Auf einem Tisch liegen kunstvoll gestaltete Bücher einer Naturkundereihe über Meereslebewesen. © NDR Foto: Svenja Estner

Literaturmesse Buchlust: Die Probleme sind da - die Buchfans auch

Stand: 02.12.2022 18:50 Uhr

Auf der Literaturmesse Buchlust im Literaturhaus Hannover haben Independent-Verlage ihr Programm gezeigt. Auch sie stehen durch die Krise vor Herausforderungen - die Leselust des Publikums ist trotzdem da.

von Svenja Estner

Nach und nach füllt sich das Literaturhaus in Hannover mit lesehungrigen Besucherinnen und Besuchern - 800 waren es insgesamt am Sonnabend. Im Abstand von zwei Metern reihen sich die kunstvoll mit Büchern dekorierten Tische der Verlage aneinander. Große Banner an den Wänden hinter den Ständen verraten dem Publikum, welcher Verlag hier gerade sein Portfolio vorstellt.

Buchlust in Hannover: Kleines Format lädt zum Entdecken ein 

Martina Trauschke studiert die Buchcover des Grazer Verlages Droschl. Sie liebt Bücher und die Buchlust: "Ich freue mich immer schon lange vorher. Die Buchlust ist für mich die bessere Buchmesse, denn durch das kleine Format kann man sich ausführlich mit den Büchern beschäftigen und wunderbare Gespräche mit den Verlagsvertretern führen."

Verlegerin: "Lage aufgrund der Krise momentan sehr schwierig"

Eine dieser Verlegerinnen ist Anna Kindermann, Inhaberin vom gleichnamigen Kindermann Verlag. Der Name ist Programm - ihr Verlag hat sich auf klassische Kinderliteratur in einfacher Sprache spezialisiert. Für Kindermann ist es nicht die erste Messe, aber die erste Buchlust. Sichtbarkeit sei gerade für die unabhängigen Verlage wichtig, betont sie: "Unabhängig bedeutet natürlich auch, auf sich allein gestellt zu sein. Die Lage ist aufgrund der Krise für uns momentan sehr schwierig: hohe Produktionskosten, kleinere Programme und kleinere Auflagen. Wir tun natürlich unser Bestes, dem entgegenzuwirken, mussten aber leider auch die Preise etwas erhöhen. Nun hoffen wir, dass Förderungen geschaffen werden, die uns wirklich unterstützen können."

Kleine Auflagen aus Leidenschaft für die Bücher 

Der Gründer vom Verlag "Edition Korrespondenzen", Franz Hammerbacher, hinter seinem Büchertisch. © NDR Foto: Svenja Estner
Der österreichische Verleger Franz Hammerbacher: "Wir arbeiten in großem Maße durch Selbstausbeutung."

Auch Franz Hammberbacher vom Wiener Verlag Edition Korrespondenzen kämpft mit den Finanzen: "Wir arbeiten natürlich in großem Maße durch Selbstausbeutung, aber wir machen es aus Liebe, aus Leidenschaft für die Bücher, für die Autorinnen und Autoren. Wir wissen genau, wenn wir jetzt noch einen Mitarbeiter einstellen würden, dann müssten wir den auch bezahlen. Dann müssten wir nur noch Bücher verlegen, von denen man ausgehen kann, dass man vielleicht 4.000 Stück absetzt - und das erreichen wir mit unseren Büchern nur vereinzelt. Große Verlage können sich das nicht leisten, Bücher zu machen, von denen man realistischerweise nicht mehr als 100 Stück verkaufen kann."

Fritzi Haberland liest Ingrid Lausund 

Neben den vielen Buchständen lesen im benachbarten Künstlerkino Autorinnen und Autoren aus ihren Werken vor. Darunter auch die Sprecherin und mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin Fritzi Haberland (Tatort). Sie liest Auszüge aus "Bin nebenan. Monologe für Zuhause" von Ingrid Lausund - bekannt durch ihre Drehbücher der Comedyserie "Der Tatortreiniger". Auf das Hörbuch müssen Fans der Autorin aber noch warten, da es nicht pünktlich zur Buchmesse geliefert werden konnte.

"Schön, im überschaubaren Rahmen Verlage kennenzulernen"

Das Publikum macht Haberland damit glücklich - und sie selbst ist es auch. Die Schauspielerin hat die kleine Messe sofort ins Herz geschlossen: "Sie vertritt alternative Verlage und ich lese super gerne. Als ich durchgegangen bin, dachte ich: Eigentlich will ich hier viel mehr Zeit hier verbringen und mir jedes Buch genauer angucken. Es ist einfach schön, in diesem überschaubaren Rahmen engagierte Verlage kennenzulernen."  

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Art:
Ausstellung
Datum:
Ende:
Ort:
Literaturhaus Hannover
Sophienstraße 2
30159 Hannover
Telefon:
0511 / 16 84 12 22
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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassikboulevard | 20.11.2022 | 14:20 Uhr

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