"Arme Schweine" in der Stadt: Aktion am Weltarmutstag
Am Sonntag ist Weltarmutstag: Die Landesarmutskonferenz (LAK) Niedersachsen will deshalb mit einer besonderen Aktion auf die zunehmende Armut im Land aufmerksam machen.
Sparschweine mit einem Inhalt von je drei Euro wurden unter anderem vor Jobcentern, der Börse in Hannover, der Deutschen Bank und dem Niedersächsischen Landtag verteilt. Der Betrag von drei Euro entspricht der Summe, um die der Hartz-IV-Regelsatz zum 1. Januar erhöht werden soll. "Diese Erhöhung deckt noch nicht einmal die Inflation ab", sagte LAK-Geschäftsführer Klaus-Dieter Gleitze im Vorfeld der Aktion. Für Alleinstehende liegt der Regelsatz derzeit bei 446 Euro im Monat.
Gleitze: 50 reichste Deutsche haben so viel wie Bundeshaushalt
Durch die geplante Drei-Euro-Erhöhung würden Hartz-IV-Beziehende weiter in die Armut abgedrängt, so Gleitze weiter. Allein die Lebensmittelpreise seien während der Corona-Pandemie um etwa zehn Prozent gestiegen. Hartz-IV-Beziehern stünden für Nahrungsmittel nur fünf Euro am Tag zur Verfügung, das reiche nicht für eine gesunde Ernährung. "Die Energiepreise steigen, die Inflation nimmt immer mehr Fahrt auf", fügte Gleitze hinzu. Die Armut sei mittlerweile auf einem Rekordniveau von 16 Prozent angekommen. Auf der anderen Seite sei das Vermögen der 50 reichsten Deutschen ungefähr so hoch wie gesamte Bundeshaushalt 2022. Die Spaltung der Gesellschaft werde immer größer.
VdK fürchtet Ausschluss von armen Menschen
Die LAK fordert eine sofortige Erhöhung der Hartz-IV-Regelsätze um 100 Euro. Die Landesregierung müsse hier durch eine Bundesratsinitiative tätig werden. Der Mindestlohn müsse auf mindestens zwölf Euro angehoben, geringfügige Beschäftigung in sozial abgesicherte Arbeitsverhältnisse umgewandelt werden. Auch der Sozialverband VdK Niedersachsen fordert einen höheren Mindestlohn. Nur so könne die Situation für Geringverdiener, Ältere, Kranke, Alleinerziehende und Kinder langfristig verbessert werden, so VdK-Chef Friedrich Stubbe. Sie würden durch ihre Armut vielfach vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen.
