Die Corona-Krise und ihre psychologischen Folgen
Die rasante Ausbreitung des Coronavirus stellt nicht nur eine konkrete gesundheitliche Gefahr dar, sondern sorgt auch für erhebliche Verunsicherung in der Bevölkerung. Sogar von Panik und Hysterie ist teilweise schon die Rede. Kinderärzte und Kinderpsychotherapeuten warnen Eltern jetzt davor, bei ihren Kindern wegen der Epidemie Angst zu schüren.
Eltern sollten möglichst ruhig bleiben
"Die Masken-Menschen in Bussen, Bahnen oder im Fernsehen können Kinder irritieren", sagte die Vorsitzende des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten, Beate Leinberger, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Eine Belastung wird es für Kinder, wenn die Eltern Angst zeigen. Wenn Eltern unruhig werden, überträgt sich das natürlich auf die Kinder." Sie sollten daher darauf achten, Informationen rund um die Epidemie ruhig einzuordnen. In der Regel würden Kinder eher entspannt reagieren - sogar diejenigen, die in Quarantäne geschickt werden.
Vermummte Menschen als Bedrohung
Ähnlich sieht das auch der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Thomas Fischbach. "Vermummte Menschen mit Masken wie aus dem Weltall, das hat etwas Bedrohliches", sagte er. Für Kinderseelen könne dies zu einer Belastung werden. Deswegen sei es sehr wichtig, dass Eltern möglichst gelassen bleiben und keine Panik zeigen.
Sozialpsychologe sieht positive Aspekte
Aus Sicht des Sozialpsychologen Harald Welzer bietet die Krise bei aller Verunsicherung jedoch auch große Chancen für die Gesellschaft. "Wir sind in einer Situation, in der etwas geschehen ist, das fast alle Routinen und den Normalbetrieb unterbricht", sagte Welzer der "Neuen Presse". Daraus könne eine "Lerngeschichte" werden. Die Krise lehre unter anderem, dass jederzeit etwas passieren könne, mit dem vorher keiner gerechnet habe. "Das Interessante bei Corona ist, dass es sehr tief in das Alltagsgeschehen eingreift."
Verletzlichkeit durch Globalisierung
Auch die Verletzlichkeit der Wirtschaft mit ihren globalen Lieferketten werde derzeit deutlich, betonte Welzer. "Man lernt jetzt, wie unfassbar abhängig das normale Funktionieren unserer Gesellschaft von sehr schwachen Faktoren ist." Die Krise werfe die Frage auf, ob man weiterhin dauernd durch die Gegend fliegen muss oder ob es ein Leben ohne Kreuzfahrt gibt.
