganz Niedersachsen ihre Forderungen nach mehr Gehalt zum Ausdruck. In Hameln zogen rund 700 Beschäftigte vor das Hochzeitshaus. Sie kamen unter anderem von der Aerzener Maschinenfabrik, von Lenze in Aerzen und Stiebel Eltron aus Holzminden. Es könne sein, dass die Arbeitgeber in der durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine hervorgerufenen Krise eine Machtprobe versuchten, sagte die IG-Metall-Bevollmächtigte Karoline Kleinschmidt. Deshalb würden die Warnstreiks so lange intensiviert, bis die Arbeitgeberseite sich bewege.

Gewerkschaft stellt sich auf längere Warnstreik-Runde ein

Der Verhandlungsführer der IG Metall Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, warf der Arbeitgeberseite vor, in drei Tarifrunden kein tragfähiges Angebot präsentiert zu haben. "Wenn NiedersachsenMetall am Verhandlungstisch keine Lösung finden will, dann gibt es die entsprechende Antwort vor dem Werktor", so der Gewerkschafter. Das geschehe seit Sonnabend. Bei einer Kundgebung in Hannover nach Ende der Friedenspflicht sagte Gröger: "Wie lange und wie intensiv dieser Konflikt geführt werden muss, liegt in den Händen der Arbeitgeberverbände." Die Gewerkschaft sei bereit, auch für längere Zeit aufs Äußerste zu gehen.

Arbeitgeber fordern längere Laufzeit von neuem Tarifvertrag

Nordmetall-Verhandlungsführerin Lena Ströbele forderte die Gewerkschaft auf, die Warnstreik-Aufrufe zu beenden und zum Verhandlungstisch zurückzukehren. "Jede Stunde Warnstreik kostet die betroffenen Firmen weiter Geld und Zeit. Damit verschärft die Gewerkschaft nur die Lage, trägt aber nichts zu dem dringend benötigten Kompromiss bei, den es nun für Unternehmen und Beschäftigte braucht", sagte Ströbele. "Sobald die Gewerkschaft bereit ist, über eine deutlich längere Laufzeit zu reden, haben wir Arbeitgeber Spielraum für eine dauerhafte Gehaltserhöhung in Form einer angepassten Tabelle, zusätzlich zu der bereits in voller Höhe angebotenen Inflationsausgleichszahlung."

Weitere Informationen
Eine Fahne der IG Metall weht während einer Kundgebung im Wind. © picture alliance/dpa | Frank Molter

Tarifstreit: IG Metall droht mit flächendeckenden Streiks

In der kommenden Woche soll in Hamburg wieder verhandelt werden. Die Gewerkschaft fordert acht Prozent mehr Lohn. (04.11.2022) mehr

IG Metall Demonstranten starten in der Nacht mit Warnstreiks © Daniel Friedrichs Foto: Daniel Friedrichs

IG Metall: Streiks in SH gehen weiter

Der Tarifstreit in der Metall- und Elektroindustrie ist in vollem Gange. Auch heute beteiligen sich Firmen an den Streiks. (02.11.2022) mehr

Beschäftige stehen mit IG Metall Flaggen vor einem Hotel. © dpa-Bildfunk Foto: Julian Stratenschulte

Tarifgespräche in Metall- und Elektroindustrie ohne Ergebnis

Die IG Metall will acht Prozent mehr Lohn und verweist auf die Inflation. Die Arbeitgeber sagen, das sei nicht leistbar. (12.09.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Oldenburg | 04.11.2022 | 18:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Tarifpolitik

Gewerkschaften

Mehr Nachrichten aus Niedersachsen

Einsatzkräfte der Feuerwehr und Soldaten der Bundeswehr gehen bei der Suche nach einem vermissten Jungen aus Bremervörde auf einer Straߟe im Landkreis Stade entlang. © dpa Foto: Moritz Frankenberg

Vermisster Arian aus Bremervörde: Auch größte Suche bislang erfolglos

Bis zu 1.200 Einsatzkräfte haben am Sonntag nach dem Sechsjährigen gesucht. Die Maßnahme soll bis in den Abend hinein andauern. mehr