Mitreden! Deutschland diskutiert
Donnerstag, 08. Mai 2025, 20:15 bis
22:00 Uhr, NDR Info
Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Wie erinnern wir uns angesichts von Schlussstrich-Debatten an das Grauen der NS-Zeit? Was meinen Sie? Sagen Sie es uns bei "Mitreden! Deutschland diskutiert" am Donnerstag.
Moderatorin Doreen Jonas begrüßt als Gäste:
Prof. Dr. Mark Arenhövel
Politikwissenschaftler an der TU Dresden
Andreas Froese
Historiker und Leiter der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora
Elisabeth Kohlhaas
Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums (DIZ) Torgau
Wenige Tage nach dem Suizid Hitlers und der Schlacht um Berlin gab sich die deutsche Wehrmacht endlich geschlagen: Am Abend des 8. Mai 1945 trat die bedingungslose Kapitulation in Kraft. Das Ergebnis: Ein Kontinent in Trümmern, mehr als 60 Millionen Tote, darunter sechs Millionen ermordete Jüdinnen und Juden.
Der lange Weg vom Verdrängen zum Erinnern
Während man in der Nachkriegszeit zunächst nichts von den Verbrechen der Deutschen wissen wollte, setzte in den 60er Jahren ein erinnerungskultureller Wandel ein. Es war unter anderem die Studentenbewegung, die eine kritische Beschäftigung mit der NS-Geschichte forderte. Nach und nach entstanden Museen und Mahnmale, filmische Auseinandersetzungen wie die US-Fernsehserie "Holocaust" fanden breite Resonanz. Auch in der DDR gab es in Kunst, Film oder Literatur eine zum Teil kritische Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit. Doch es überwog der staatlich verordnete Antifaschismus. Heute gehört das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte fest zum Schulstoff und das Gedenken ist regelrecht ritualisiert.
Studie: Mehr Deutsche wollen Schlussstrich
Doch mit wachsendem Abstand wird die Erinnerung an Nazi-Terror und Krieg herausfordernder. Es gibt kaum noch Zeitzeugen und erstmals wünscht sich eine relative Mehrheit der Bevölkerung einen "Schlussstrich". Das geht aus der neuen MEMO-Studie der "Stiftung Erinnerung Verantwortung Zukunft" hervor. Demnach denken gut 38 Prozent der Befragten, dass es "Zeit für einen Schlussstrich unter die Zeit des Nationalsozialismus" sei. Rund 37 Prozent lehnten das eher oder stark ab.
Arenhövel: Vergangenheitsbewältigung als Basis für stabile Demokratie
Wie funktioniert Erinnerung 80 Jahre nach Kriegsende? Elisabeth Kohlhaas und Andreas Froese können dazu aus der Praxis berichten. Kohlhaas ist Leiterin des Erinnerungsortes Torgau, wo die Wehrmacht Deserteure inhaftierte, Froese leitet die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Hier gibt es lange Wartelisten für pädagogisch betreute Schulklassen-Besuche. Ein Zeichen dafür, dass die junge Generation sich nach wie vor für die NS-Zeit interessiert?
Das wäre wahrscheinlich ganz im Sinne von Politikwissenschaftler Mark Arenhövel, denn für ihn ist die Beschäftigung mit der schmerzhaften Vergangenheit wesentlich für eine stabile Demokratie.
Wie erleben Sie Erinnerungskultur?
Fühlen Sie sich durch Erinnerungskultur bereichert? Halten Sie sie für wichtig - oder für übertrieben? Rufen Sie uns an unter (08000) 44 17 77 oder beteiligen Sie sich bei YouTube.
