Anna Netrebkos aktuelles Album "Amata dalle Tenebre"
Auf ihrem neuen Album "Amata dalle Tenebre" singt die Sopranistin Anna Netrebko Arien von Komponisten wie Verdi, Wagner und Puccini, begleitet vom Orchester der Scala unter Leitung von Riccardo Chailly.
Die üppige Leuchtkraft ihrer Stimme gehört zu den Markenzeichen von Anna Netrebko. Das ist auch auf dem neuen Album zu erleben. Ein sinnlicher Genuss - egal, ob die Sopranistin als Puccinis "Manon Lescaut" ihre Einsamkeit besingt, oder als Wagners Isolde einen ekstatischen Liebestod stirbt.
Das ist großes Opernkino, von Riccardo Chailly und dem Orchester der Mailänder Scala mit glühender Leinwand-Pracht umrahmt. Aber diese strahlenden Höhepunkte sind nur eine von vielen Facetten. Anna Netrebko nutzt auch ganz andere Farben, wenn sie Frauenfiguren in emotionalen Extremzuständen porträtiert.
In der Arie der Lisa aus Tschaikowskys "Pique Dame" etwa - für mich einer der schönsten Momente - geht sie stellenweise in einen Brustklang mit ziemlich rauen und kehligen Anteilen. Das hat sicher mit der russischen Sprache zu tun, ist aber auch ein starkes Ausdrucksmittel, um den Schmerz der verlassenen Frau in Töne zu fassen.
Anna Netrebko - nicht immer in Form
Eine besondere Magie entfacht die Sängerin in manchen Pianissimo-Passagen, die Chailly und das Orchester sensibel mitflüstern. Wenn Netrebko den Klang abdeckt und trotzdem ihren goldenen Schimmer bewahrt: etwa als Elisabetta aus Verdis Don Carlos.
In solchen Momenten ist die Reife des Timbres zu hören. Und die hat auch ihre Kehrseite. In einigen Arien wirkt Netrebkos Stimme stark beansprucht. Wenn sie sich einzelne Töne relativ angestrengt erkämpft und ihr Vibrato schlackert.
Die Aufnahmen sind im Oktober 2020 und im April 2021 entstanden - und es klingt so, als sei Anna Netrebko bei den beiden Sessions sehr unterschiedlich in Form gewesen.
Gemischter Eindruck
Netrebko ist nicht in jedem Stil und jeder Sprache gleichermaßen zu Hause. Mit den deutschen Texten hat sie ihre Probleme. Und ob ihr Timbre zum anrührenden Klagegesang aus Purcells "Dido and Aeneas" passt, darüber lässt sich streiten.
Insgesamt hinterlässt das Album bei mir einen gemischten Eindruck. Einige Arien sind teilweise ein bisschen mühsam zu hören - und in anderen entfacht Anna Netrebko dann wieder eine Opulenz und Fülle, die eine betörende Wirkung haben kann.
Amata dalle Tenebre
- Zusatzinfo:
- Arien von Richard Strauss, Giuseppe Verdi, Richard Wagner, Francesco Cilea, Gioacomo Puccini, Henry Purcell Anna Netrebko, Orchestra del Teatro alla Scala, Riccardo Chailly
- Label:
- Deutsche Grammophon
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Klassik
