Atemmaske hängt über dem Laptop. © imago / westend61

Corona-Ausfälle: Wie sehr belastet Omikron die Unternehmen?

Stand: 10.02.2022 13:47 Uhr

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist seit Wochen hoch. Viele Menschen sind aktuell in Quarantäne. Besonders betroffen sind Eltern, die aufgrund des Infektionsgeschehens in Kitas und Schulen auch mal zu Hause bleiben müssen und bei der Arbeit ausfallen. Wie kommen Unternehmen und Angestellte in Hamburg mit dieser Situation zurecht?

von Anina Pommerenke

Zu sehen ist das Steigenberger Hotel in der Hamburger Innenstadt. Es hat eine Rotklinker-Fassade und liegt an einem Fleet. Es ist hier in einer Nachtaufnahme zu sehen und schön beleuchtet. © Steigenberger
Für Beschäftigte in der Hotel- und Gastronomie-Branche ist die Lage seit zwei Jahren prekär - auch für das Steigenberger Hotel.

Vom sonst so mondänen Steigenberger Hotel in der Hamburger Innenstadt ist direkt vor dem Eingang gerade nicht viel zu sehen. Ein Gerüst verhüllt die Rotklinker-Fassade, denn das Hotel wird aufwendig saniert. Auch die Rezeption musste aus der großen Eingangshalle in einen kleinen improvisierten Raum ausweichen. So gesehen Ausnahmezustand. Doch der beschäftigt Hotel-Direktor Moritz Klein nun seit fast zwei Jahren. Weil nach wie vor die Gäste fehlen, seien etwa 50 Prozent seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit. In manchen Abteilungen mehr, in anderen weniger.

Hotel-Chef: "Wir sind alle genervt von zwei Jahren Corona"

Sein Team habe nicht so sehr mit der aktuellen Corona-Welle zu knabbern, sondern eher mit der allgemeinen Pandemie-Lage und der damit verbundenen Kurzarbeit. Die bedeute nun für viele schon seit langem Verdienstausfälle: "Wir sind alle genervt von zwei Jahren Corona. Ich glaube, das kann man so sagen." Die Omikron-Welle habe die Lage bislang wenig verändert: "Wir hatten vor einigen Wochen eine ganze Abteilung, die ausgefallen war, die uns dann aber operativ doch nicht so beeinträchtigt hat. Das konnten wir gut auffangen.", berichtet Klein. Wenn er Ausfälle habe, könne er außerdem Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen.

Hamburger Sparkassen konnten Filialen offen halten

Auch die Hamburger Sparkassen (Haspa) konnten krankheitsbedingte Ausfälle bislang gut auffangen, sagt Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Wenn Kolleginnen und Kollegen in den Filialen erkrankten, könne man das in der Regel kompensieren. Zum Beispiel durch den Einsatz von Mitarbeitenden aus anderen Filialen. Viele Beratungen finden Carlsburg zufolge aber mittlerweile auch am Telefon oder digital statt. So habe man als einzige Bank in Hamburg die Filialen die gesamte Pandemie über offen halten können.

Pandemie ist für Transport-Sektor "die absolute Hölle"

Containerschiffe am Terminal Burchardkai im Hamburger Hafen. © picture alliance Foto: Rupert Oberhäuser
An Container-Terminals in Hamburg gibt es aktuell einen Rückstau von über zehn Tagen.

Doch es gibt auch Branchen, da sieht es ganz anders aus: Vor dem Büro einer Reederei in der Hamburger Innenstadt macht gerade ein Mitarbeiter Pause und steckt sich eine Zigarette an: "Die Pandemie ist für den Transport-Sektor die absolute Hölle", macht er seinem Frust Luft. Als Spediteur sei er für die Abfertigung von Containerschiffen im Hamburger Hafen zuständig. "Es funktioniert gar nichts. Wir haben mittlerweile einen Rückstau an den Terminals von über zehn Tagen und das ist für alle Fahrpläne tödlich. Wir bekommen nur noch Statusmeldungen, wie im Arsch alles ist." Die Gesamtsituation sei für ihn äußerst anstrengend und frustrierend. In seiner Branche würden gerade alle in einem Ausmaß Überstunden machen, das nicht mehr verträglich sei. Dafür würde gerade nach langen Jahren des Preis-Dumpings viel Geld verdient, denn die Preise für Container seien aufgrund der Nachfrage explodiert.

Wenige Neuinfektionen bei Hapag-Lloyd

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Dass Corona-Fälle auf Schiffen massive Auswirkungen haben können, kann Nils Haupt, Sprecher der Reederei Hapag-Lloyd, bestätigen. Dies komme aufgrund der strengen Kontaktbeschränkungen mit der Crew aber selten vor. Je nachdem, wo auf der Welt das Schiff gerade liege, gehe die Reise dann erstmal nicht weiter, berichtet Haupt. Manchmal könne die Crew die Reise für eine Woche oder zehn Tage nicht fortsetzen, bis alle negativ getestet seien. "Das heißt für die Kunden, dass sie länger auf ihre Container warten müssen." Covid-Fälle gebe es natürlich auch in Häfen oder Lagerhallen, was sich immer wieder auf Transporte auswirken könne. In Deutschland merke man hingegen aktuell wenig von der Omikron-Welle: "Wir haben in dieser Woche eine einstellige Zahl an Neuinfektionen unter den Mitarbeitern. Das ist bei rund 1.800 Mitarbeitern in Deutschland eine vertretbare Zahl."

Passanten mit Mund-Nasen-Schutz in der Innenstadt © dpa-Bildfunk Foto: picture alliance
Bei einer Straßenumfrage von NDR Info berichten Menschen von sehr unterschiedlichen Erfahrungen.
Straßenumfrage zeigt gemischtes Stimmungsbild

Und auch eine Straßenumfrage von NDR Info zeigt, wie unterschiedlich die Lage in verschiedenen Berufen aussieht. So berichtet ein Passant: "Ich bin beruflich in der Luftfahrt tätig und ich muss sagen, dass ich keinen Unterschied spüre." Es sei aber auch schwierig, die Lage zu beurteilen, weil alle im Homeoffice arbeiten und er es gar nicht mitbekomme, ob jemand krank sei oder nicht. Es sei auch grundsätzlich in der Luftfahrt aktuell eher weniger zu tun. Anders sieht es bei einer Frau aus, die in einer Förderschule arbeitet: "Es fehlen Schüler und pädagogisches Personal. Ich muss nicht mehr arbeiten, aber es ist immer belastend." Schließlich sei weniger Personal für die fast gleiche Anzahl an Schülern da. Sie komme mal besser, mal schlechter mit der Situation zurecht.   

Überstunden und Überlastung an Hamburger Kitas

Michael Stock von der Gewerkschaft ver.di macht die Situation an den Kitas in Hamburg Sorge. Da die Kinder in der Regel noch nicht geimpft seien, sei die Covid-Rate extrem hoch. Immer viele fallen Beschäftige aus, anderen müssten dann Überstunden leisten. "Weil dann eben doch eingesprungen wird, weil doch Dienstpläne über den Haufen geworfen werden, weil Menschen in eine neue Einrichtung kommen und dann dort noch das Nötigste machen." So müsse ja auch die kritische Infrastruktur gewährleistet werden. Und es gehe schließlich auch nicht nur um die Betreuung der Kinder, sondern die frühkindliche Erziehung. Die lasse sich nicht mal eben so vorbereiten. Durch die ständigen Ausfälle und sich ändernde Gruppengrößen, sei eine enorme zusätzliche Belastung entstanden, berichtet Stock aus dem Kita-Alltag.

Egal ob nun zu wenig oder zu viel zu tun ist. Unterm Strich hoffen alle Beteiligten, dass sich die Lage nach der Omikron-Welle normalisiert.   

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | Aktuell | 10.02.2022 | 07:41 Uhr

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