Kränze liegen an der Gedenkstätte in Bergen-Belsen. © Moritz Frankenberg/dpa Foto: Moritz Frankenberg

Gedenken in Bergen-Belsen - ohne Russland und Belarus

Stand: 08.05.2022 16:31 Uhr

An vielen Orten in Deutschland ist am Sonntag der Opfer des Nationalsozialismus gedacht worden. Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen wurden Kränze niedergelegt.

77 Jahre nach der Befreiung des Lagers stünden beim gemeinsamen Gedenken in diesem Jahr angesichts des Ukraine-Krieges besonders die Opfer aus der früheren Sowjetunion im Mittelpunkt, teilte die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten mit. Bernd Busemann (CDU) forderte in seiner Gedenkrede eine neue Erinnerungskultur. "Wir haben das Privileg, den Überlebenden noch zuhören zu können. Daraus folgt die Verantwortung, ihre Geschichte auch an die nachfolgenden Generationen weiterzugeben", sagte Niedersachsens stellvertretender Landtagspräsident. "Zugleich ist uns bewusst, dass wir zukünftig neue Formen des Erinnerns brauchen."

Russland und Belarus ausgeladen

Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten hatte im Vorfeld die politischen Vertretungen aus Russland und Belarus gebeten, am 8. Mai keine Kränze und Besucher zu schicken. Es sollte verhindert werden, dass die Opfer mit aktuellen politischen Äußerungen zum Ukraine-Krieg instrumentalisiert werden, sagte eine Sprecherin der Stiftung. Stattdessen wollten die Organisatoren selbst Kränze mit weißen Schleifen für die russischen und belarussischen Opfer niederlegen.

Belarus bedauert, Russland schweigt

Belarus habe die Aufforderung der Veranstalter bedauert, sagte die Sprecherin. Man finde sie falsch und hoffe, in Zukunft wieder gemeinsam gedenken zu können. Von russischer Seite habe es keine Reaktion auf die Bitte gegeben. Die Gedenkstätte beging die Feier zum Jahrestag der Befreiung wegen der Corona-Pandemie erneut im kleinem Kreis. Mitarbeitende, Vertreter der Politik und des Stiftungsrates legten Kränze im Gedenken an die Opfer nieder. Überlebende aus aller Welt sollen voraussichtlich im Spätsommer eingeladen werden.

Befreiung war die Voraussetzung für Freiheit und Demokratie

In Bergen-Belsen starben mehr als 52.000 KZ-Häftlinge und rund 20.000 Kriegsgefangene. Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Lager. Busemann sagte, mit dem 8. Mai sei für das Gedenken ein besonderer Tag gewählt worden. "Der Tag der Befreiung war die Voraussetzung dafür, dass wir heute in Freiheit und Demokratie leben können." Am 8. Mai endete der Zweite Weltkrieg in Europa mit der Kapitulation Nazi-Deutschlands.

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Zwei Menschen legen Blumen an einem Gedenkort das Konzentrationslagers Bergen-Belsen. © picture alliance/dpa | Peter Steffen Foto: Peter Steffen

Bergen-Belsen: Russland und Belarus bei Gedenken unerwünscht

Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten hat beide Länder gebeten, am 8. Mai keine Kränze und Besucher zu schicken. (06.05.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Niedersachsen | Regional Lüneburg | 09.05.2022 | 06:30 Uhr

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